Die Royal Society for Public Health (RSPH) im Rahmen der Studie „Status of Mind: Social media and young people’s mental health“ die Wirkung von soziale Medien auf die Psyche erforscht – mit einem besorgniserregenden Ergebnis. Sie stellten zudem fest, dass diese ein höheres Suchtpotenzial besitzen als Alkohol und Drogen.
Angstzustände und Depressionen haben in den vergangenen 25 Jahren bei den Jugendlichen um 70 Prozent zugenommen. Die Forscher sehen die sozialen Medien daran auch beteiligt.
Die Forschen haben sich dabei auf 16 bis 24-Jährige konzentriert, da diese Zielgruppe am häufigsten soziale Medien wie Facebook, Twitter und Co. nutzt. Zudem entwickelt sich in diesem Alter die eigene Psyche besonders stark.
Diese Medien nehmen in unserem Leben inzwischen einen grossen Raum ein und beeinflussen unsere Beziehungen massgeblich. Daher können die sozialen Medien auch einen positiven Einfluss auf die psychische Entwicklung nehmen, indem sie Menschen aus allen Lebensbereichen miteinander verbinden.
Bei der Untersuchung gaben vier von fünf Teilnehmern an, dass soziale Medien ihre Ängste verstärken. Dabei sollten solche Angstzustände nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie können dazu führen, dass sich die Betroffenen isolieren und weder das Haus verlassen noch zu Schule oder ihrer Arbeit nachgehen können.
Die Untersuchung zeigte, dass starke Social Media-Nutzer – mehr als zwei Stunden pro Tag – häufiger von einer schlechten psychischen Gesundheit berichten. Das liege laut der Studie daran, dass sie negative Gefühle entwickeln, wenn sie Bilder von Freunden sehen, die im Urlaub sind oder ausgelassen feiern.
Sie fühlen sich dadurch vom Leben der anderen ausgeschlossen. Die Nutzer beginnen zudem, die teils bearbeiteten Fotos mit ihrem eigenen Leben zu vergleichen. Dies fördert unrealistische Erwartungen an das eigene Leben und gefährdet somit auch ein gesundes Selbstbewusstsein.
Die Forscher fanden heraus, dass die übermässige Nutzung von mehr als zwei Stunden täglich psychische Belastungen erhöht und Selbstmordgedanken fördert. Sie bezeichnen dieses Phänomen daher bereits als „Facebook-Depression“.
Ob sich bei einem Nutzer eine Depression entwickelt, lässt sich dabei bereits an den Beiträgen feststellen. Mit einer Genauigkeit von 70 Prozent konnten die Forscher das Depressionsrisiko bestimmen.
Schlaf und Psyche sind eng miteinander verbunden
Der Schlaf hat eine grosse Auswirkung auf unsere Psyche und umgekehrt. Menschen, die in schlechter psychischer Verfassung sind, schlafen wenig und schlecht. Das löst einen Teufelskreis aus.
Denn der schlechte Schlaf führt zu schlechter Stimmung, was wiederum Folgen für die Psyche hat. Besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Schlaf essenziell, da sie sich noch in der Entwicklungsphase befinden.
Andere Studien haben gezeigt, dass bereits die reine Nutzung von sozialen Medien Auswirkungen auf den Schlaf hat. Die Nutzer liegen mit Laptop oder Handy im Bett, welche blaues Licht ausstrahlen.
Dies unterdrückt die Melatonin-Produktion, was entscheidend für das Einschlafen ist. In der Studie von RSPH gaben die Jugendlichen an, dass sie nachts häufig aufwachen, um ihre Nachrichten in den sozialen Medien zu checken.
Verzerrtes Körperbild
Dass viele Frauen mit ihrem Körper unzufrieden sind, konnten Sie in diesem Heft bereits lesen. Frauen und Mädchen, die bereits eine kurze Zeit auf sozialen Medien verbringen, haben ein schlechteres Selbstbild als Nicht-Nutzer.
Auch wurde herausgefunden, dass die Bereitschaft für Diäten oder andere Möglichkeiten zur Optimierung des Körpers nach der Nutzung angestiegen ist.
