Quasi aus dem Nichts poppt Zug plötzlich auf der Schweizer Tennislandkarte auf: In der letzten Juliwoche werden beim Tennisclub Zug erstmals die Zug Open über die Bühne gehen. Ein internationales Turnier mit regionalen Gesichtern.
Die Schweiz ist nicht erst seit den Titeln und Triumphen von «King Roger» Federer eine Tennisnation, bereits davor ebneten SpielerInnen wie Marc Rosset und Martina Hingis den Weg und liessen das Interesse der Bevölkerung am Sport mit dem gelben Filzball stetig wachsen. Auch für die Zeit nach dem «GOAT» (?) und Stan Wawrinka ist das Schweizer Tennis mit Olympiasiegerin Belinda Bencic oder Riesentalent Dominic Stricker bestens aufgestellt.
Die Dichte an hochklassigen Tennisturnieren hierzulande kann da nicht ganz Schritt halten. Zwar warten die Swiss Indoors Basel und die Swiss Open Gstaad immer wieder mit illustren Namen im Teilnehmerfeld auf. Seit 2015 hat auch Genf wieder ein ATP-250-Turnier und die WTA-Tour macht halt in Lausanne für ein 250er-Turnier. Doch mangelt es gerade eine Stufe darunter, auf Challenger-Ebene, an Breite. Immerhin kam im vergangenen Jahr das Turnier in Lugano wieder auf die Challenger-Landkarte zurück, nachdem es davor 2010 zum bislang letzten Mal ausgetragen wurde. Daneben fand 2021 einzig in Biel ein Schweizer ATP-Challenger-Turnier statt.
Gleich die Nummer vier
2022 wird diese Liste nun um einen Standort erweitert: Zug. Und während die Turniere in Biel und Lugano ATP-80-Turniere sind, steigt jenes in Zug gleich auf der Stufe ATP 100 ein, sprich es gibt 100 Weltranglistenpunkte zu gewinnen. So avanciert dieses sogleich zum viertgrössten Schweizer Tennisturnier auf Herrenseite.
Stattfinden werden die Zug Open, wie das Turnier heissen wird, vom 24. bis 31. Juli beim Tennisclub Zug am Neufeldweg. Neben dem Standort steckt auch im OK Zug drin, so amtet Gaston Della Casa neben Gabriel Okmian als Co-Turnierdirektor. Della Casa ist Geschäftsführer der Immobilienfirma Della Casa Group mit Sitz in Hünenberg. Ebenfalls Teil des OK sind der Zuger Kantonsrat Rainer Leemann, Raphael Okmian und als Managing Director Jeremy Donath, der unter anderem auch als Manager des Schweizer Tennisspielers Marc-Andrea Hüsler amtete.
Aus Spass wurde Ernst
Donath erklärt, wie die Zug Open zustande gekommen sind: «Vor rund zwei Jahren frotzelten wir mit einigen mit dem Tennis verbundenen Leuten, dass wir theoretisch selbst ein Tennisturnier auf die Beine stellen könnten. Wir realisierten dann, wie wir aus verschiedenen Bereichen viel Know-how mitbringen und gut vernetzt sind – so wurde aus der Idee plötzlich Ernst.» So schnell die Idee geboren war, so rasch ging es im Anschluss, innerhalb von rund dreieinhalb Monaten stand die Planung der Zug Open zu einem grossen Teil bereits und Ende November erhielt man die Lizenz.
Ursprünglich war der Plan, ein Future-Turnier für den Nachwuchs zu organisieren, doch habe man realisiert, dass sich bei einem Challenger-Turnier der (finanzielle) Mehraufwand in Grenzen hält. «Wir haben Kontakt mit Swiss Tennis aufgenommen und konnten umgehend auf die Expertise des Verbands zählen, dies machte die rasche Organisation überhaupt erst möglich», sagt Donath.
