Zuger Kantonsspital startet Pilotprojekt

Bild: MicEnin/Depositphotos
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Zusammen mit der Interessengemeinschaft Alliance Rouge will man im Zuger Kantonsspital zukünftig Kosten einsparen und die Versorgung der Patienten verbessern. «Patient Blood Management» heisst das vielversprechende Konzept, das den Umgang mit Bluttransfusionen verbessern soll.

Im Zuger Kantonsspital will man zukünftig ein besonderes Augenmerk auf den eigenen Blutverbrauch achten. Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Alliance Rouge lanciert man ein Pilotprojekt, um das Konzept des «Patient Blood Management» (PBM) teilweise im Spital einzuführen.

Das von der Weltgesundheitsorganisation WHO geförderte Konzept verspricht eine höhere Patientensicherheit und Einsparungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen.

PBM – eine disziplinenübergreifende Aufgabe

«Patient Blood Management» besteht aus drei Säulen:

  • vor der Operation werden die Patienten und Patientinnen auf Eisenmangel und Anämie (Blutarmut) untersucht und entsprechend behandelt
  • während der Operation werden blutsparende chirurgische Methoden eingesetzt und auf die Blutstillung geachtet
  • während und nach der Operation wird auf eine Maximierung der Sauerstoffversorgung gesetzt sowie darauf, so wenig wie möglich Blut zu transfundieren

Die WHO geht davon aus, dass es in zehn Jahren weltweit zu Engpässen bei der Blutversorgung kommen könnte. Grund dafür sei der demografische Wandel. Das Projekt «Patient Blood Management» sei ein Weg, den Umgang mit Bluttransfusionen zu ändern.

Die Interessengemeinschaft Alliance Rouge wurde im November 2018 gegründet und fokussiert sich auf alle Akteure der Gesundheitsbranche.

Die Blutversorgung könnte auch für die Schweiz zum Problem werden. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Schweizerische Rotes Kreuz (SRK) monatlich zwischen 10 und 30 Prozent weniger Blutspenden.

Der Grund dafür ist die Coronapandemie und die damit gesunkene Spenderbereitschaft. Dabei benötigt die Schweiz gemäss Soraya Amar, medizinische Direktorin der Abteilung Blutspendedienste des SRK, weiterhin 700 Blutspenden pro Tag, um den Bedarf zu decken.

Im Video erklären Behrouz Mansouri Taleghani, Hämatologe und Präsident des wissenschaftlichen Beirats der Organisation, und Severin Urech, Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin im Zuger Kantonsspital, warum sie sich für die Initiative entschieden haben und welche Rolle die Alliance Rouge dabei spielt.

Dr. Mansouri Taleghani sieht sich als leidenschaftlichen Vertreter des Konzeptes, «weil es dazu führt, dass wir zum einen dem Patienten helfen, eine Operation besser zu überstehen und auf der anderen Seite nach der Operation vielleicht auch weniger Transfusionen zu erhalten».

Studien zeigen Erfolge auf

In Spitälern, die «Patient Blood Management» eingeführt hatten, sank die Hospitalisierung bei einer Operation im Schnitt um 0,45 Tage und die Sterblichkeit um 11 Prozent. Die verbrauchte Blutmenge reduzierte sich um 0,43 Einheiten pro Patient, wie eine Studienanalyse des Uniklinikums Frankfurt zeigt.

Wer in der Schweiz Blut spenden darf, erfährst Du hier.