Unsere Gene bestimmen unsere Gesundheit und haben eine unveränderbare Wirkung, so der allgemeine Tenor. Dem widerspricht die Epigenetik allerdings. Dieses Fachgebiet der Biologie erforscht, wie wichtige Schaltstellen von Genen positiv beeinflusst werden können, um Krankheiten vorzubeugen. Genügend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind dabei das A und O.
Durch einen gesunden Lebensstil ist es möglich, das Erbgut des Körpers so zu verändern, dass genetisch vorprogrammierte Erkrankungen verhindert werden können. Dies mag erstmal weit hergeholt klingen. Doch findet die Wissenschaft immer mehr Strategien, wie der Mensch seinen Körper in bester Gesundheit bewahren kann. Dazu gehört in Zukunft wohl auch die Kuration von erwünschten und unerwünschten Genen, wenn auch auf eine etwas abstrakte Weise. Genau bestimmen, wie die Gene auf den Körper wirken sollen, können wir nicht, doch durch genügend Sport und eine ausgewogene Ernährung können wir unerwünschten Genen auf jeden Fall trotzen.
Unsere Gene gelten als die Hardware des Körpers und lange Zeit wurde angenommen, dass sich diese überhaupt nicht verändern lassen. Tatsächlich haben Gene für unsere Gesundheit eine geringere Bedeutung als bislang angenommen, denn nur ein Teil des Erbguts ist zu einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt aktiv. Der Rest der verschlüsselten Erbinformation ist zwar in der DNS vorhanden, kann jedoch für kürzere oder längere Zeit ausgeschaltet bleiben. Zum Beispiel kann eine Person das Erbgut für eine Krankheit in sich tragen, jedoch nie an dieser leiden, da die entsprechenden Gene nicht aktiviert werden.
Die Wissenschaft, die sich mit dem De- und Aktivieren von Genprogrammen in der DNS durch Aussenfaktoren befasst, nennt sich Epigenetik. Einer der Grundsätze der Epigenetik besagt, dass unser Leben, also alle Reize und Eindrücke, die wir erleben, die Aktivität unserer Gene beeinflusst. Mit etwas Strategie ist es folglich möglich, das bewusst zu tun; ob durch Sport, Schlaf, die Pflege der geistigen Gesundheit oder die Ernährung.
Eine geschickte Kuration
Während die DNS statisch bleibt, kann sich durch unsere Lebensweise vieles in der RNS verändern. Die RNS ist ein Sammelbegriff für Säuren, die im Zellkern und um die DNS herum zu finden sind. Sie kopiert und dekodiert die in der DNS gespeicherten Informationen um, sodass diese vom Körper auch verwendet werden können. Genauer gesagt erstellt die mRNS durch die in der DNS gespeicherten Informationen Baupläne für Proteine. Diese Proteine werden anschliessend anhand der mRNS produziert, wenn diese den Zellkern verlässt. Das bedeutet, dass es statt der DNS vielmehr die einsträngige mRNS ist, welche entscheidet, was mit den in der DNS gespeicherten Informationen passiert. Die mRNS lässt sich als die Software des Körpers beschreiben. Entsprechend lohnt es sich zur Erhaltung der Gesundheit, die flexible und modifizierbare mRNS näher zu betrachten und zu unterstützen, statt sich mit der DNS selbst zu befassen.
Allgemein gesagt beeinflusst ein gesunder Lebensstil vor allem die Aktivität der mRNS, trägt jedoch auch erheblich zur Gesundheit und Erhaltung der DNS selbst bei. Folglich wird durch ein gesundes Leben die in den Genen gespeicherte Information besser erhalten, die Zerstörung der DNS in Form von Krebs vorgebeugt und eine vorteilhafte Kuration der Baupläne für Proteine gefördert. Auf welche Weise genau die Aktivität der Gene beeinflusst werden kann, ist wissenschaftlich jedoch noch nicht genau belegt. Unbestreitbar ist hingegen, dass der gesamte Körper durch angewandte Epigenetik von gründlicheren Stoffwechselprozessen, effizienteren Reparaturprogrammen und sogar von mehr aktivierten Genen, die Krebs vorbeugen, profitiert. Auch können vorteilhafte Gene aus einem stillgelegten Modus wieder aufgeweckt und aktiviert werden. Welche Nährstoffe dafür besonders nützlich sind und wie die Gene tatsächlich umprogrammiert werden können, erforscht die Wissenschaft aktuell.
