Einen Obstgarten im Frühling anzubauen, ist für viele Naturfreunde Tradition. Doch ohne die Insekten, welche für die Bestäubung der Gartenpflanzen sorgen, fällt die Ernte spärlich aus. Wieso also nicht ein Hummelvolk im Garten unterbringen? Mit einem selbstgebauten Hummelhotel kann man den kleinen Helfern ein Zuhause bieten.
Während sich die meisten Insekten noch nicht aus ihren Verstecken trauen, sieht man bereits während der ersten Märzwochen ab und zu eine Hummel vorbeifliegen. So gehören die Hummeln zu den ersten Bestäubern, die aus dem Winterschlaf erwachen. Auch bei kalten Temperaturen von etwa drei Grad Celsius sind diese Teddybären der Lüfte im ersten Frühlingsmonat bereits unterwegs.
In der Schweiz sind 40 Arten von Hummeln zu finden, doch viele davon sind vom Aussterben bedroht. Grund dafür ist, dass sie zu wenig Nahrung und nicht genügend Nistmöglichkeiten vorfinden.
So sagen die in der Landwirtschaft verbreiteten Monokulturen, die je nur eine Pflanzensorte auf einem grossen Feld vorweisen, dem Geschmack der Hummeln nicht zu. Vielmehr sehnen sie sich nach weder bearbeiteten noch gedüngten Trockenoder Magerwiesen, am besten mit vielen verschiedenartigen Wildpflanzen und Kräutern.
Ein abwechslungsreiches Blütenbuffet
Private GartenbesitzerInnen können die Hummeln und ihr Überleben fördern, indem sie einen hummel- und wildbienenfreundlichen Garten gestalten, der dem reichhaltigen Menüplan der Hummeln gerecht wird. So kann man diesen zum Beispiel mit Rudimentalflächen zieren und die Lieblingsblüten der Hummeln anpflanzen.
Vor allem blaue und gelbe Blüten wie diejenigen von Lavendel, Sonnenblumen, Pfefferminzen, und Gartensalbei locken diese Insekten an. Glücklicherweise mögen Hummeln auch Kulturpflanzen wie die Johannisbeere, Stachelbeere, Brombeere, Himbeere, Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschge, Pflaume und die Mirabelle.
Einige Pflanzen wie Tomaten sind sogar speziell auf die Hummeln angewiesen, denn nur sie können ihre Blüten bestäuben. Das liegt daran, dass die Tomatenpollen besonders fest am Pollensack kleben, sodass zum Beispiel Honigbienen sie dort nicht herausbekommen. Die Hummeln kennen hingegen einen Trick: So beissen sie sich an der Blüte fest und vibrieren mit den Flügeln, bis die Pollen herausgeschüttelt werden.
Damit die Hummeln auch im Frühjahr genug Nektar finden und überleben können, kann man sie im eigenen Garten mit Frühblühern versorgen. Schneeglöckchen, Blausterne, Wildkrokusse sowie Stern- und Traubenhyazinthe eignen sich dafür ideal. Es kann gut sein, dass sich die Hummeln einen solchen Ort mit vielen Blumen merken und sich in seiner Nähe ein geeignetes Nistplätzchen suchen.
Fleissige Bestäuber
Bei allen Hummeln, die im März anzutreffen sind, handelt es sich um Königinnen, die einen Nistplatz suchen, um einen Hummelstaat zu gründen. Gleich wie Wildbienen finden Hummeln in Totholz, Bretterstapeln, Moos, Laub und in Mauselöchern in der Erde Unterschlupf. Da jedoch die Gärten und Grundstücke meist gründlich aufgeräumt sind, finden nicht alle Königinnen ein geeignetes Versteck.
Ein Hummelvolk in der Nachbarschaft können GartenbesitzerInnen jedoch nur begrüssen. So bestäuben Hummeln Blüten mit ihrem langen Rüssel sehr gründlich und sind bis zu 18 Stunden täglich damit beschäftigt.
Sie sind auch sehr effizient und besuchen zwischen zehn und 20 Blüten pro Minute. Nachdem man die Lieblingsblumen der Hummeln im Garten eingepflanzt hat, kann man den Hummeln auch gleich noch eine passende Nistmöglichkeit anbieten, zum Beispiel ein geräumiges Hummelhotel.
