Am 9. Mai ist Muttertag. Heute ein internationaler Feiertag mit einer klaren Botschaft, früher ein eingeforderter Ehrentag mit zahlreichen Ursprüngen. Dabei profitiert besonders eine Branche von dem Feiertag.
Wenn es um den Muttertag geht, ist keine Geste oder Geschichte zu gross. Schon in der griechischen Antike soll man ihn gefeiert haben. Schliesslich hat Rhea als Göttermutter bis heute Einfluss auf die Archetypen.
Der britische Mothering Sunday, der seine Ursprünge im Mittelalter hat, drehte sich zu einem grossen Teil um die heimatliche Kirche, zu der die Gläubigen zurückkehren sollten. Bis deutlich später auch die Ehrung der Mutter ergänzt wurde.
Made in America
Die Ursprünge des Muttertags, wie wir ihn heute kennen, finden sich in den Vereinigten Staaten. Die Aktivistin Ann Jarvis setzte sich seit 1858 mit ihren «Mothers› Day Work Clubs» erst für soziale Reformen ein, dann für die Soldaten des Amerikanischen Bürgerkriegs.
Für die Versöhnung der Amerikaner nach dem Krieg richtete sie 1868 den «Mothers Friendships Day» aus. Nur wenige Jahre später forderte die Dichterin Julia Ward Howe, dass am 2. Juni der «Mother’s Day for Peace» gefeiert werden soll – doch ohne Erfolg.
Erst Ann Jarvis’ Tochter Anna gelang die Etablierung des Muttertags. Zu Ehren ihrer verstorbenen Mutter rief sie 1907 zum Gedenkgottesdienst auf. Nur ein Jahr später folgte eine grössere Zeremonie und nachdem zahlreiche US-Bundesstaaten nachzogen, wurde der zweite Sonntag im Mai 1914 zum nationalen Feiertag erklärt. Noch heute kann man in Jarvis’ Heimat Grafton, West Viriginia den «International Mother’s Day Shrine» besuchen.
Ein Tag für die Floristen
Die amerikanische Idee verbreitete sich rasch um den Globus. So forderte Cevi Schweiz bereits 1914 einen Ehrentag für die Mutter. Die Heilsarmee folgte 1917 mit einem ähnlichen Aufruf. Doch es brauchte noch die gesamten 1920er Jahre und Deutschland als Vorreiter, bis in der Schweiz 1930 der erste offizielle Muttertag gefeiert wurde.
Angeregt von den deutschen Blumenhändlern, engagierten sich auch die Schweizer Floristen und Konditoren für den neuen Feiertag. Die Kommerzialisierung des Muttertags ging also Hand in Hand mit seiner steigenden Popularität. Dies sehr zum Unmut von Anna Jarvis, die bis zu ihrem Lebensende für eine Rückbesinnung auf den Grundgedanken ihres Feiertags kämpfte.
Für Schweizer Floristen bleibt der Valentinstag zwar der umsatzstärkste Tag des Jahres, in den USA erreicht die Kommerzialisierung des Muttertags aber Jahr für Jahr ungeahnte Höhen. So investiert jeder US-Amerikaner im Schnitt 204 US-Dollar für Muttertagspräsente. In Sachen Spendierfreudigkeit wird der Muttertag dort nur noch von Weihnachten übertroffen. In Deutschland waren es zum Vergleich im Schnitt nur 40 Euro pro Person im Jahr 2020.
Das deutsche Shoppingportal Mydealz wollt es genauer wissen und befragte über 2000 seiner NutzerInnen, ob und welche Geschenke sie zum Muttertag kaufen. 72,3 Prozent gaben an, ihrer Mutter dieses Jahr etwas zu schenken. Dabei stehen Blumen ganz oben auf der Einkaufsliste. 40,9 Prozent der Männer und 63,2 Prozent der Frauen übergeben am Muttertag Blumen.
Auf dem zweiten Platz folgt mit der Schokolade ein weiterer Klassiker – 34,8 Prozent der Frauen und 18,6 Prozent der Männer wollen ein süsses Geschenk überreichen. Und während Frauen lieber auf selbstgestaltete Präsente setzen (27,4 Prozent), bevorzugen Männer Parfüm (18,2 Prozent). Mode und Schmuck sowie Kosmetik ergänzen die vorderen Plätze der Geschenkeideen bei beiden Geschlechtern.
Und egal, wie man zu der Kommerzialisierung des Ehrentages steht, zwei Drittel der Mütter gaben in der Umfrage an, dass sie sich über ein Geschenk zum Muttertag freuen würden.
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