Das Zuger Blockchain-Unternehmen Velas machte in den letzten Monaten gleich mit zwei Kooperationen von sich reden. Unter anderem möchte man mit Ferrari nach den Sternen greifen. Fans des italienischen Autoherstellers aus Maranello sollen ihre Fanartikel so demnächst aus dem Weltall erhalten.
2021 war ein gutes Jahr für Unternehmen, die sich auf Blockchain spezialisiert haben. Die Zahl dieser Firmen erhöhte sich in der Schweiz und Liechtenstein auf 1128, die Marktbewertung der Unternehmen stieg enorm und allein im Zuger Crypto Valley wuchs die Anzahl der ArbeitnehmerInnen auf über 6000.
Eines dieser Unternehmen ist Velas, welches vom Wirtschaftsprüfer PwC im Januar 2022 zu den Top-50-Unternehmen im Crypto Valley gewählt wurde. Das Start-up hat eine Blockchain-Plattform entwickelt, welche Transaktionen ohne ein zentrales Organ erlaubt. Nutzer können damit auf eine sichere Weise Bezahlungen tätigen und empfangen.
Letztendlich sollen mit der Technik aber nicht nur digitale Brieftaschen betrieben werden, sondern ganze Ökosysteme entstehen. Mit dem Velas Coin (VLX) hat man ausserdem eine eigene Kryptowährung auf dem digitalen Marktplatz.
Seit dem offiziellen Start von Velas im Juli 2019 ist das Start-up schnell gewachsen. Heute arbeiten über 70 Menschen in den Büros in Zug, Kiew und Dubai.
Um sich gegen die grosse Konkurrenz in der Kryptobranche zu behaupten, müsse man etwas besser machen als die anderen, sagt Velas-COO Shirly Valge im Gespräch. Sie ist ausserdem Vorstandsmitglied von Velas und gehört zum Gründungsteam.
«Nachdem wir den Markt analysiert haben, haben wir uns gefragt: Warum kombinieren wir nicht die beiden besten verfügbaren Technologien? Die schnellste Blockchain und die meistgenutzte Programmiersprache», erklärt Valge und meint damit Solana und Ethereum. So sollen 75‘000 Transaktionen pro Sekunde im Netzwerk möglich sein.
«Bisher sind alle Projekte in der Blockchain-Industrie isoliert in ihren eigenen Ökosystemen. Wir wollen sie an einem Ort vereinen», beschreibt Valge ein Ziel des Zuger Start-ups.
Das springende Pferd im eigenen Stall
Für viel Aufsehen auch ausserhalb der Branche sorgte Ende Dezember die Ankündigung einer Zusammenarbeit von Velas mit Ferrari. Der Automobilhersteller aus Maranello wurde mehrere Jahre zur bekanntesten Marke der Welt gewählt. Dabei produzierten die Italiener 2020 nur etwas mehr als 9000 Fahrzeuge.
Und auch wenn die Gewinnmarge enorm ist bei den Autos mit dem tanzenden Pferd auf der Motorhaube, macht Ferrari seinen Umsatz vor allem mit dem Verkauf und der Lizenzierung von Fanartikeln. Dabei wird ihre in Rot gekleidete Fanbasis auf über 400 Millionen Menschen geschätzt.
Genau diese Gruppe möchte durch die Kooperation auch Velas erreichen. Neben der Automarke richtet man den Fokus auch auf Ferraris Formel-1-Team und die E-Sports-Abteilung. Im digitalen Motorsport war man bereits als Titelsponsor aktiv, ab der Saison 2022 prangt das Velas-Logo auch auf den Helmen und Autos der Scuderia Ferrari.
Der neue Dienstwagen von Carlos Sainz Jr. und Charles Leclerc wird am 17. Februar enthüllt, erste Bilder des neuen Boliden mit dem Velas-Sticker auf dem Heckflügel kursieren jedoch bereits im Netz.
«Angefangen haben wir mit einer NFT-Sammlung für das Alpine F1 Team. Dadurch haben wir die Verbindungen zum Sport hergestellt. Beim Grand Prix in Abu Dhabi im Dezember 2021 haben wir uns dann mit Ferrari zusammengesetzt», erzählt Valge.
Danach sei alles sehr schnell gegangen. «Es ist eine tolle Partnerschaft, die viel Verantwortung mit sich bringt», so die gebürtige Estin weiter.
