So rüstet sich die ZVB für den grossen Schnee

Ein Bus der ZVB faehrt entlang des Zugersees.
Ein Bild, wie man es sich wünscht: Weisse Landschaft und schwarze Strassen. Bild: ZVB

«Brace Yourselves, Winter is Coming!» Und mit ihm der grosse Schnee und das unvermeidbare Chaos auf den Strassen? Im letzten Winter war es jedenfalls so. Wie sich die Zugerland Verkehrsbetriebe auf den Wintereinbruch vorbereiten und wie sie Ausfälle und massive Verspätungen zu vermeiden versuchen.

Nach Jahren der milden und schneearmen Winter im Flachland schlug dieser vor Jahresfrist mit voller Härte zurück: Frau Holle hüllte die Schweiz in ein dickes weisses Kleid, «Flockdown» nannten manche Medien den grossen Schneeeinbruch.

So anmutend und romantisch die weisse Pracht war, brachte sie gleichzeitig so manches Hindernis mit sich, beispielsweise was den Verkehr anbelangt. So musste etwa in Zürich Mitte Januar der VBZ-Betrieb mit Bus und Tram zwischenzeitlich komplett eingestellt werden, erst nach vier Tagen lief der Zürcher ÖV wieder normal.

Zug wurde zwar nicht ganz so heftig getroffen, doch wurden auch hier so manchem Verkehrsteilnehmer die schneebedeckten Strassen zum Verhängnis: Am 14. und 15. Januar ereigneten sich innerhalb von weniger als 24 Stunden insgesamt neun Verkehrsunfälle auf Zuger Strassen, meist gerieten die Fahrzeuge dabei ins Schleudern und landeten im Anschluss in einem Strassengraben oder wurden von einem Baum unsanft gestoppt.

Mit dem «schwarzen Gold» fängt es an

ZVB-Busse waren zwar keine in die Unfälle verwickelt, doch musste insbesondere am Vormittag mit teils massiven Verspätungen gerechnet werden. Ein Umstand, der sich jeweils unmöglich vermeiden lässt, unabhängig vom Grad der Gewissenhaftigkeit der Vorbereitung auf den Wintereinbruch.

Wobei diesbezüglich «natürlich das Ausstatten der Busse mit guten Winterpneus wichtig ist», wie die ZVB-Kommunikationsverantwortliche Karin Fröhlich erklärt. Um bei der grossen Busflotte rechtzeitig gewappnet zu sein, wird damit jeweils Anfang Oktober begonnen.

Ein Bild aus dem vergangenen Winter Ein ZVB Mitarbeiter und Bus im Kampf gegen die weisse Pracht. Bild Facebook Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB
Ein Bild aus dem vergangenen Winter Ein ZVB Mitarbeiter und Bus im Kampf gegen die weisse Pracht. Bild Facebook Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB

Die Linienbusse befinden sich in Bezug auf den Antrieb aktuell in einem Transformationsprozess. Immer mehr Verkehrsbetriebe setzen auf E-Busse und nehmen diese in den regulären Linienbetrieb auf.

Auch bei der ZVB wird die Linie 13 nun mit dem Fahrplanwechsel (siehe Box) nur noch mit Elektro-Bussen bedient. Ziel ist ein CO2-neutraler Linienbetrieb bis 2035.

Ketten drauf und los geht die Fahrt

Was den Kampf gegen die Elemente anbelangt, hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten hingegen nicht viel verändert, wie Fröhlich bestätigt. Entsprechend setzt man im Kampf gegen Schnee und Glätte auf bewährte Mittel.

Neben den Winterpneus sind dies Schneeketten. «Jeweils am Morgen für die ersten ein bis zwei Kurse werden die Busse, welche prekäre Strassenbedingungen antreffen könnten, mit Ketten ausgestattet, erklärt sie.

