Christa Rigozzi gehört zweifellos zu den erfolgreichsten Ex-Missen der Schweiz, seit sie sich 2006 das Krönchen aufsetzen lassen konnte. Seither hat sie sich als erfolgreiche Influencerin und Moderatorin etabliert. Wir haben uns mit der Tessinerin über virtuelles Publikum, Glaubwürdigkeit als Markenbotschafterin und Verantwortung gegenüber den eigenen Kindern unterhalten.
Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, die Gäste in der Hirsgartenbadi in Cham geniessen die willkommene Abkühlung im Zugersee. Direkt auf der anderen Lorzenseite schwitzt Christa Rigozzi. Die 38-Jährige präsentiert im Villettenpark die kommende Herbst- und Winterkollektion für Ochsner Shoes, für die sie seit Jahren als Markenbotschafterin tätig ist.
Das Shooting läuft abgesehen von den warmen Temperaturen nach Plan, rechtzeitig kann sich die Miss Schweiz von 2006 auf den Heimweg machen, um den Abend gemeinsam mit ihrem Mann Giovanni Marchese und ihren Zwillingstöchtern Alissa und Zoe (4) zu verbringen.
Im Gespräch mit FonTimes verriet die Tessinerin, weshalb sie täglich zahlreiche Werbeangebote ablehnt, wie sie die Zeit während des ersten Lockdowns verbrachte und was ihr Erfolgsrezept ist, um als Influencerin erfolgreich zu sein.
Frau Rigozzi, Sie waren kürzlich für ein Shooting im Villettenpark in Cham. Sind Sie mittlerweile generell wieder öfters unterwegs, nachdem Sie zu Beginn des Jahres primär von Zuhause aus gearbeitet haben?
Ja, seit April bin ich tatsächlich wieder viel unterwegs, jedoch nur innerhalb der Schweiz. Die Kampagnenshootings liefen derweil in den letzten Monaten normal weiter. Im Juni hatte ich auch wieder meinen ersten Event vor Live-Publikum.
Auch wenn nur 100 Personen anwesend waren, genoss ich dies sehr. Die grösseren Events fehlen im Moment zwar noch, doch hoffe ich, dass dies spätestens ab Herbst auch wieder möglich sein wird.
Ich bin allerdings überzeugt davon, dass das virtuelle Publikum mit dem Ende der Pandemie nicht wieder verschwinden wird. Vielmehr werden die Streaming-Möglichkeiten als Ergänzung zum Live-Publikum fungieren. Nur schon deswegen, weil vor Ort irgendwann die Kapazitätsgrenze erreicht ist – online ist das kein Faktor.
Gibt es für Sie beruflich überhaupt so etwas wie Alltag? Oder sieht bei Ihnen jeder Tag anders aus?
Bei mir sehen in der Tat keine zwei Tage gleich aus – dies war schon vor der Pandemie so und ist auch jetzt wieder der Fall. Genau diese Abwechslung gefällt mir an meinem Job auch so sehr: Ich lerne ständig neue Leute kennen und ein neues Projekt folgt dem anderen.
Ein «normaler» Bürojob wäre also nichts für Sie?
Nicht wirklich, deswegen habe ich auch bewusst diesen Karriereweg eingeschlagen. Aber natürlich bin auch ich nicht nur unterwegs, muss beispielsweise Moderationen vorbereiten, dafür recherchieren und die Moderationskärtchen schreiben.
Sie sind zwar viel unterwegs, auf der anderen Seite aber auch ein absoluter Familienmensch.
Meine Kinder und mein Mann werden für mich immer an erster Stelle stehen. Deswegen habe ich insbesondere als die Mädchen noch jünger waren, versucht, die Meetings möglichst früh am Tag anzusetzen, damit ich am Abend wieder Zuhause bin.
Generell ist es eine Frage der Planung, ich muss mir gewisse Freiheiten rausnehmen, damit die Zeit mit der Familie nicht zu kurz kommt, zum Beispiel den Tag nach einem intensiven Eventtag freinehmen.
Fällt es Ihnen schwer, einen Tag lang nichts zu tun?
