Die regnerische Jahreszeit kompensiert die eingetroffene Nässe und Kälte mit bunter Blätterpracht und dem Höhepunkt der Pilzsaison. Wer sich auf Pilzsuche begibt, muss jedoch zur eigenen Sicherheit und zum Naturschutz einige Regeln beachten.
Wer über die kommenden trüben Tage flucht, kann mit feinen Gerichten mit selbst gesammelten Pilzen beschwichtigt werden. Denn im Oktober zeigt sich der Herbst in seiner ganzen Pracht und die Pilzsaison ist in vollem Gange.
Für eine erfolgreiche Pilzsuche muss man gut einschätzen, wann und wo die gewünschten Speisepilze spriessen. Um sich nicht zu vergiften und der Natur beim Sammeln keinen Schaden zuzufügen, gibt es jedoch einige Regeln zu beachten.
Wenn nach einer längeren Regenphase eine angenehme Herbstwärme eintritt, sind die Bedingungen für Pilze optimal, denn dann machen sie sich den feuchten Boden zunutze. Es dauert knapp eine Woche, bis die Pilze nach ihrer inneren Uhr zu wachsen beginnen.
Da sie dafür genügend Feuchtigkeit brauchen, kommt es auf das Sommerwetter an, wie lange man auf die Sammelzeit warten muss. Waren die Sommermonate sehr trocken, braucht der Boden länger, bis er sich mit dem nötigen Regenwasser aufgesogen hat und die Pilze damit versorgen kann.
Deswegen gilt es, geduldig zu sein und den Pilzen genügend Zeit zum Auswachsen zu lassen. Ein Steinpilz zum Beispiel braucht ungefähr drei Tage, bis er eine angemessene Grösse erreicht hat.
Ob die Erde mit der nötigen Feuchtigkeit für Pilze versorgt ist, kann man anhand des Moosgehalts erkennen. Schönes, flauschiges Moos am Boden ist ein gutes Indiz, dass in einigen Tagen Zeit zum Pilze sammeln ist.
Den richtigen Ort finden
Viele Speisepilze wie Pfifferlinge, Maronen und Steinpilze sind in grosser Anzahl in Mischwäldern wie dem Steinhauser Wald zu finden. Auch in Nadelwäldern sind feine Pilze anzutreffen, doch fällt die Pilzsuche im Mischwald in der Regel erfolgreicher aus. Grund dafür ist, dass viele Pilze auf nitratarmen Böden zum Überleben eine Symbiose mit gewissen Bäumen eingehen.
Durch die Symbiose tauschen die beiden Lebewesen Nährstoffe aus und der Pilz schützt seinen Baum vor allfälligen Schadstoffen. Pilze, die solche Teamarbeit leisten können, tragen die Bezeichnung Mykorrhiza.
Den Bäumen ist es generell egal, welcher Pilz mit ihnen eine Partnerschaft eingeht. Mykorrhiza-Pilzarten haben jedoch ihre Vorlieben und wählen ihre Bäume entsprechend aus.
Namen wie Fichtenreizker und Birkenpilz geben bereits einen eindeutigen Hinweis darauf, bei welchen Bäumen die Pilze gefunden werden können. Andere Pilzarten haben mehrere Lieblingsbäume, wie zum Beispiel der Steinpilz, der sich mit Buchen, Eichen, Fichten sowie Kiefern gut verträgt.
Die Guten ins Körbchen
Bei der Pilzsuche ist die richtige Frage nicht «Ist dieser Pilz giftig?», sondern «Ist dieser Pilz tatsächlich geniessbar?». Denn wenn es um das Sammeln von Pilzen geht, kann Leichtsinnigkeit mit einer leichten bis gar tödlichen Vergiftung enden.
Viele beliebte Pilze haben giftige oder ungeniessbare Doppelgänger, die nur schwer von ihren leckeren Zwillingen zu unterscheiden sind. Deswegen gilt die goldene Regel, nur diejenigen Pilze mitzunehmen, die man auch mit Sicherheit kennt.
Ein abschliessender Besuch bei der Pilzkontrolle ist nach dem Pilzlen ein Muss. Hier werden die gesammelten Pilze von echten Pilzprofis begutachtet. Wenn sich auch nur ein giftiger Pilz in das Körbchen hineingeschlichen hat, muss sein ganzer Inhalt weggeworfen werden.
Grund dafür ist, dass bereits kleine abgebrochene Stücke der Giftpilze die danebenliegenden Pilze ungeniessbar bis tödlich machen. Deswegen ist es auch so wichtig, nur die mit Sicherheit geniessbaren Pilze zu sammeln.
Im Kanton Zug befindet sich die Pilzkontrolle am Werkhof an der Göblistrasse 7 und ist dieses Jahr bis am 30. Oktober regelmässig geöffnet.
Schneiden oder drehen?
Lange Zeit gab es unter den Pilzliebhabern die Debatte, ob man die Pilze von ihrem Wurzelgeflecht abschneiden oder einfach herausdrehen sollte. Für Verwirrung sorgte der Mythos, dass man beim Herausdrehen das Myzel, die Wurzeln des Pilzes, zerstöre.
Wenn man den Pilz nicht herausreisst, sondern vorsichtig herausdreht, wird jedoch das Myzel nicht beschädigt und kann sich regenerieren.
Dazu sollte man die Stelle, an welcher der Pilz war, mit Erde gut zudecken. Ausserdem ist es für die Pilzkontrolle wichtig, die Knolle des Pilzes ebenfalls ansehen zu können, da sie einige wesentliche Bestimmungsmerkmale aufweist.
Generell gilt beim Sammeln die Regel, dass man nur so viel mitnehmen soll, wie man auch essen mag. Auf diese Weise verschwendet man so wenige Pilze als möglich und lässt sie den anderen Sammlern sowie den Waldtieren übrig. Junge Pilze, die ihre vollständige Grösse noch nicht erreicht haben, sollte man stehen lassen.
Das Gleiche gilt für alte Pilze, da diese nicht mehr gut schmecken, dafür aber ihre Sporen weitergeben und für den Erhalt ihrer Art sorgen. Giftige Pilze sollten ebenfalls unbeschädigt stehen gelassen werden, da sie Nahrung für gewisse Tierarten darstellen und zu einem gesunden Ökosystem beitragen.
Ein sicherer Transport
Nachdem man einen Pilz vorsichtig vom Myzel gelöst hat, sollte man ihn mit einer Pilzbürste grob abwischen und allfällige Erde und Blätter entfernen. Danach sollte der Pilz gut auf Schnecken und Würmer untersucht werden, bevor man ihn in den Korb legt.
Es empfiehlt sich, angefressene Stellen grosszügig abzuschneiden, damit drin versteckte Krabbeltierchen nicht den ganzen Korb befallen.
Das Körbchen ist beim Pilzlen nicht wegzudenken, da es den idealen Sammelbehälter darstellt. In Plastiksäcken werden Pilze nicht zureichend durchlüftet, was die Eiweisszersetzung beschleunigt und die Pilze sehr schnell schlecht werden lässt.
Rucksäcke und Tüten sind ebenfalls weniger gut geeignet, da sie keine feste Form haben und die Pilze leicht zerquetscht werden. Der klassische Pilzkorb bietet jedoch einen gut durchlüfteten Behälter aus pflanzlichem Material, in dem die Pilze ihre Form behalten.
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