Wer sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Was dies mit der Coronapandemie zu tun hat und warum die Immobilienpreise in ländlicheren Regionen besonders stark angestiegen sind.
Seit über einem Jahr wird unser Leben zu einem grossen Teil von der Coronapandemie bestimmt. Eine der einschneidendsten Auswirkungen davon ist, dass wir seit dem Frühling letzten Jahres deutlich mehr Zeit zuhause verbringen. Umso wichtiger ist es, sich in den eigenen vier Wänden wohlzufühlen. Mit der Betonung durchaus auf «eigenen».
Denn das Eigenheim hat nicht bloss durch die vermehrt zuhause verbrachte Zeit – sowohl in der Freizeit als auch durch Homeoffice beruflich – an Bedeutung gewonnen. Die eigenen vier Wände bieten in unsicheren Zeiten auch eine gewisse Sicherheit.
Die Nachfrage nach Wohneigentum ist jedoch nicht nur deswegen in den vergangenen gut zwölf Monaten gestiegen. Auch das tiefe Zinsniveau hat dazu beigetragen.
Zumal erwartet wird, dass dies vorerst auch so bleiben wird, wie Comparis-Immobilienexperte Frédéric Papp gegenüber «Blick» bestätigte und auch die aktuellsten Einschätzungen des Hypotheken- und Immobilienspezialisten Moneypark zielen in diese Richtung.
Unter anderem weil manche alternative Kapitalgeber wie Pensionskassen und Anlagestiftungen neu in Hypotheken investieren oder planen, ihre Bestände in den kommenden Monaten aufzustocken.
Dies befeuert wiederum den Wettbewerb und dürfte insbesondere bei problemlosen Hypothekarfinanzierungen dafür sorgen, dass ein weiterer Zinsanstieg ausbleibt. Diese Aussicht macht wiederum langfristige Hypotheken attraktiver.
Frappante innerkantonale Unterschiede
Das gestiegene Interesse an Wohneigentum macht sich sogleich bei den Immobilienpreisen bemerkbar. So unter anderem auch im Kanton Luzern, wie aktuelle Zahlen des «Luzerner Immobilienmarkts», erstellt von der Luzerner Kantonalbank in Zusammenarbeit mit dem Immobilienberatungsunternehmen Wüest Partner, zeigen.
Die Nachfrage auf den Luzerner Eigenheimmärkten stieg merklich an und auch die Zahlungsbereitschaft hat sich erhöht. Als Beispiel zur Illustration sei das dritte Quartal 2020 genannt.
Damals wurde im Kanton Luzern eine durchschnittliche Eigentumswohnung zu einem 4.3 Prozent höheren Preis als im Jahr davor verkauft. Zum Vergleich: Der schweizerische Durchschnitt lag bei 3.1 Prozent.
Interessant sind die regionalen Unterschiede innerhalb des Kantons. So verteuerten sich die mittleren Eigentumswohnungen in der Region Entlebuch im Verlaufe des vergangenen Jahres um 6.4 Prozent. Während es im Seetal und in Willisau deren 5 Prozent waren, betrug die Teuerung in der Stadt Luzern «nur» 3.4 Prozent.
Wenn die Lage an Bedeutung verliert
Die Luzerner Kantonalbank führt diese Diskrepanz einerseits auf das in den ländlichen Regionen erschwinglichere Preisniveau zurück. Auf der anderen Seite erinnert sie an die Veränderungen in der Arbeitswelt, welche im Zusammenhang mit der Coronapandemie stehen.
Mit der wachsenden Akzeptanz des Homeoffices sinke die Notwendigkeit, den Wohnort in der Nähe des Arbeitsplatzes zu wählen. Dadurch steige die Wohnattraktivität von Wegpendlergemeinden, die so vermehrt ins Visier der Kaufinteressenten geraten.
Moneypark-Geschäftsführer Stefan Heitmann nennt einen weiteren Grund, weshalb schweizweit bislang weniger gefragte Regionen an Beliebtheit gewinnen. So sei bei den Kundinnen und Kunden der Wunsch nach mehr Raum zu spüren, was jedoch wiederum mit höheren Kosten verbunden ist.