Grundsätzlich seien die Strecken bekannt, die anfällig sind für heikle Strassenverhältnisse. So etwa die Linie 11 in die Schönegg hinauf. Hinzu kommen jene, die in den Berggemeinden verkehren wie die Linie 10 auf den Raten.

Bei diesen Kursen sei für den Betrieb eine geräumte Strasse umso wichtiger, betont Fröhlich – wobei dies abgesehen von den Kantons- und Nationalstrassen in das Zuständigkeitsgebiet der Gemeinden fällt.

Dass die ZVB in den letzten Jahren nur selten wetterbedingte Ausfälle und massive Verspätungen von Bussen gehabt hat, liegt nicht nur an den Verkehrsbetrieben selbst, sondern ist zu einem grossen Teil auch der Abteilung Strassenunterhalt zu verdanken, die innerhalb der Baudirektion für den Winterdienst auf den Kantonsstrassen zuständig ist.

Neuer Fahrplan

Seit Sonntag, 12. Dezember 2021, gilt auf dem Liniennetz der ZVB der Fahrplan 2022. Der Fahrplanwechsel bringt folgende Veränderungen mit sich:

Aufgrund der Streckensperrung Nidfuren – Schmittli verkehren im nächsten Fahrplanjahr alle Kurse der Linie 1 via Allenwinden. Von Montag bis Freitag während den Hauptverkehrszeiten erschliessen Direktkurse der Linie 1 das Gebiet V-Zug. Die Direktkurse von Zug, Bahnhofplatz nach Oberägeri, Station verkehren ab der Haltestelle Zug, V-Zug ohne Halt bis Unterägeri, Zimmel über die neue Tangente und ab Unterägeri, Seefeld direkt bis Oberägeri, Fischmatt.

Ab Oberägeri werden an den Wochenenden zu den Randzeiten zusätzliche Busverbindungen auf den Linien 1, 9 und 10 angeboten. Die ZVB führt diese Zusatzkurse im Auftrag der Gemeinden Unterägeri und Oberägeri aus.

Für Nachtschwärmer wird das Angebot erweitert. Auf den Nachtexpress Linien N1 – N6 ab Zug werden zusätzliche Halte zum Einsteigen angeboten. Dadurch ist die Heimreise an den Wochenenden ab weiteren Gebieten möglich. Auch zwischen Luzern und Hochdorf wird das Nachtangebot ausgebaut. Der bisherige Pyjamaexpress wird ersetzt durch die Linie N9, die öfters unterwegs ist und mehr Haltestellen bedient.

In der Region Cham – Knonau wird ein neues Konzept der Linien 42 und 43 eingeführt. Anstelle der Linie 42 wird die Linie 43 bis Oberwil verlängert und bedient Niederwil sowie insbesondere das Schulhaus von Montag bis Samstag im Stundentakt.

In der Region Freiamt wird der Pendlerverkehr ausgebaut. Ab Abtwil und Auw wird von Montag bis Freitag eine neue Frühverbindung mit Anschluss in Sins in beide Richtungen angeboten.

Auf diversen Linien kommt es zu Anpassungen des Fahrplans im Minutenbereich. Die Kundinnen und Kunden sind gebeten, ihre Verbindungen vor der ersten Fahrt online nachzuschauen unter www.zvb.ch/fahrplan. Aus Gründen der Nachhaltigkeit, und weil die Nachfrage in den letzten Jahren stark gesunken ist, wird auf den Druck des Taschenfahrplans künftig verzichtet. Ausserdem wird die Linie 13 neu vollständig und die Linie 5 teilweise mit E-Bussen betrieben.

Wo besondere Vorsicht geboten ist

Der Einsatz erfolgt dabei gezielt nach einem Winterdienstkonzept, das unter anderem Standards, Einsatzplanung und Fahrrouten regelt. Der Pikett-Einsatzleiter entscheidet, welche Einsätze und Massnahmen im Einzelfall nötig sind. Das gilt sowohl für die Tages- als auch für die Nachteinsätze.

