Wie der Marienkäfer im Garten punktet

Glücksbringer im Garteneinsatz

Der meist rot gefärbte Glücksbringer ist stets ein willkommener Gartengast, und das nicht nur wegen des positiven Aberglaubens – als eifriger Schädlingsbekämpfer ersetzt der Marienkäfer eine gute Dosis an chemischen Mitteln gegen gefrässige Insekten. Doch das ist nicht die einzige Stärke des kleinen Krabbeltierchens.

Ein Insekt, das wohl von den wenigsten gefürchtet wird und äusserst selten Ekel hervorruft – der kleine Marienkäfer. Nicht nur sieht er süss aus, er ist auch als gefrässiger Schädlingsfeind bekannt. Das ist einer der Gründe, weshalb sich Gartenbesitzer stets freuen, dieses Insekt im Beet zu entdecken.

Obwohl er dann nicht so hübsch aussieht, ist der Marienkäfer vor allem im Larvenstadium nützlich für den Garten, weil er dann auf Jagd geht. Damit der Nachwuchs genug Futter findet, legen Marienkäfer ihre Larven gezielt in der Nähe von Kolonien von Blattläusen oder ähnlichen Insekten wie Milben und Wollläusen ab. Die geschlüpften Larven müssen ordentlich wachsen, weswegen sie täglich bis zu 350 Blattläuse verzehren. Bei guten Bedingungen hat eine Larve nach rund drei Wochen 5’000 Läuse gefressen und ist bereit, sich für vier bis fünf Tage zu verpuppen, bis aus der Puppe ein Marienkäfer schlüpft.

Ein talentierter Schädlingsbekämpfer

Durch ihre Gefrässigkeit tragen die Marienkäfer zum Gleichgewicht der Ökosysteme und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Weil sie pflanzenschädliche Insekten fressen, schränken sie Pflanzenschäden sowie die Ausbreitung von Krankheiten ein, indem sie potenzielle Wirte dieser fressen. Sogar der erste Fall einer erfolgreichen biologischen Schädlingsbekämpfung ist dem Marienkäfer zu verdanken. Die australische Marienkäferart Rodolia cardinalis wurde 1889 nach Kalifornien exportiert, um eine aus Australien eingeschleppte Schildlaus zu bekämpfen, die in Zitrusfeldern ihr Unwesen trieb. In Europa wurde derweil der Asiatische Marienkäfer als natürlicher Schädlingsfeind verbreitet. Als negativer Nebeneffekt verdrängt er allerdings die hierzulande einheimischen Marienkäferarten.

orange Asiatische Marienkäfer auf Blatt

Der orange Asiatische Marienkäfer ist die giftigste Art des Glücksbringers. Bild: PongMoji / Depositphotos

Marienkäfer sind nicht nur Jäger, sondern auch Beute. Sie stellen für viele Tiere wie Vögel, Amphibien und Spinnen eine wichtige Nahrungsquelle dar. Wobei manche Arten des Käfers bis zu einem grösseren oder geringeren Grad giftig sind, sodass sie für ein kleines Tier, das den Marienkäfer verspeist, tödlich sein können. Wer schon mal einen Marienkäfer irritiert hat, hat vielleicht das gelbe Sekret bemerkt, welches er ausscheidet, wenn er sich bedroht fühlt. Dieses Gift verbreitet einen schlechten Geruch und hat auch einen ekligen Geschmack. Für Menschen ist diese Flüssigkeit harmlos, für Ameisen jedoch tödlich und für Vögel unangenehm.

Ihren Giftigkeitsgrad signalisieren Marienkäfer Fressfeinden gegenüber mit ihrer Färbung. Je greller die Farbe, desto giftiger der Käfer – dieses Signal verstehen auch Vögel und fressen die giftigeren roten, orangen und gelben Marienkäfer viel weniger oft als die milderen schwarzen und braunen. Diese Methode, sich vor Fressfeinden zu schützen, wird in der Fachsprache Aposematismus genannt. Generell lassen sich an der Färbung sowie der Anzahl an Punkten auf dem Käfer die verschiedenen Arten des Marienkäfers unterscheiden.