Mobbing hat zugenommen
Es ist schon länger bekannt, dass Mobbing negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat und bis ins Erwachsenenaltern Folgen haben kann. Mit dem Aufstieg sozialer Medien wurden die Kontaktmöglichkeiten immer mehr – und damit auch die Möglichkeiten zum Mobbing.
Besonders Messenger-Dienste wie WhatsApp, aber auch Facebook werden für die digitalen Angriffe genutzt. Bereits sieben von zehn Jugendlichen sind schon einmal Opfer von Cyber-Mobbing geworden. Mobbing-Opfer neigen zu schlechteren Schulabschlüssen, Depression, Angstzuständen, Vereinsamung und Essstörungen.
Dabei kann Cyber-Mobbing verschiedene Formen annehmen – negative Kommentare unter Postings, Beleidigungen über persönliche Nachrichten oder das Verbreiten von Bildern, das die Mobbing-Opfer in einer peinlichen oder verletzenden Situationen zeigen.
Obwohl es in sozialen Medien die Möglichkeit gibt, unangemessene Beiträge zu melden, reagieren nach Ansicht der Jugendlichen die Unternehmen kaum darauf.
Die Angst, etwas zu verpassen
Das Phänomen ist noch recht jung und der ständigen Erreichbarkeit in unserer Gesellschaft geschuldet – die Angst davor, etwas zu verpassen.
Es gibt bereits einen Fachbegriff dafür „No Mobilephone Phobia“, kurz „NoMo-Phobie“. Wenn die Menschen nicht online sind oder kein Handy dabei haben, befällt sie die Angst, dass sie etwas Wichtiges verpassen.
Dieser Effekt wird dadurch ausgelöst, dass Freunde in den sozialen Netzwerken Beiträge oder Bilder und Videos posten, die auch dem Nutzer das Gefühl geben, an dessen Leben teilzuhaben.
Doch dabei verpassen diese ihr eigenes. Das führt wiederum dazu, dass das eigene Leben als weniger abwechslungsreich oder bedeutsam wahrgenommen wird.
Positive Auswirkungen sind möglich
Doch auch genau für die psychischen Probleme kann Social Media wiederum hilfreich sein. Durch die Vernetzung mit Menschen aus allen Lebensbereichen haben diese die Chance, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder aus ihren Erfahrungen zu lernen und sie damit wieder zurück in ihr eigenes Leben zu bringen.
Forschungen haben gezeigt, dass das Lernen durch andere Erfahrungen sich positiv auf die eigene Gesundheit auswirken und die Gesundheitskompetenz verbessern kann. Diesen Effekt können sich auch Gesundheitskampagnen zunutze machen und vor allem die jüngeren und Häufig-Nutzer erreichen.
Sieben von zehn Studienteilnehmern berichten auch davon, dass der Austausch über soziale Netzwerke ihnen in schweren Zeiten geholfen hat. Positiv ist auch, dass man in sozialen Netzwerken seine Identität finden und ausdrücken kann, da sie Gleichgesinnte finden.
Die Möglichkeit der Vernetzung über die Plattformen sind vor allem hilfreich, wenn man von Freunden oder Familie getrennt ist. So besteht die Möglichkeit eines engen Kontaktes trotz der Entfernungen.
Es gibt Studien, die belegen, dass eine starke Medieninteraktion die Freundschaften verstärken können. Es gibt ihnen die Chance Beziehungen aufrecht zu erhalten, die sonst längst im Sande verlaufen wären. Soziale Kontakte sind besonders wichtig für die seelische Gesundheit.
Raking der Social Media-Plattformen nach negativen Auswirkungen
- Instagram: beeinflusst am meisten das eigene Körperbild und gibt den Nutzern das Gefühl etwas zu verpassen
- Snapchat: gibt den Nutzern das Gefühl etwas zu verpassen und raubt ihnen den Schlaf
- Facebook: führt häufig zu Mobbing und Schlaflosigkeit
- Twitter: führt ebenfalls zu wenig Schlaf und unterstützt Mobbing
- YouTube: sorgt für schlaflose Nächte, hat allerdings laut Angaben der Studienteilnehmer vor allem positiven Einfluss auf die Psyche.