Comedian Jonny Fischer hatte es in seinem Leben nicht immer einfach. In seiner Biografie, die bald erscheinen wird, lässt der Zuger die Leserinnen an seiner Geschichte hautnah teilhaben. Es ist längst nicht sein einziges Projekt, das in den Startlöchern steht.
Jonny Fischer erobert mit Manuel «Manu» als kongeniales Comedy-Duo Cabaret Divertimento die Bühnen dieses Landes. Doch den Zuger auf sein komödiantisches Schaffen zu reduzieren, würde Fischer nicht gerecht werden. Der 40-Jährige ist ein wahrer Tausendsassa: In der neuen SRF-Sendung «Game of Switzerland» fungierte er als Spielleiter.
Am 19. September wird die Show ausgestrahlt. Dabei messen sich fünf Kandidatenpaare bei einer Schnitzeljagd, die sie an den verschiedensten Sehenswürdigkeiten der Schweiz vorbeiführt.
Ausserdem steht nach knapp zwei Jahren Arbeit seine Biografie «Mein Name ist Jonathan» in den Startlöchern und er amtet als Verwaltungsratsmitglied von «Zenmove» in Zürich, ein Training, bei dem Bewegung und Entspannung innert kurzer Zeit kombiniert werden. Die Rückkehr auf die Bühne mit Manuel Burkart als Divertimento ist nach mehrmaligem Verschieben auf Oktober angesetzt.
Im Interview verrät Jonny Fischer, wieso er die Entschleunigung durch den Lockdown nicht geniessen konnte, warum das Buch für ihn eine reinigende Wirkung hatte und ob er auch schon Gagvorschläge von Leuten auf der Strasse ins Programm aufgenommen hat.
Jonny Fischer, während bei vielen Leuten die Agenda coronabedingt nach wie vor ziemlich ausgedünnt ist, scheinen Sie mit den verschiedenen Projekten aktuell ausgelastet zu sein. Geniessen Sie es, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen?
Naja, gut tut es mir eigentlich nicht. Wäre ich auch noch mit Divertimento auf Tour, könnte ich unmöglich alles unter einen Hut bringen. Allerdings schätze ich es, dass die Projekte sehr unterschiedlich sind, weswegen ich auf verschiedenen Ebenen gefordert werde.
Haben Sie die Entschleunigung aufgrund des Lockdowns im Frühling auch geniessen können oder überwog der Tatendrang?
Der Lockdown war keine einfache Zeit für mich. «Zenmove» war damals erst seit ein paar Wochen geöffnet und es drohte bereits wieder die permanente Schliessung. Seit 11. Mai haben wir nun wieder geöffnet. Ausserdem fielen die Divertimento-Auftritte ins Wasser. Ich hatte also gleich zwei KMU, für die der Lockdown zu einem unglücklichen Zeitpunkt kam.
Sie haben zuletzt mehrmals betont, wie sehr Ihnen die Auftritte auf der Bühne fehlen. Hätten Sie dies nach den ersten Absagen erwartet?
Ich war tatsächlich selbst überrascht. Mit unserem Programm sind wir seit rund vier Jahren auf Tour. Jedoch bauten wir im Januar neue Elemente ein, welche wir noch nicht vor Publikum ausprobieren konnten. Seit August habe ich ein extremes Reissen, auf die Bühne zurückzukehren.
Sie bezeichnen Ihre Rolle bei «Game of Switzerland» als Spielleiter, nicht als Moderator. Was müssen sich die Zuschauer darunter vorstellen?
Ich bin eher ein kommentierender Beobachter als ein klassischer Moderator. Ich konnte emotional mit den Kandidatinnen und Kandidaten mitfiebern. Nun sind wir gespannt auf den 19. September. Kommt die Sendung gut an, wird es weitere Folgen geben. Wenn nicht, war es zumindest eine grossartige Erfahrung.
Gespannt dürfen wir auch auf Ihr Buch «Mein Name ist Jonathan» sein. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit der Autorin Angela Lembo. Erwartet die Leserinnen und Leser eine Biografie im klassischen Sinne?
Es geht darin natürlich um mein Leben. Ich machte es jedoch in erster Linie für mich, wollte vor meinem 40. Geburtstag auf mein Erlebtes zurückschauen, sehen, welche Erlebnisse aus der Vergangenheit abgeschlossen sind und welche einer Aufarbeitung bedürfen. Mein Leben war lange ein Kampf, der sich jedoch immer weiter lichtete – und der sich definitiv gelohnt hat.
