Am Fasnachtsmontag – dieses Jahr am 20. Februar – beginnt die fünfte Jahreszeit mit den heiss geliebten Fasnachtsumzügen. In der Zuger Altstadt wird die Figur der Greth Schell mit einem Brauch geehrt. Mit etwas Glück bekommen Kinder hier Würstli, Mutschli und Orangen.
In der Zuger Altstadt lässt sich die Skulptur der Greth-Schell-Figur an einem Brunnen bestaunen. Ihre Geschichte wird jedes Jahr am Fasnachtsmontag von einer Gruppe Maskierten nachgeahmt. Zum Startschuss der Fasnacht am 20. Februar wird die Zuger Legende spielerisch zum Leben erweckt und beschenkt Kinder mit Leckereien.
Das Stadtoriginal Margarethe Schell entsprang Anfang des 18. Jahrhunderts. An einem späten Abend sah sich «Greth» Schell gezwungen, ihren weinseligen Mann in den Wirtshäusern zu suchen. In ihrem Rückentragkorb – in der Umgangssprache «Chrätze» genannt – schleppte sie ihren Mann nach Hause. Begleitet wurde sie von «Lölis», den betrunkenen Flaschenfreunden des Ehegattens.
Ein jahrhundertealter Brauch
Seit über dreihundert Jahren ehrt die Zunft der Schreiner, Drechsler und Küfer der Stadt Zug den jährlichen Strassenbrauch der Greth Schell. Eine verkleidete Person mit einer Greth-Schell-Maske verteilt Würstli, Mutschli und Orangen an Kinder, die ihr «Greth Schällebei» zurufen. Dabei müssen sie ihren Hieben mit den Schweinsblasen («Süüblatere») an langen Stäben ausweichen. Begleitet wird die Figur von sieben Lölis, die zur Zunftmusik tanzen. Die meisten der Lölis sind namenlos, doch zwei der Figuren tragen die Namen «Zyt» und «Brun». Zyt trägt das Bild eines Zifferblatts auf dem Rücken und Brun lässt sich an seiner braunen Maske erkennen. 1946 erhielt der Brauch mit dem «Baster» eine neue Figur, welche heute als «Unehelicher» bezeichnet wird.
Die Herkunft und die Hintergründe der Figuren werden bis heute diskutiert. Die Figur der Greth Schell soll jedenfalls von einer realen Person abstammen. Einerseits könnte eine 1687 verstorbene Zugerin, die vor allem durch den Lebenswandel ihrer Ehegatten bekannt war, die Inspiration hinter der Figur sein. Oder es könnte sich um eine Nachahmung einer 1740 verstorbenen freisinnigen Lehrerin handeln. So hat sich Margaritha Schell einen Namen gemacht, indem sie ihre Schüler wider Willen der Schulleitung im Lesen und Schreiben unterrichtete. Selbst unter Androhung einer Geld- und Turmstrafe setzte sie sich für die Alphabetisierung ein und gilt bis heute als eine Pionierin der modernen Schulerziehung.
Vor allem Familien mit Kindern sind eingeladen, sich an diesem Brauch zu erfreuen, wenn zwischen 16 und 17 Uhr in der unteren Zuger Altstadt fröhliche Zunftmusik erklingt. Und vielleicht anschliessend mit einem leckeren Snack nach Hause zu gehen.