Ende Januar traf man sich erneut mit dem italienischen Sportwagenhersteller, um die genaue Umsetzung der Partnerschaft auszuarbeiten. Die Zusammenarbeit mit Ferrari ist dabei auf mehrere Jahre ausgelegt und umfasst alle digitalen Lösungen des Automobilbauers.
In dem Projekt sieht Valge einen perfekten Einsatzbereich für NFTs (Non-Fungible Token), – durch die die KundInnen ein digitales Echtheitszertifikat erhalten – Fan Token und Plattformen, die die Fans beteiligen.
Als Beispiel dafür nennt Valge etwa digitale Zwillinge, die man bei einem Kauf eines Ferraris erhält, NFTs von den einzelnen Teilen des Rennwagens oder besondere Momente eines Grand-Prix-Rennens. Nicht nur digitale Bilder und Videos lassen sich mit einem NFT verbinden, sondern eben auch physikalische Gegenstände.
Der hauseigene Velas Coin soll dabei ebenfalls in die Applikationen von Ferrari integriert werden. Für Alpine hat man zuvor 3-D-Modelle der französischen Rennwagen als NFTs angeboten.
Vom Weltall auf die Rennstrecke
Die Möglichkeiten für zusätzliche Fanartikel in neuen Formen klingen vielversprechend für die neuen Partner. Neben dem Ruhm der Traditionsmarke und der grossen Fanbasis will Velas auch Fuss fassen in der traditionellen Wirtschaft.
«Wir möchten zeigen, dass Blockchain von jedem Unternehmen verwendet werden kann», sagt Valge. Dabei ist Velas nicht das erste Kryptounternehmen in der Königsklasse des Motorsports. So warben etwa die Handelsplattform FTX und die Kryptowährung Tezos bereits in den vergangenen Jahren auf den Rennwagen.
«Man sieht es in der Formel 1, aber auch in anderen Sportarten: Krypto ist auf dem Vormarsch», kommentiert Valge die Situation. Ein Blick in die grossen Fussballligen unterstreicht dies: Unter anderem prangen Fan Token prominent auf der Brust von Inter Mailand oder dem FC Valencia.
Einen weiteren Bereich, den Velas erschliessen möchte, ist das Weltall. Durch eine Kooperation mit der Blockchain-Plattform SpaceChain hat man seit dem 13. Januar einen Netzknoten im Weltall.
Eine Trägerrakete des US-Konzerns SpaceX brachte den entsprechenden Satelliten in den Erdorbit. Damit ist Velas laut eigenen Angaben erst die dritte Blockchain im All.
Als nächsten Schritt möchte man Ende 2022 auch einen Netzknoten auf der Internationalen Raumstation (ISS) betreiben. Von dem orbitalen Einsatz erhofft man sich nicht nur neue technische Möglichkeiten, sondern will die eigenen Dienste auch in Regionen ohne Internetanschluss bringen.
Optimismus im Crypto Valley
Der starke Anstieg des Bitcoin Ende 2017 sorgte in der Branche für eine wahre Goldgräberstimmung. «Viele Projekte tauchten auf und es wurde nur mit Konzepten sehr viel Geld eingesammelt», erzählt Valge, die selbst seit 2017 in Zug arbeitet. Doch dann folgte 2018 der Bitcoin-Crash und der Kryptowinter.
Damit verschwanden die Investoren, die nur das schnelle Geld suchten und die Branche wurde seriöser. Zurzeit sei es sehr ruhig im Crypto Valley, erzählt Valge. Die grossen Events finden auch pandemiebedingt aktuell nicht mehr statt und es wird viel hinter den Kulissen gearbeitet.
«Abgesehen von der Pandemie war 2021 wohl das beste Jahr für die Kryptobranche in Bezug auf den Gesamtwert», lautet das Fazit der Estin. 2022 soll sich vor allem der NFT-Hype fortsetzen und mit mehr Anwendungsfällen alle Branchen überzeugen.
«2022 wird das Jahr der NFTs», ist Valge überzeugt. Und um von dem Wachstum zu profitieren, sei Zug durch die klaren Regularien und Gesetze der Schweiz genau der richtige Ort: «Es ist der beste Platz auf der Welt für ein Krypto-Unternehmen», schmeichelt Valge ihrer Wahlheimat.
Weitere Artikel wie diesen findest du hier.