Das würde ich nicht sagen. Als ich im vergangenen Jahr aufgrund der Coronapandemie kaum Aufträge hatte, genoss ich die ersten zwei Monate zuhause. Ich kochte viel, las, räumte die Wohnung auf und mistete Kleider aus.
Doch irgendwann hatte ich alles erledigt. Dann brannte es mir schon unter den Fingernägeln, ich sehnte mich auch nach dem Kontakt mit dem Live-Publikum. Zum Glück gibt es mittlerweile auch veranstaltungstechnisch Licht am Horizont.
Was war und ist Ihrer Meinung nach Ihr Erfolgsrezept, dass Sie den Sprung von der Miss Schweiz zur erfolgreichen Influencerin und Moderatorin geschafft haben?
Der Hauptgrund ist wohl, dass ich mir immer treu geblieben bin, ich habe aus meinen Stärken und Schwächen nie ein Geheimnis gemacht und nie eine Rolle gespielt. Ausserdem liebe ich es, in einem Team zusammenzuarbeiten und bin sehr kommunikativ.
Es schadet sicherlich auch nicht, dass ich mehrsprachig unterwegs bin und sowohl auf Italienisch, als auch auf Deutsch, Französisch und Englisch moderieren kann. Sich vor der Kamera und vor Publikum natürlich zu verhalten, muss einem bis zu einem gewissen Grad wohl gegeben sein, andererseits kommt dies auch mit der Erfahrung.
Wenn man als Influencerin erfolgreich sein will, muss man zudem glaubwürdig sein und Identifikationspotenzial bieten.
Glaubwürdigkeit und Authentizität sind hierbei die Schlagworte. Deswegen werbe ich nur für Produkte, hinter denen ich stehen kann und die ich mag. Ich bekomme täglich zahlreiche Anfragen, für bestimmte Produkte zu werben.
Kurzfristig wäre es aus finanzieller Sicht natürlich attraktiver, eine Mehrheit dieser Angebote anzunehmen. Doch wäre es absolut unglaubwürdig, an einem Tag für ein bestimmtes Produkt zu werben und am nächsten Tag ein Konkurrenzprodukt anzupreisen.
Haben Sie sich eine Obergrenze von Marken gesetzt, für die Sie als Botschafterin im Einsatz sind, damit die Glaubwürdigkeit nicht darunter leidet?
Ich habe mir mein Portfolio von rund zehn nationalen Sponsoren sehr bewusst zusammengestellt. Ausserdem lege ich Wert auf langjährige Partnerschaften. So arbeite ich zum Beispiel schon seit 14 Jahren mit Seat zusammen. Solche langfristigen Engagements wirken sich sogleich positiv auf die Glaubwürdigkeit aus.
Als Influencerin gehört es ausserdem dazu, dass Sie einen Teil Ihres Privatlebens preisgeben. Wo ziehen Sie für sich die Grenze, was Sie mit der Community teilen und was privat bleibt?
Ich würde meine Kinder nicht für Produkte werben lassen oder sie bei Werbeshootings integrieren. Generell plane ich die Familienfotos nicht. Vielmehr entstehen sie spontan, meist wenn wir unterwegs sind.
Es ist wichtig, dass man in den Social-Media-Kanälen bei den Bildern eine gesunde Balance hält. Poste ich nur noch Bilder, auf denen ich für Produkte werbe, schadet dies wiederum meiner Glaubwürdigkeit.
Daneben arbeiten Sie als Moderatorin. Sie haben auf diesem Gebiet mittlerweile einen grossen Erfahrungsschatz, stehen seit Jahren auf Bühnen und im Scheinwerferlicht. Gibt es trotzdem manchmal noch Auftritte, die Sie Überwindung kosten?
Bei grösseren Auftritten bleibt auch bei mir der Adrenalinschub nicht aus. So beispielsweise 2015 und 2016, als ich zusammen mit Sven Epiney den «Swiss Award» moderieren durfte. Klar: Mit der steigenden Erfahrung kommt auch die Sicherheit und man entwickelt eine gewisse Routine. Nichtsdestotrotz ist jeder Auftritt anders, was das Moderieren umso spannender macht. Hinzu kommt die Interaktion mit dem Publikum, die ich immer sehr schätze.
