Wallfahrt von «Kirche in Not (ACN)» mit Abt Nikodemus Schnabel aus Jerusalem

Solidarität in Einsiedeln

Das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» lädt am Sonntag, 26. Mai, zur Wallfahrt in die Benediktinerabtei Maria Einsiedeln ein. Abt Dr. Nikodemus Schnabel OSB aus Jerusalem ist Hauptzelebrant beim Pontifikalamt um 9:30 Uhr in der Klosterkirche. Anschliessend werden um 11:30 Uhr alle Pilger zum Mittagessen eingeladen. Zudem findet um 13:30 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema «Heiliges Land – Christen zwischen den Fronten: Veränderung in Gesellschaft und Kirche» statt.

Seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 herrscht wieder offener Krieg im Heiligen Land. Die christliche Minderheit gerät dabei zwischen die Fronten und wird oftmals vergessen. Im Gazastreifen leben rund 1000 palästinensische Christen, die von akuter Not bedroht sind. Weitere 10’000 in Ostjerusalem und 37’000 im Westjordanland sind zudem schwer von dieser Situation getroffen, auch wenn sich die Kämpfe auf den Gazastreifen konzentrieren.

Massenentlassungen, die fast vollständige Stilllegung des Tourismussektors und strenge Bewegungseinschränkungen haben dazu geführt, dass viele christliche Familien ihre Einkommensquellen verloren haben und nun ums Überleben kämpfen. Auf israelischem Staatsgebiet halten sich lokalen Angaben zufolge um die 100’000 christliche Migranten und Asylsuchende auf. Das Lateinische Patriarchat hat für sie im Jahr 2021 ein eigenes Vikariat für Migranten und Asylsuchende eingerichtet. Bis zu seiner Abtswahl wurde es von Pater Dr. Nikodemus Schnabel aus der deutschsprachigen Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg geleitet.

Christen zwischen den Fronten

Palästinenser – Muslime und Christen – werden zunehmend gesellschaftlich an den Rand gedrängt. Zudem sind Christen immer massiverer Gewalt sowohl durch ultra-orthodoxe jüdische wie auch islamistische Fundamentalisten ausgeliefert. Das Tragen einer Kreuzkette in der Öffentlichkeit kann bereits ausreichen, um massiv verbal und körperlich angegangen zu werden. Als kleine Minderheit zwischen den Fronten, die sich beide zunehmend radikalisieren, wird das Leben für Christen im Heiligen Land mit jedem Tag gefährlicher. Abt Nikodemus wird in Jerusalem praktisch täglich angespuckt. Als er vor 20 Jahren herzog, passierte ihm das vielleicht alle sechs Monate.

Die Schule der Rosenkranzschwestern in Gaza nach der Bombardierung
Die Schule der Rosenkranzschwestern in Gaza nach der Bombardierung, Dez. 2023. Bild: «Kirche in Not (ACN)»
Schwester Nabila vor der bombardierten Schule der Rosenkranzschwestern in Gaza
Schwester Nabila vor der bombardierten Schule der Rosenkranzschwestern in Gaza, Dez. 2023. Bild: «Kirche in Not (ACN)»
Victor Tabash steht in seinem Souvenirladen in Bethlehem.
Victor Tabash betreibt einen Souvenirladen in Bethlehem. Seit dem 7. Oktober 2023 fehlen die Touristen und er bangt um seine Existenz. Bild: «Kirche in Not (ACN)»
Susanne Brunner, Auslandchefin Radio SRF, steht auf einem Balkon
Susanne Brunner, Auslandchefin Radio SRF. Bild: Thilo Remini
Porträt von Chorbischof Pater Paulus Sati CSsR
Chorbischof Pater Paulus Sati CSsR, Irak und Ägypten. Bild: «Kirche in Not (ACN)»

Christen werden auch Opfer in Gaza. Seit Ausbruch der Kriegshandlungen kamen in Gaza schon mindestens 30 der total 1000 Christen ums Leben. Von ihnen sind rund 130 Katholiken.

Gezielte Hilfe für die Christen vor Ort

«Kirche in Not (ACN)» unterstützt die leidenden Menschen im Heiligen Land durch vielfältige Projekte – in den vergangenen Monaten mit insgesamt CHF 700’000. So wird eine Initiative des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem (LPJ) unterstützt, um die dauerhafte Versorgung der Familien in den isolierten christlichen Gemeinden im Gazastreifen mit grundlegenden Gütern wie Hygieneartikeln, Medikamenten, Lebensmitteln und Treibstoff sicherzustellen.

Im Westjordanland und in Ostjerusalem wird den Christen vorrangig mit medizinischer Versorgung, Lebensmittelgutscheinen sowie Unterstützung zur Sicherung des Lebensunterhalts, insbesondere für Mietzahlungen und die Zahlung von Rechnungen für Wasser und Strom, geholfen. Zudem mussten Hunderte Christen aufgrund des Krieges fliehen. Ihnen werden nun Unterkünfte – hauptsächlich in Klöstern, Pilgerherbergen und anderen kirchlichen Einrichtungen – zur Verfügung gestellt. Um diese Hilfe ermöglichen zu können, bittet das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» im Rahmen der Wallfahrt um Unterstützung.

Solidarität in Einsiedeln

«Kirche in Not (ACN)» lädt zur Wallfahrt nach Einsiedeln ein, um den Schutz der Muttergottes zu erbitten. In der Heiligen Messe wird den notleidenden Menschen im Heiligen Land gedacht und für Frieden und Versöhnung gebetet. Das Podiumsgespräch soll helfen, die komplexe Situation im Heiligen Land besser zu verstehen.

«Kirche in Not (ACN)» ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das 1947 als Ostpriesterhilfe gegründet wurde. Es steht mit Hilfsaktionen, Informationstätigkeit und Gebet für bedrängte und notleidende Christen in ca. 130 Ländern ein. Seine Projekte sind ausschliesslich privat finanziert. Das Hilfswerk wird von der Schweizer Bischofskonferenz für Spenden empfohlen.

Dr. Nikodemus Schnabel OSB (*1978 Stuttgart), Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem, und Msgr. Paulus Sati CSsR (*1978 Irak), Chorbischof und Verantwortlicher für die nationale Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in der katholischen Kirche Ägyptens, diskutieren über die Lage im Heiligen Land. Die Moderation übernimmt Susanne Brunner (*1964 Wetzikon), Auslandchefin bei Radio SRF. Zwischen 2018 und 2022 war sie Korrespondentin von Radio SRF und für SRF News im Nahen Osten.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Einzig für das Mittagessen im Dorfzentrum ZWEI RABEN Einsiedeln ist eine Anmeldung unter www.kirche-in-not.ch bis am 8. Mai erforderlich.

Spendenaufruf von Kirche in Not

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