Mit Federica Giovannini sitzt nun auch eine Vertreterin von Swiss Tennis im OK. Sie war bereits bei der Organisation des Challenger-Turniers in Biel involviert. Auf die Erfahrung Giovanninis können nun die Organisatoren der Zug Open zählen und auch auf das Know-how der eigenen Leute. So weiss Donath als ehemaliger Eventmanager bei deim Kinderspital Zürich und beim Züri Fäscht, was es bedeutet, einen Grossanlass auf die Beine zu stellen. Obwohl die Dimensionen bei den Zug Open noch etwas kleiner sein werden – an Ehrgeiz mangelt es den Organisatoren nicht. In einigen Jahren sollen die Zug Open mindestens zu einem ATP-125-Turnier aufsteigen, der höchsten Klasse auf Challenger-Stufe.
Mit den Profis auf dem Platz stehen
Auch für die erste Austragung sind die Ziele hoch, man wolle beim Turnier eigene Akzente setzen, sagt Donath. Dazu gehört, den Tennisstandort Zug zu fördern und mit dem Anlass der Region Zug und der Regionalvereinigung Zug Tennis etwas zurückzugeben. «Dies wollen wir unter anderem dadurch erreichen, indem wir den Schweizer Talenten eine Möglichkeit bieten, hierzulande anzutreten und auf regionale Partner setzen», so Donath, wobei es noch etwas zu früh sei, um in Bezug auf Partner bereits Namen nennen zu können.
Und auch der Nachwuchs soll nicht zu kurz kommen. Denn die BesucherInnen werden nicht «nur» durch hochklassiges Tennis unterhalten, sondern ist auch ein breites Rahmenprogramm mit Festzelt, Gastronomie, einem VIP-Event und Unterhaltungsangeboten für die Kinder geplant. Donath sagt: «Falls es die epidemiologische Lage erlaubt, würden wir zudem gerne einen Kids Day organisieren, an dem die Jungs und Mädchen mit den Spielern auf dem Platz stehen können.» Da das Finale am 31. Juli stattfinden wird, überlege man sich ausserdem, etwas mit Bezug zum 1. August zu organisieren.
Springen die ZugerInnen auf den Tenniszug auf?
Jeremy Donath räumt ein, dass die Organisation eines neuen Events zu Pandemiezeiten mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Doch seien sie überzeugt davon, dass es funktionieren kann, auch in finanzieller Hinsicht. «Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Organisation eines Tennisturniers auch in diesen Zeiten absolut geht. Wichtig ist, das Turnier einmal durchzuführen und anschliessend eine erste Bilanz zu ziehen.»
Teil dieser wird auch sein, wie viele ZuschauerInnen an die Zug Open strömen (dürfen). Die Tribünen sind auf jeden Fall bestellt, rund 500 Tennisfans werden sie fassen, mit den Plätzen in den Zelten könne man bis zu 600 bis 700 ZuschauerInnen pro Tag begrüssen, so Donath. Und falls der Andrang noch grösser ausfallen sollte, seien zusätzliche Tribünen schnell organisiert.
Um die Bevölkerung für das Turnier begeistern zu können, bleibt der Tennissport und somit ein attraktives Teilnehmerfeld das wichtigste Argument. Spielernamen kann Donath hierbei jedoch noch keine nennen, da die meisten Spieler ihre Teilnahme an Turnieren erst zwei bis drei Wochen im Voraus fixieren. Man schiele auch auf jene nicht allzu fernen Turniere, die in unmittelbarer zeitlicher Nähe stattfinden wie Kitzbühel und Gstaad, wobei letzteres in der Woche davor über die Bühne geht. Scheitert ein Spieler im Berner Oberland unerwartet früh, könnte das die Möglichkeit für die Zug Open sein. «Generell erwarten wir, Spieler zu verpflichten, die in der Weltrangliste zwischen den Positionen 70 und 150 liegen, vielleicht mit einem Top-50-Spieler als Highlight», blickt der Diplomatie-Student voraus.
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