Die Leserinnen und Leser werden also einen Jonny Fischer abseits vom immerlustigen Strahlemann auf der Bühne kennenlernen.
Auf jeden Fall. Ich bin oftmals auf die Fresse geflogen, bin beispielsweise zeitweise durch den Druck, auf der Bühne funktionieren zu müssen, im Alltag fast zerbrochen. Mein Strahlemann-Image wird so endgültig futsch sein (lacht).
Kam es vor, dass Sie während des Schreibprozesses nächtelang wach gelegen sind, da ein Abschalten nicht mehr möglich war?
Absolut, aber das würde wohl allen so gehen. Wir gingen an jene Orte zurück, die mich geprägt haben und trafen Leute aus meiner Vergangenheit. So beispielsweise meine erste Freundin, die ich seit fast 25 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Diese Aussenansichten waren enorm wertvoll, da ich manche Dinge völlig anders in Erinnerung hatte oder beispielsweise nur aus der Perspektive des fünfjährigen Jonny kannte. Der ganze Prozess hatte eine reinigende Wirkung, die ich jedem gönnen würde, dass er sie erlebt.
Wann wird das Buch erscheinen?
Es gibt zwei Möglichkeiten. Wenn wir es zeitlich hinbekommen, wird es im November kommen – wenn nicht, wird es im März veröffentlicht.
Das heisst, es nicht noch nicht fertig?
Nicht ganz. Mir sehr nahestehende Personen wie «Man» oder mein Mann haben das Buch gelesen – und kommen darin natürlich auch vor. Nun geht es darum, ihre Rückmeldungen einzuarbeiten. Zudem ist die Detailarbeit sehr zeitintensiv. Es geht teilweise um einzelne Kommas oder Teilsätze, damit gewisse Formulierungen nicht falsch interpretiert werden können.
Sie sind nicht nur Ur-Zuger, sondern wohnen auch nach wie vor hier. Wie regelmässig werden Sie auf der Strasse immer noch angesprochen?
In Zug selbst nicht oft, da mich die Leute kennen. In Zürich werde ich meist nur angeschaut. In ländlichen Regionen hingegen werde ich regelmässig angesprochen – dies jeweils auf sehr angenehme Art. Manch einer gibt mir sogar Tipps für Gags, die wir bei Divertimento einbauen könnten.
Haben Sie jemals einen solchen Gag tatsächlich für das Bühnenprogramm verwendet?
Um ehrlich zu sein nein (lacht).
Sie waren erst CEO von «Zenmove», nun amten Sie als Verwaltungsratsmitglied. Wie viel Jonny Fischer steckt in «Zenmove»?
Den Trainingsansatz mit Bewegung und Entspannung innerhalb von weniger als einer halben Stunde entwickelt mein Geschäftspartner Stefan Schwitter bereits seit fünf Jahren. Für den Standort, die App und die Website hingegen bin ich verantwortlich. Als Geschäftsführer überlupfte ich mich allerdings. Ich war überfordert und brauchte Unterstützung. Nun, mit Geschäftsleitung und neuem CEO, habe ich ein sehr kompetentes Team an meiner Seite, das mich unterstützt.
Aus welchem Grund engagieren Sie sich bei «Zenmove»? Es ist ja nicht so, dass Ihnen ansonsten die Arbeit ausgehen würde.
Für mich stand Divertimento lange an erster Stelle, währenddem für «Manu» die Familie erste Priorität genoss. Es ist für uns beide wichtig, neben Divertimento andere Projekte zu haben, wir nicht nur als Duo funktionieren. Bei «Zenmove» habe ich nun ein ähnliches Gefühl wie vor 15 Jahren mit Divertimento: Es ist neu und aufregend, ich gehe beispielsweise wie damals wieder Flyer verteilen.
Was steht für Sie im September an, bevor Sie im Oktober (hoffentlich) mit Divertimento wieder auf Tour gehen können?
Aktuell bin ich daran, mit der «Zenmove»-Geschäftsleitung die Strategie zu überarbeiten, da ich einiges zu kurzfristig geplant hatte. Mit «Manu» war ursprünglich geplant, Anfang 2021 ein neues Programm zu schreiben. Dies ziehen wir nun vor. Und: Es sind noch einige Tage Urlaub auf Sizilien geplant, um abschalten zu können.