Glücksbringer für die Umwelt

Die unterschiedliche Färbung ist auch für Forschende sehr praktisch, da sie dadurch die verschiedenen Marienkäferarten leicht auseinanderhalten können und sie sich von anderen Käfern optisch abheben. Die Vielfalt des Marienkäfers ist ein wichtiges Spiegelbild für den Zustand der Natur: Wie viele verschiedene Arten des Käfers in einem Gebiet zu finden sind, kann als Indikator für die lokale Umweltqualität sowie die biologische Vielfalt dienen. Je unterschiedlicher die Marienkäfer sind, desto komplexer und reichhaltiger ist das Ökosystem, denn die verschiedenen Farben zeugen von komplexeren Interaktionen zwischen den Arten innerhalb des Ökosystems, was ein reiches Ökosystem ausmacht. Dieses aufrechtzuerhalten und zu fördern ist wichtig, weil dann die Umwelt umso widerstands- und anpassungsfähiger gegenüber Belastungen und Störungen ist. Das Aufrechterhalten der Artenvielfalt ist auch der Hauptgrund, weshalb es den Marienkäfer zu unterstützen gilt.

Ein grünes Gartenbeet

Marienkäfer und viele andere lokale Insekten bevorzugen Gärten mit einheimischen Blumen und Kräutern. Bild: katerynka / Depositphotos

Aktuell sind Marienkäfer weltweit stark verbreitet und zählen über 6’000 Arten, doch reagieren die süssen Gartenbewohner empfindlich auf den Klimawandel und die Umweltverschmutzung. Beide Faktoren schränken ihren Lebensraum ein, weswegen immer weniger der Krabbeltiere anzutreffen sind. Die wärmeren Sommer und milderen Winter bringen die Lebenszyklen der Insekten durcheinander und können sogar die Dynamik von Marienkäferpopulationen verändern, indem die Insekten zum Beispiel zu früh aus der Winterstarre erwachen und bei plötzlichem Frost sterben. Solche Unregelmässigkeiten beeinträchtigen die Fähigkeit der Käfer zur Schädlingsbekämpfung sowie zur Anpassung an neue Umweltbedingungen, womit der Teufelskreis sich schliesst.

Die Umweltverschmutzung beispielsweise durch chemischen Insektenschutz macht dem Marienkäfer wie auch zahlreichen anderen nützlichen Insekten schwer zu schaffen. Wenn die Pestizide die Käfer nicht direkt sterben lassen, können sie ihre Fruchtbarkeit stark einschränken und so die Anzahl der Insekten drastisch verringern. Deswegen wird insektenfreundlichen Gärtnern empfohlen, auf mildere schädlingsbekämpfende Mittel zu setzen – zum Beispiel auf die biologische Schädlingsbekämpfung mittels Pilzen, Viren oder nützlichen Insekten wie eben dem kleinen roten Glücksbringer.

Nahrung und Verstecke im eigenen Garten

Um den Marienkäfer im eigenen Garten zu unterstützen, können einheimische Pflanzen wie zum Beispiel Schnittlauch, Dill, Kamille, Fenchel und Kümmel angepflanzt werden. Auch Klatschmohn, Schafgarbe und Ringelblumen locken die roten Käfer an. Genau genommen sind es die Pollen dieser Pflanzen, welche ausgewachsene Marienkäfer anlocken, weswegen man die Pflanzen am besten üppig blühen lässt. Mit einem einfachen Garten mit lokalen Pflanzen und einer Fläche mit Sand und Steinen, wo sich Insekten verstecken können, schaffen Hobbygärtnerinnen wichtigen Lebensraum für Krabbeltiere wie den Marienkäfer. Praktischerweise verlangen solche Gärten eher wenig Pflege und erfordern ebenso geringen monetären Aufwand. Auch Amphibien und kleine Tiere schätzen die Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten, die solche Gärten mit sich bringen.

Marienkäfer legt Eier auf Stengel

Aus solchen gelben Eiern schlüpfen gefrässige Larven des Marienkäfers. Bild: Stroppy1 / Depositphotos

Wer seinen Garten nicht verändern, doch trotzdem Marienkäfer anlocken möchte, kann es mit dem Duft von Holunderblüten versuchen. Man nehme dazu einen Liter Wasser und koche ihn mit etwa 100 Gramm Holunderblüten auf. Danach lässt man das Gemisch über Nacht stehen und kann am nächsten Tag die Blüten aussieben. Mit zusätzlichen zwei Liter Wasser vermischt, lässt sich die Flüssigkeit im Garten versprühen und lockt mit ihrer Süsse die roten Käfer an. Mit etwas Glück finden die angelockten Marienkäfer genug Blattläuse an den Pflanzen im Garten vor, um ihre Eier hier zu legen. Auch wenn nur ein Marienkäfer im Garten dies tut, ist das schon etwas wert, denn die Käfer legen an einem Ort stets gleich mehrere der gelben Eier ab. Je nach Art legt ein Käfer im Frühjahr insgesamt 200 bis 2’000 Eier an Ästen, in Baumritzen und auf Blattunterseiten ab. Anschliessend können sich Gartenfreunde bereits innert einer Woche über lausfressende Marienkäferlarven freuen.

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