Stelleninserate für die Generation Z

Unterstützung bei der Lehrstellensuche

Die Frage, in welche berufliche Richtung sie gehen wollen, kann Jugendliche schon mal in eine kleine Sinnkrise stürzen. Mit verschiedenen jugendgerechten und visuell attraktiven Angeboten soll den SchülerInnen nicht nur die Berufswahl vereinfacht werden, sondern auch der Bewerbungsprozess aufgelockert werden.

Praktisch mit der Einschulung werden wir mit der Frage konfrontiert, was wir später einmal werden möchten – in beruflicher Hinsicht. Zu Beginn überwiegt noch die spielerische Note, klassische Berufswünsche wie Astronautin oder Feuerwehrmann stehen seit Jahrzehnten ganz oben auf der Liste. Doch schon bald wird aus dem Träumen Ernst – kaum im Teenageralter angekommen und dabei, die eigenen Interessen herauszuspüren, soll man auch schon mit der Lehrstellensuche beginnen und damit verbunden, eine berufliche Richtung einschlagen.

Vorlieben und Leidenschaften in ein Berufsbild zu giessen, ist dabei für viele Jugendliche nicht ganz einfach und nicht für jedes Hobby existiert ein adäquates Lehrstellenangebot – trotz über 250 verschiedener Lehrberufe. Überwiegt bei der Lehrstellensuche die Unsicherheit, besteht die Möglichkeit, sich Hilfe und Unterstützung bei der Berufsberatung zu holen. Eine mit wesentlich tieferen Hürden verbundene Alternative bietet Yousty, das grösste Lehrstellenportal der Schweiz. Eines seiner Angebote ist der Berufs-Finder. Damit können die Jugendlichen innert weniger Minuten anhand von online ausgefüllter Fragen ihren Beruf der Wahl, der ihre Interessen widerspiegelt, finden.

In einem zweiten Schritt gibt es für SchülerInnen ab Ende der zweiten Oberstufe die Möglichkeit, den Berufs-Check zu absolvieren, wo die schulischen und intellektuellen Fähigkeiten getestet werden. Im Anschluss kann über ein Matching-Tool nach einem Beruf gesucht werden und man erhält eine Auswertung, wie gut der Beruf zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt.

Klassische Inserate waren gestern

Stefanie Näf, Kommunikationsbeauftragte bei Yousty, betont in diesem Zusammenhang, dass diese Angebote im Prozess der Berufswahl ein erster Schritt seien. «Danach sind aber natürlich Schnupperlehren entscheidend, denn dort sehen Jugendliche und Lehrfirmen gemeinsam, ob es passt.» 

Yousty

Das Team von Yousty unterstützt die Jugendlichen auf ihrem Weg ins Berufsleben. Bild: Facebook Yousty

Lehrbetriebe können laut Näf im Bewerbungsprozess neben Transparenz und schnellen Rückmeldungen auch mit einem visuell attraktiven, jugendgerechten Auftritt punkten. Entsprechend ist Yousty auch nicht die einzige Plattform, die über einen innovativen, auf die Generation Z zugeschnittenen Ansatz versucht, die SchülerInnen zu erreichen. So hat sich das Luzerner Start-up Jobeagle zum Ziel gesetzt, eine Alternative zum klassischen Stelleninserat zu schaffen. Der «völlig veraltete Rekrutierungsprozess» soll abgelöst werden durch eine Plattform, die kurze, einfache und unterhaltsame Jobinserate ermöglicht. 

Seit Anfang Juni ist Jobeagle online und bietet die Möglichkeit, Inserate im Stile von Instagram-Stories zu gestalten. Multimedialität steht dabei im Vordergrund: Animation und Bild werden nur durch einen kurzen Text ergänzt. Auf diese Weise sollen die Unternehmen einen Einblick in ihre Firmenkultur gewähren und das Team vorstellen können. Der Rest läuft im Sinne eines «Job-Tinders» ab. Spricht einen eine Stelle an, swipt man nach rechts und schon erhält das Unternehmen ein anonymisiertes Profil zugesendet. Sagt dieses wiederum dem Unternehmen zu, entsteht ein Match und die beiden Parteien können sich bei einem Chat kennenlernen.

Jeder ein Kantischüler? 

Es sind unter anderem Tools wie diese, mithilfe derer von verschiedener Seite versucht wird, die Berufslehre wieder attraktiver zu machen. Denn gleich mehrere Kantone haben damit zu kämpfen, dass die Gymnasialquote immer weiter ansteigt. Im Kanton Zug ist diese Tendenz besonders ausgeprägt. So verzeichnet das Langzeitgymnasium heuer eine Rekordquote: 25.5 Prozent wechseln an die Kanti, ohne Privatschulen sind es gar 28.4 Prozent und nur auf die Stadt Zug bezogen 37 Prozent. Gemäss Bildungsdirektor Stephan Schleiss liegen mögliche Erklärungsansätze in «Akademikereltern, Expats, ein sich verstärkender Trend, weil immer mehr Kinder aus der Nachbarschaft ans Langzeitgymnasium gehen» begründet, wie er gegenüber der «Zuger Zeitung» erklärte.

Kanti Zug

Wie hoch sollte die Gymnasialquote idealerweise sein? Im Bild die Kantonsschule Zug. Bild: Instagram Kantonsschule Zug

Schleiss beäugt die Entwicklung kritisch: «Noch vor wenigen Jahren waren wir kantonsweit bei unter 20 Prozent. Darunter leidet nicht nur die Berufsbildung, sondern alle Bildungswege, die an die Sek anschliessen», lässt er sich in einer Mitteilung der Zuger Bildungsdirektion zitieren. Es leide auch die Sek selbst, weil ihr die besten Schülerinnen und Schüler fehlen. Auch dem Langzeitgymnasium sei nicht geholfen, wenn es sein Profil nicht behält. «Die Bildungswege geraten aus dem Gleichgewicht», so der Bildungsdirektor.

Der Zuger Regierungsrat will nun handeln und die Quote verstärkt lenken. Die Frage ist bloss, was das geeignetste Instrument dafür ist. Eine Übertrittsprüfung bei erfüllten Kriterien, was Notendurchschnitt, Lern- und Sozialkompetenzen anbelangt, ist dabei eine Möglichkeit. Eine andere wäre eine einsemestrige Probezeit plus Selektionshürde. Wobei dies zusätzlichen Druck für die Erstsemestrigen mitbrächte und generell eine Steuerung beim Übertritt als zielführender angesehen wird als auf eine Verschärfung der Bedingungen nach dem Übertritt zu setzen.

Welche Branchen zu kämpfen haben

Eine Auswirkung der hohen Gymnasialquote ist, dass es schweizweit unter anderem handwerkliche Berufe sind, die Mühe bekunden, sämtliche Lehrstellen zu besetzen. Konkret, die Gebäudetechnik- sowie die Baubranche. Hinzu kommt das Gastgewerbe respektive die Hotellerie, wo Lehrstellen insbesondere seit der Coronapandemie unbesetzt bleiben. Gemäss aktuellen Zahlen von LehrstellenPuls waren Ende April noch 27 Prozent aller Lehrstellen für Sommer 2022 unbesetzt.

Lehre

Für die Jugendlichen ist wichtig, sich bereits während der Schnupperlehre aktiv und interessiert zu zeigen. Bild: Goodluz / Depositphotos

Auf der anderen Seite der Skala sind nach Angaben von LehrstellenPuls übrigens die Branchen Wirtschaft, Verwaltung, Tourismus, Informatik sowie Bildung und Soziales, wo die Lehrstellen besonders rasch besetzt sind. 

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