Zellschutz durch den Magen
Durch die Forschung in der Epigenetik hat sich ein neuer Ernährungstrend namens Epi-Food entwickelt. Dabei wird auf natürliche Stoffe gesetzt, welche die Funktion der RNS fördern. Dazu gehören typische antientzündliche Lebensmittel wie Kurkuma, die in der Küche ähnlich wie Ingwer zum Einsatz kommt. Die orangefarbene Wurzel enthält wertvolle Antioxidantien, welche die Zellen vor freien Radikalen schützen. So heissen schädliche Moleküle, Ionen und Atome, die sehr reaktiv sind, Zellen angreifen und Krebs verursachen können.
Auch Grüntee ist gemäss einer Studie der ETH Zürich so gesundheitsfördernd, dass er nicht bloss äusserst reich an Antioxidantien, sondern voller Pro-Oxidantien ist. Somit ist er besonders effektiv für die günstige Funktion der mRNS und hemmt Krebsgene so erfolgreich, dass er sogar als lebensverlängernd gepriesen wird.
Wertvolle Nährstoffe im Salat
Was Gemüse anbelangt, so enthält dunkles Gemüse besonders viele Antioxidantien. Wer also seine Zellen unterstützen will, greift zu Rucola, Broccoli, Kresse und den verschiedenen Kohlsorten. Jene Gemüsesorten enthalten den sekundären Pflanzenstoff Sulforaphan, der die Bildung von körpereigenen antioxidativen Proteinen fördert. Durch Kochen wird die Wirkung dieses Biostoffs jedoch stark vermindert, deswegen ist es wichtig, das Gemüse nach dem Kleinschneiden etwa 40 Minuten lang ruhen zu lassen. Während dieser Zeit entsteht eine biochemische Reaktion und mit ihr ein hitzeresistenter Pflanzenstoff, dank dem das Sulforaphan auch nach dem Kochen erhalten bleibt.
Dunkelgrünes Blattgemüse ist auch ein willkommener Anblick auf dem Teller, weil es reich an Magnesium ist. Dieses ist für viele Enzyme, die chemische Reaktionen im Körper möglich machen, nicht wegzudenken. Ebenfalls haben die dunklen Blätter im Vergleich zu anderem Gemüse den höchsten Gehalt an Folsäure, welche auch als Vitamin B9 bekannt ist. Auf diesen Nährstoff kann der Körper nicht verzichten, denn er ist zentral für die Teilung und Neubildung von Zellen. Fehlt es dem Körper an Magnesium und Folsäure, kann der ganze biochemische Prozess in den Zellen erheblich ausgebremst werden.
Eine Handvoll Hülsenfrüchte rundet einen Salat aus Epi-Foods perfekt ab, denn Linsen, Bohnen, Erbsen und Kichererbsen stecken voller Eiweiss und den Vitaminen B2 und B6. Nun fehlt nur noch das B12-Vitamin, um die für die Epigenetik wichtigen B-Vitamine zu vervollständigen. Dieses ist in grossen Mengen in Algen und Tofu zu finden. Beeren und rote Trauben fördern ebenfalls den Zellschutz und enthalten wertvolle Biostoffe, die das Epigenom unterstützen. Auch sind sie voller Antioxidantien – Brombeeren weisen dreimal so viel davon auf wie Äpfel und zehnmal so viel wie Bananen. Ob zum Frühstück oder als gesundes Dessert tragen diese Beeren also erheblich zur langfristigen Gesundheit der Zellen bei.