Einen Blumentopf zum Hummelversteck umwandeln
Eine einfache und zeiteffiziente Variante eines selbstgemachten Hummelhotels ist ein auf den Kopf gestellter Blumentopf. Dieser sollte mit Moos gefüllt sein und auf klein gehäckseltes Holz gestellt werden. Wichtig zu beachten ist, dass das verwendete Moos und Holz nicht mit Dünger, Gift oder sonstigen Chemikalien besprüht wurde.
Durch das Loch im Boden des Topfes können Hummeln in ihr neues Zuhause reinkrabbeln. Für den letzten Schliff sollte man zwei kleine Holzlatten links und rechts vom kleinen Bodenloch und obendrauf ein kleines Brett legen, damit der Eingang ins Hummelhotel vor Witterung geschützt ist.
Ein Hummelhotel aus Kiste und Schachtel
Wer einen grösseren Unterschlupf für die Krabbeltierchen in seinem Garten aufstellen möchte, kann einen Hummelkasten basteln. Dieser hat einen simplen Bauplan und benötigt Materialien, die meist im Gartenschuppen zu finden sind. Der Kasten soll den natürlichen Wohnraum der Hummeln künstlich nachahmen, gleichzeitig aber auch Schutz vor Witterung und natürlichen Feinden bieten.
Das Gerüst des Hummelkastens besteht aus einer Holzkiste und einer kleineren Kartonschachtel, die in die Holzkiste reinpasst. Der Holzkasten steht am besten auf einem kleinen Podest, zum Beispiel auf zwei liegenden Holzpflöcken, die auf der Erde platziert werden, damit er bei Regen nicht im Schlamm steht. Als Kartonschachtel eignet sich zum Beispiel eine alte Schuhschachtel.
Der Holzkasten sollte gross genug sein, dass es einen Luftraum zwischen seinen Wänden und der Schuhschachtel gibt, damit der Karton durch den Regen nicht feucht wird und zu schimmeln beginnt. Dafür kann man die Kartonschachtel ebenfalls auf einen grossen, flachen Stein im Kasten stellen, sodass ihr Boden das Holz nicht berührt.
In der Schachtel sind drei Schichten von Materialien anzulegen, die auf keinen Fall mit Chemikalien oder Dünger bearbeitet sein dürfen. Zuunterst kommt eine Schicht Hobelspäne oder gehäckseltes Holz, obendrauf eine Moosschicht. Das Moos bildet das eigentliche Nest der Hummeln. Deswegen sollte man in der Mitte des Mooses eine etwa apfelgrosse Nistmulde formen.
Mit Schafswolle, Polsterwatte oder anderen natürlichen Fasern kann das Nest ergänzt und weicher gemacht werden. Zuletzt wird die Nistmulde mit langem Heu bedeckt. Mit einem Stück Karton und einem Stein obendrauf werden die Schichten leicht zusammengepresst und sie verrutschen nicht.
Ein Eingang mit Landeplatz
Damit die Hummeln in die Kiste und dann in die Schachtel reinkommen, brauchen sie einen kleinen Durchgang. Deswegen sollte es vorne an den beiden Kisten je ein kleines Loch haben, das zur Moosschicht und in die Nistmulde hineinführt. Die Löcher sollten auf der gleichen Höhe gebohrt werden.
Alternativ kann sich das Loch in der Kartonkiste leicht tiefer als jenes in der Holzkiste befinden. Damit die Hummeln einen Durchgang ins Nest haben, sollten die beiden Löcher zum Beispiel mit einer Kartonröhre von einer Alufolienpackung oder einer Küchenpapierrolle verbunden werden.
Damit die Hummeln bequem raus- und reinkrabbeln können, brauchen sie einen kleinen Landeplatz. Dieser kann mit einem kleinen Holzstück direkt unter dem äusseren Loch gestaltet werden.
Für zusätzlichen Schutz vor Witterung kann man etwa zehn Zentimeter oberhalb des Lochs ein grösseres Holzbrett anbringen. Alternativ kann das Holzbrett auch direkt auf dem Dach der Holzkiste befestigt werden und mit seiner Fläche über die Ränder der Kiste herausragen.