In der Schweiz gibt es rund 230 Schmetterlingsarten. Von diesen überwintern nur sieben als Falter. Der Rest verpuppt sich im Spätsommer und verbringt den Winter in diesem Zwischenstadium. Wer im Herbst eine Raupe findet, kann sie mit geringem Aufwand beim Überleben der kalten Tage unterstützen.
Der Vorgang, wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird, ist ein Faszinosum für sich. Doch damit die Menschen noch lange über die Metamorphose der Schmetterlinge staunen können, sollten sie den Raupen unter die Arme greifen, noch ehe viele dieser Insektenarten aussterben – da die Situation rund um ihre Lebensräume immer prekärer wird. Besonders im Winter können diese Tiere von unserer Hilfe profitieren, indem wir ihnen ein sicheres Plätzchen zum Überwintern ermöglichen. So mögen Raupen es, sich in Asthaufen, absterbenden Bäumen und altem Gras zu verstecken, bevor sie sich verpuppen. Doch räumen wir Menschen diese vermeintlichen Abfallprodukte der Natur oftmals weg, wobei Raupen zerquetscht werden und ihre zerbrechlichen Puppen schnell kaputtgehen. Der Verlust ihres natürlichen Lebensraums ist die grösste Gefahr für diese farbenfrohen Insekten, deren Lebenszyklus je nach Art lediglich zwei bis maximal neun Monate beträgt.
Während die nektarfressenden Schmetterlinge im Garten und auf dem Balkon willkommen sind, werden Raupen in der Regel bekämpft. Doch ohne die Schädlinge könnte man die Farbenpracht der Schmetterlinge nicht geniessen. Raupen fressen Blätter, Blüten, Zweige, Holz und Wurzeln. Wer sie nicht im Beet haben, aber trotzdem unterstützen möchte, kann ein Raupenterrarium für sie einrichten.
Ein neues Zuhause für die Raupe
Wer Anfang Herbst noch eine Raupe findet, zum Beispiel die eines Schwalbenschwanzes, kann sie den Winter über auf dem Balkon unterstützen. In einem Terrarium mit einigen Ästen und Blättern, an denen die Raupe klettern und sich verpuppen kann, fühlt sie sich wohl. Den Boden gilt es mit einem Küchenpapier zu bedecken, das man täglich auswechseln sollte, um das Terrarium frei von Kot zu halten. Vor dem Auswechseln kann man die Raupe mit einem Ast anheben. Dabei sollte man darauf achten, das empfindliche Tier nie mit den Händen zu berühren.
Damit sie genügend Nahrung erhalten, kann man Raupen am besten mit einem Buffet von ihren Lieblingspflanzen versorgen. Der Schwalbenschwanz sowie einige andere Raupenarten mögen zum Beispiel Karotten, Dill, Petersilie und Wiesenkümmel. Am besten stellt man diese Pflanzen in kleine Wasserbehälter, damit sie lange frisch bleiben. Die Gefässe wie ein leeres Fläschchen sollten dabei beispielsweise mit Textilien gut abgedichtet sein, damit die Raupen nicht hineinfallen. Im Terrarium sollte es nicht zu trocken und nicht zu feucht sein. So kann man mit einer Sprühflasche den kleinen Lebensraum leicht befeuchten, am besten jeweils wenn es regnet, damit sich die Raupe in ihrem natürlichen Lebensraum wähnt.
Kleine Balkonbewohner
Es ist wichtig, das Terrarium nie in die Wohnung hineinzunehmen. Die kalten Wintertemperaturen auf dem Balkon oder auf der Terrasse signalisieren der Raupe, dass es Zeit ist, sich zu verpuppen. Die Kälte lässt die Puppe zudem wissen, dass der Frühling noch nicht angekommen ist. Sollte man den Glaskasten erwärmen, würde der Schmetterling zu früh schlüpfen, wenn er noch keine Nahrung vorfindet.
Das Terrarium sollte an einem frostgeschützten Ort stehen und mit einem Vlies bedeckt werden. Das perfekte Umfeld für die Puppen ist zwar kühl, aber auch trocken. Sobald sich die Puppe bildet, gilt es, sie möglichst ruhen zu lassen und auch das Terrarium nicht zu verändern. Wenn das Wetter im Spätwinter milder wird, kann man das Vlies entfernen, damit die Schmetterlinge zur Nahrungssuche ausfliegen können.
Als Raupen überwintern
Manche Raupen wie diejenigen der Gelblinge und Bläulinge schlüpfen allerdings erst im Herbst und überwintern als Raupen. Sie sind meist bodennah aufzufinden, denn sie ziehen sich in die Streu zum Überwintern zurück. Einige Raupen finden sich ein Plätzchen unter einer ihrer Lieblingspflanzen. Auf diese Weise sind sie die ersten an der Futterpflanze, wenn die Temperaturen ansteigen. Sobald die wärmeren Tage kommen, fressen die Raupen der Gelblinge und Bläulinge weiter, bis sie sich im April verpuppen. Bereits Ende April schlüpfen ihre Falter und machen sich auf die Suche nach Nektar. Wer solche Raupen im Herbst findet, sollte also nicht darauf hoffen, ihre Metamorphose vor dem Frühling beobachten zu können.