«Kantonsstrassen mit öffentlichem Verkehr haben dabei höchste Priorität», betont der Zuger Regierungsrat und Baudirektor Florian Weber. Darum sei ein regelmässiger Austausch in Bezug auf die Strassenverhältnisse zwischen ZVB und der Abteilung Strassenunterhalt während des Winters nicht nötig.

«Zumal die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Strassenunterhalt aus Erfahrung wissen, für welche Strassenabschnitte während der Wintermonate ein besonderes Augenmerk gilt», fügt Weber hinzu. Zur Hauptsache betreffe dies Brücken, Waldpartien, Kurven und generell alle feuchten Strassenoberflächen.

Dank des Winterdienstes treffen die ZVB Chauffeure auch im Winter meist angenehme Strassenverhaeltnisse an. Bild Facebook Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB
Dank des Winterdienstes treffen die ZVB Chauffeure auch im Winter meist angenehme Strassenverhaeltnisse an. Bild Facebook Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB

Kochende Fahrgäste sind die Ausnahme

Generell werden alle Zuger Kantonsstrassen, inklusive Gehwege, schwarz geräumt, sprich möglichst vollständig von Schnee und Eis befreit. Als Streumittel wird dabei Natriumchlorid, also Kochsalz, verwendet.

«Gesalzen wird nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Aus ökologischen Gründen verwenden wir wo immer möglich Feuchtsalz, die Kombination aus Natriumchlorid und Natriumchloridsole (Salzwasser)», so Weber.

Von Seiten der ZVB lobt man die Zusammenarbeit mit dem Winterdienst. Diese funktioniere sehr gut, betont Fröhlich. Entsprechend hielten schneebedingte Verspätungen meist nicht allzu lange an.

«Nach den ersten Kursen am Morgen herrscht jeweils schon bald wieder Normalbetrieb», sagt sie. Womöglich auch deshalb muss die ZVB bei einem Schneechaos selten mit arg negativen Kundenreaktionen rechnen.

«Die Kundinnen zeigen in den allermeisten Fällen grosses Verständnis für die Situation, wissen, dass wir unser Bestmögliches tun, um die Verspätungen zu minimieren», sagt Fröhlich.

Mit Blick auf die Sicherheit gehört auch die Ausbildung der Chauffeure dazu, die als Teil ihrer Schulung in Fahrsicherheit einen Schleuderkurs besuchen, um für schwierige Strassenverhältnisse gewappnet zu sein.

Neues Trassee für die Zugerbergbahn

Zurück zur Linie 11 und zur Schönegg. Von dort führt die Zugerbergbahn auf den Zugerberg – zumindest noch bis zum 7. Februar nächsten Jahres. Anschliessend ist erst mal Stillstand angesagt auf der 1,281 km langen Strecke.

Grund dafür ist, dass nach über 114 Jahren das Trassee erneuert werden muss. Bis Dezember 2022 wird ein Hochtrassee erstellt.

Dieses soll insbesondere im Winter einen stabileren Betrieb ermöglichen. Denn bislang musste dieser nach stärkerem Schneefall jeweils eingestellt und die Geleise mit der Schippe erst vom Schnee befreit werden. Mit dem rund 30 cm höheren Hochtrassee soll dies der Vergangenheit angehören.

Noch bis am 7. Februar ist Schneeschaufeln angesagt bei der Zugerbergbahn. Bild Instagram Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB
Noch bis am 7. Februar ist Schneeschaufeln angesagt bei der Zugerbergbahn. Bild Instagram Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB

Bis zum Baustart im Februar könnte also noch Schneeschaufeln angesagt sein, anschliessend verkehren Ersatzbusse zum Zugerberg hoch und runter. Die ersten Vorarbeiten für das neue Trassee laufen bereits.

Für Interessierte steht bei der Schönegg ein Infocenter bereit, wo man Genaueres zum Bau und «dem möglichst naturschonenden Vorgehen» erfährt, wie die ZVB betont.

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