Die Liste der Sendungen, in denen Sie schon mitgewirkt haben, ist mittlerweile ziemlich lang. Unter anderem stehen «Bauer, ledig, sucht…», «Arena/Reporter», «The Voice of Switzerland» und «The Masked Singer Switzerland» drauf. Gibt es eine Sendung, die Sie gerne irgendwann einmal moderieren würden, bei der es sich bislang jedoch noch nicht ergeben hat?
Nur solche, die erst in meinem Kopf existieren (lacht). Aber Sendungen, die es bereits gibt, nicht.
Wann haben Sie realisiert, dass Sie als öffentliche Person, deren Stimme gehört wird, auf der einen Seite Verantwortung tragen, andererseits dadurch auch etwas bewirken können? Beispielsweise, indem Sie sich für gewisse Projekte engagieren.
Tatsächlich schon relativ früh. Nur schon dadurch, dass man sich während des Missen-Jahres oftmals in der Öffentlichkeit bewegt. Seit ich Mama geworden bin, ist noch ein weiterer Aspekt der Verantwortung hinzugekommen. Meine Kinder sehen mich im Fernsehen, entsprechend muss ich bei meinen Auftritten meine Vorbildfunktion als Mutter wahrnehmen.
Auf der anderen Seite ist es mir wichtig, mich für soziale Projekte zu engagieren. Auch dort setze ich auf langjährige Partnerschaften wie mit der Stiftung Wunderlampe. Ausserdem bin ich als Botschafterin für die Stiftung Telethon, Special Olympics Switzerland und seit April für die Swiss Malaria Group tätig.
Welche Projekte stehen für Sie in den kommenden Wochen an?
Es stehen einige Shootings und Live-Events mit Publikum an, dazu zeichnen wir neue Folgen für «Bauer, ledig, sucht…» auf. Ausserdem steht Ende Juli eine neue Sendung für RSI an. Anschliessend geht es mit der Familie in die Ferien. Wohin genau, wissen wir noch nicht.
Plus, Sie fungieren in diesem Jahr als Patronin des Clean-Up-Days (17. und 18. September) der IG saubere Umwelt.
Stimmt, allerdings weiss ich noch nicht genau, wo ich am Clean-Up-Day unterwegs sein werde, da ja an den verschiedensten Orten in der Schweiz Müll aufgesammelt wird.
Zur Person
Der Stern von Christa Rigozzi (38) ging am 9. September 2006 auf, als sie in Genf zur Miss Schweiz gewählt wurde. Seither arbeitet die Tessinerin als Markenbotschafterin, Influencerin und Moderatorin.
2018 rangierte Christa Rigozzi im «Deep Social Report» auf Platz 21 der Schweizer Influencer mit einem 73%-igen Anteil der Follower in der Schweiz, 60% davon weiblich. Der Anteil der Schweizer Follower hat sich seither auf 80% erhöht.
Christa Rigozzi ko-moderiert seit 2008 für 3+ die Sendung «Bauer, ledig, sucht…». Für denselben Sender präsentierte sie 2020 «The Voice of Switzerland». 2020 sass sie als Jurygast in der Sendung «The Masked Singer Switzerland» und während drei Staffeln in der Jury der Castingshow «Die Grössten Schweizer Talente».
2015 und 2016 moderierte Rigozzi zusammen mit Sven Epiney den «Swiss Award» von SRF. Das Schweizer Fernsehen holte sie zudem für das Gesellschaftsformat «Arena/Reporter» an die Seite von Moderator Jonas Projer. Nebst der Präsenz im Fernsehen und auf der Showbühne moderiert sie regelmässig Corporate Events, Veranstaltungen und Live-Streams.
Christa Rigozzi wuchs in Monte Carasso auf, wo sie heute mit ihrem Mann Giovanni Marchese und ihren Zwillingstöchtern Zoe und Alissa (4) lebt.
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