Nach der Absage des Bäckermöhli im Vorjahr, kehrt der Zuger Brauch nun wieder zurück. Dies jedoch in reduzierter Form, was vor allem bei den Kindern für enttäuschte Gesichter sorgen dürfte.
Es muss viel passieren, damit das Bäckermöhli, das Auswerfen von Mutschli, Süssigkeiten und Wienerli in der Zuger Altstadt, ausfällt. Der Zweite Weltkrieg war ein solcher Grund, weswegen der Traditionsanlass von 1940 bis 1945 eine Zwangspause einlegte. Seither fand das Bäckermöhli immer statt – bis die Coronapandemie kam.
Im vergangenen Jahr fiel der Anlass, der traditionell am letzten Mittwoch im Januar stattfindet, komplett aus. Selbst das Hauptbot, die Generalversammlung der Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug (Organisatorin der Bäckermöhli) fiel der Coronapandemie zum Opfer. Zum ersten Mal in über 300 Jahren, existiert die Zunft doch schon seit 1688.
Kindergartenkinder kommen auf ihre Kosten
Heuer findet die Bäckermöhli wieder statt, genauer am 26. Januar. Zunftschreiber Andreas Rudolf teilt auf Anfrage mit: «Morgens nach dem Gottesdienst und dem Besuch der Kindergärten haben wir unser Hauptbot und nehmen anschliessend das Bäckermöhli im Restaurant Ochsen zu uns.
Am Nachmittag findet eine Besichtigung der Circulago statt, gefolgt von einem Zobig im Aklin», so Rudolf.
Der erste Teil dieses uralten Brauchs erfährt somit keine Programmänderung. Denn beginnt der Tag für die Meister und Mitbrüder der Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug traditionell jeweils mit dem Gottesdienst in der Liebfrauenkapelle in der Altstadt, um der Predigt des Zunftpfarrers zu lauschen und der im Jahr zuvor verstorbenen Zünftler zu gedenken.
Nach einem Znüni mit Weisswein und Käsekuchen findet dann die offizielle Jahresversammlung, also die Hauptbot, im Gotischen Saal des Zuger Rathauses statt.
Nach dem offiziellen Teil besuchen die Delegationen der Zunft die Stadtzuger Kindergärten, um den Kleinsten über Brauch und Handwerk der Bäckerinnen, Müller und Konditorinnen zu berichten und auch Gebäck und Süssigkeiten bringen sie dabei mit.
Der Fischmärt muss leer bleiben
Am Mittag trifft man sich dann zum Essen im Restaurant Aklin oder Ochsen, wo auch die Delegationen der anderen Zuger Zünfte und die Ehrengäste empfangen werden. Bei den Ehrengästen handelt es sich jeweils um eine männliche Person des öffentlichen Lebens.
Es werden Reden gehalten, es wird getafelt und die Neuzünftler haben vor ihrer offiziellen Aufnahme eine Prüfung zu bestehen.
Auf den eigentlichen Höhepunkt am Nachmittag muss aufgrund der aktuellen Lage in diesem Jahr hingegen verzichtet werden: das Auswerfen von Brötchen, Lebkuchen, Wienerli, Guetsli und Orangen vom Balkon des Hotels Ochsen.
Vor allem für Kinder war das Auswerfen in der Vergangenheit jeweils ein Happening, das sich entsprechend bei den Familien grosser Beliebtheit erfreut hat.
Der Fischmärt füllte sich jeweils mit vielen Kindern und ihren erwachsenen BegleiterInnen. Lauthals riefen sie «Bäckermöhli! Bäckermöhli!», bis um 16.15 Uhr der Zunftobmann mit dem Zunftrat, den Zünftern und seinen Gästen den Balkon betrat, um die Meute mit Leckereien zu versorgen.
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