Um die Realisierung der Wünsche finanziell stemmen zu können, rutsche die Lage im Kriterienkatalog entsprechend nach hinten. Aus diesem Grund werde die Suche nach dem Eigenheim auf Vororte und ländlichere Gebiete ausgeweitet.
Im Kanton Luzern geht die gesteigerte Nachfrage mit einem markanten Rückgang des Angebots einher. Im Verlaufe des letzten Jahres reduzierte sich die Zahl der inserierten Eigentumswohnungen um fast ein Drittel. So wurden Ende 2020 nur noch 2.8 Prozent des Bestandes zum Kauf angeboten.
Besonders ausgeprägt zeigt sich die Verknappung im Seetal mit einer Angebotsquote von nur noch 2.1 Prozent – wobei gerade dort der Nachfragedruck am deutlichsten zugenommen hat, wie ein Blick auf die Vermarktungsplattformen zeigt: In der Region rund um den Baldeggersee sind 30 Prozent mehr Suchabos registriert als noch im Jahr davor.
Personen mit höherem Einkommen sind weniger betroffen
An den aktuellen Trends wird sich in nächster Zeit voraussichtlich wenig ändern. Das knappe Angebot erfährt insofern einen zusätzlichen Schub, als dass sich die Neubautätigkeit fast überall im Kanton unter dem langfristigen Trend bewegt. Demgegenüber steht die Nachfrage, welche unter der Coronapandemie und ihren ökonomischen Auswirkungen kaum leiden wird.
Dies unter anderem deswegen, weil viele wertschöpfungsstarke Branchen, in denen die Angestellten überdurchschnittliche Einkommen erzielen, bislang wenig von den coronabedingten Einschränkungen betroffen gewesen sind.
Mit anderen Worten, potenzielle Interessenten für ein Eigenheim dürften wenn überhaupt, dann oft nur geringe Lohneinbussen in Kauf nehmen müssen. Eine mögliche Aussicht auf eine baldige Erholung der Schweizer Wirtschaft würde die Nachfrage nach Eigentumswohnungen zusätzlich ankurbeln.
Kein unrealistisches Szenario angesichts der vom Bundesrat beschlossenen Lockerungen Mitte April. Durch die eingangs erwähnten attraktiven Fremdfinanzierungskonditionen kann so mit einem weiteren Preisanstieg gerechnet werden.
Preisexplosion in Zug
Der Kanton Zug auf der anderen Seite ist bereits seit Jahren als Hochpreisinsel für Eigentumsimmobilien bekannt. Der Anstieg der Wohneigentumspreise fällt in Zug im interkantonalen Vergleich besonders stark aus.
So stieg der Durchschnittspreis für eine 4,5-Zimmer-Eigentumswohnung zwischen 2010 und 2020 von 900’000 auf 1,3 Millionen Franken. Dies entspricht einer Teuerung von 45 Prozent. Im Vergleich dazu betrug im Kanton Uri der Sprung während desselben Zeitraums von 675’000 auf 710’000 Franken nur 5 Prozent.
Auch im städtischen Vergleich ragt Zug obenaus. Im Vergleich mit St. Gallen, Basel, Zürich und Bern stiegen die Preise für Stadtwohnungen nirgendwo stärker. In Zug ist eine typische Stadtwohnung heute 58 Prozent teurer als im Januar 2010.
Wie die Auswertungen von PriceHubble, einem Unternehmen welches sich auf die Analyse und Visualisierungen von Immobiliendaten spezialisiert hat, setzte die Preissteigerung bei den Wohnlagen rund um den Zugersee an, bevor die Preise gen sonnenverwöhntem Osten und anschliessend in der Innenstadt anzogen.
Während es 2010 noch möglich war, gar in Seenähe Wohneigentum zu 10’000 Franken pro Quadratmeter zu finden, ist dies heutzutage nirgendwo in Zug mehr möglich. Stattdessen muss mit mindestens 14’000 Franken je Quadratmeter gerechnet werden. Zu beachten gilt dabei, dass PriceHubble mit standardisierten Daten gerechnet hat.
Falls du in nächster Zeit einen Umzug geplant hast, empfehlen wir dir diesen Artikel.