Hirsebrei – eine multimediale und interaktive Ausstellung der Zunftstadt Zürich erinnert an das historische Ereignis aus dem Jahr 1576, welches Zürich und Strassburg über den Seeweg miteinander verband.
Mit modernster Multimediatechnik bietet der Verein Ausstellung Zunftstadt Zürich eine Ausstellung über die historische Reise im Rahmen der Hirsebreifahrt von 1576 – dies mit einer virtuellen Schifffahrt auf der Limmat.
Das Schiff, das vom Weggenzunftmeister und späteren Zürcher Bürgermeister Caspar Thomann (1519-1594), dem reichsten Zürcher seiner Zeit, in Auftrag gegeben wurde, nimmt die BesucherInnen mit auf eine Reise nach Strassburg. Etappenziele sind Baden, Laufenburg, Rheinfelden, Basel und Breisach.
Mit auf dem Schiff ist ein Steuermann, der viele Fragen stellt, die das Publikum beantworten muss. Der servierte heisse Brei soll den Besuchern das historische Ereignis auch auf kulinarische Art näherbringen.
Die Schifffahrt ist eine Reihe von historischen Ausstellungen, die der Verein organisiert. Unter dem Namen «Eine Ausstellung ohne Ausstellungsgegenstände» versetzen sie die Besucherinnen in das spätmittelalterliche Zürich zurück.
Was ist die Hirsebreifahrt?
Die Hirsebreifahrt soll an die beiden historischen Hirsebreireisen von 1456 und 1576 erinnern, als rund 50 Zürcher mit einem Topf voll heissem Brei nach Strassburg ruderten. Bisher gibt es zwei Versionen, um dieses historische Ereignis zu erklären.
Nach der gängigsten Version wollte Zürich seinen Freunden in Strassburg zeigen, dass es ihnen innert eines Tages im Falle einer militärischen Bedrohung zu Hilfe kommen könnte. In der zweiten Version wird das Ereignis als Ausflug zu dem grossen Schützen- und Lotteriefest gesehen, das vom Rat der Reichsstadt Strassburg organisiert wurde.
Dabei handelte es sich um Schiesswettbewerbe und dient es als symbolischer Beweis der Freundschaft zwischen den «Ständen».
Die Ständefeste waren von grosser Bedeutung für das häusliche Leben, aber auch für die sozialen und diplomatischen Netzwerke der spätmittelalterlichen Reichsstädte und der Eidgenossenschaft. Und die Strassburger brauchten Freunde, da die Stadt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Zentrum konfessioneller und politischer Konflikte stand.
Von Ende Mai bis Mitte August zählte man Tausende von Teilnehmern und Zuschauerinnen. Die Fürsten, Adligen und städtischen Delegationen mussten dabei angemessen empfangen und verpflegt werden.
Hirsebrei im Bronzekessel
Zürich hatte zum damaligen Zeitpunkt bereits eigene Mannschaften, die an Schiesswettbewerben teilnahmen. In die Geschichte eingehen sollte jedoch eine Gruppe von Reisenden, die die Strecke nach Strassburg an einem einzigen Tag zurücklegen wollte.
Die Reise war logistisch minutiös vorbereitet worden. Am 20. Juni 1576 legte ein Ruderboot um 2 Uhr morgens ab. Am Abend, zwischen acht und neun Uhr, kamen die Zürcher in Strassburg an.
An Bord befanden sich 54 Personen: mehrere Ratsmitglieder, ein Arzt, ein Prediger, Trompeter und Musiker sowie eine Rudermannschaft, die aus jungen, sportlichen Bürgern bestand. Vor allem aber nahmen sie in einem speziell angefertigten, mit Sand isolierten Fass den grossen Kessel mit Hirsebrei mit, den sie ihren Gästen servieren wollten, solange er noch warm war.
Nach ihrer Rückkehr nach Zürich wurde die Mannschaft frenetisch gefeiert. Im November desselben Jahres trafen die 54 Zürcher sich erneut zu einem rauschenden Fest, bei dem sie die von den StrassburgerInnen verehrten Speisen assen: Brot aus Getreide, das lange in den Scheunen der Stadt gestanden hatte, und Salz, das 197 Jahre lang gelagert worden war.
Der Wein, der serviert wurde, stammte laut historischen Quellen aus einem besonderen Jahrgang: Er war 1472 geerntet worden, zu Beginn der Burgunderkriege, in denen die Eidgenossenschaft eine identitätsstiftende Bedeutung sahen.
Der grosse Bronzekessel, in dem der Hirsebrei serviert wurde, schenkte die Zürcher Delegation der Stadt Strassburg als Geschenk. Heute ist er im Musée historique in Strassburg ein Ausstellungsobjekt.
Infos zur Ausstellung
Die Ausstellung dauert bis zum 30. Juni und ist jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eingang zur Ausstellung befindet sich an der Oberen Zäune 19 in Zürich. Eintrittskarten sind zum Preis von CHF 10 für Erwachsene, CHF 5 für SchülerInnen, Lehrlinge und Studierende erhältlich.
Der Eintritt ist für Kinder bis 16 Jahre, Mitglieder des Vereins Zunftstadt Zürich und des Schweizer Museumspasses kostenlos. Private Führungen können auf der Homepage von Zunftstadt Zürich reserviert werden und sind von Montag bis Sonntag buchbar.