«Gewusst wie» ist das Motto der diesjährigen Europäischen Tage des Denkmals, die am Wochenende des 11. und 12. Septembers stattfinden. Im Kanton Zug stehen am Samstag unter anderem das alte Postgebäude, die Wasserturbine in Sebelis Sage sowie zwei private Häuser für Interessierte offen. Am Sonntag lohnt sich ein Besuch im Museum Burg Zug.
Wie sieht das alte Postgebäude von innen aus? Was bewirkt die Wasserturbine in Oberägeri? Wie sah die Innenausstattung eines Wohnhauses in den 1950er Jahren aus? Am Samstag, 11. September, kann man diesen Fragen gleich selbst vor Ort auf den Grund gehen.
Denn an den jährlichen Tagen des Denkmals finden in der ganzen Schweiz an rund 300 Orten Führungen, Exkursionen, Atelier- und Baustellenbesichtigungen sowie viele weitere Veranstaltungen statt. Ziel dieses Wochenendes ist es, bei einem breiten Publikum das Interesse an den lokalen Kulturgütern und deren Erhaltung zu wecken.
Um dies zu erreichen ist der Eintritt frei. Die Besichtigungen wurden jeweils von den eidgenössischen, kantonalen und städtischen Fachstellen für Denkmalpflege und Archäologie organisiert. Jedes Jahr wählen sie einzigartige Objekte aus, knüpfen Kontakte zu den Eigentümern und organisieren die Führungen und Veranstaltungen vor Ort.
Ein Stück Zuger Stadtgeschichte
Auch in Zug können Interessierte am 11. und 12. September verschiedene historische Bauten besuchen, zu denen sie im Normalfall teilweise keinen Zugang hätten. So wurde das Wohn- und Geschäftshaus an der Neugasse 17 im Jahr 2020 sorgfältig umgebaut und seine historischen Bauteile sind immer noch zu bestaunen.
Teile des Kernbaus dieses Hauses stammen aus dem Jahr 1472 und sind bis heute erhalten. Das bedeutet, dass dieses Haus kurz vor der Stadterweiterung ab 1478 errichtet wurde.
Von 9:30 bis 14:30 Uhr kann man am Samstag in diesem Stück Zuger Stadtgeschichte Führungen besuchen. Einige dieser Führungen leiten die Zuger Architekten Urs Zumbühl und Alfons Heggli. Auf dem Gebiet der Renovationen sind sie die idealen Ansprechpersonen, denn sie haben die Erneuerung einiger Zuger Bauten unter Denkmalschutz wie die Kapelle St. Michael geplant und durchgeführt.
Schön herausgeputzt
Für die Kirche Maria Opferung an der Klosterstrasse war nach rund 100 Jahren wieder eine Fassadensanierung fällig, die zwischen 2018 und 2019 vorgenommen wurde. Unter dem alten Putz wurden wertvolle historische Bauetappen gefunden.
Der neue Putz wurde gemäss dem Putzaufbau von 1900 bis 1910, der am Gebäude gefunden wurde, aufgetragen und wurde sowohl der historischen Bausubstanz als auch den modernen Anforderungen gerecht. Für diese Lösung gewann die Sanierung die Silbermedaille des «Schweizer Preises für Putz und Farbe».
Am Samstag werden Handwerksführungen von Fachpersonen der beteiligten Firmen angeboten. Sowohl die Sanierung als auch einige ihrer Funde werden präsentiert. Die Handwerker werden ihr Können zeigen und zum Mitmachen einladen.
Bei den Führungen durch das Kloster Maria Opferung können die Besucher das Gebäude näher kennenlernen und zur Feier des Tages wird die Fassadensanierung unter anderem von ihren Organisatoren Enzo Cozza (Architekt) und Josef Ineichen (Restaurator) vorgestellt.
Post von gestern
Seit die Hauptpost 2015 geschlossen wurde, führt das alte Postgebäude auf dem oberen Postplatz in Zug ein Schattendasein. Aktuell wird das majestätische Bauwerk innen jedoch restauriert.
Am Samstag können Gäste den Handwerkern, die dem Gebäude neuen Glanz verleihen, von 14 bis 16 Uhr bei ihrer Arbeit zusehen. Von 13 bis 15 Uhr finden stündliche Führungen von Mitarbeitern des Amts für Denkmalpflege und Archäologie Kanton Zug und diversen anderen Fachleuten statt.
Die Säge am See
Die Sebelis Sage in Oberägeri macht mit ihrer Wasserturbine einen märchenhaften Eindruck. Am ersten Tag des Denkmals steht es für die Besucher offen. In der Originalsägerei, die die Wasserkraft für ihre Arbeit nutzt, gibt es vieles zu entdecken.
Wer eine Säge in Betrieb setzen und zusehen möchte, wie Fachpersonen die Späne fliegen lassen, kann bei der Sebelis Sage vorbeikommen. Eine Führung durch die Säge dauert knapp eine Stunde und wird mit einem Grillplausch abgerundet.
Tag der offenen Tore
Das «Zuger Depot Technikgeschichte» in Neuheim präsentiert am Samstag interessante Industrieobjekte. Historische Fahrzeuge, Gegenstände und Dokumente von Vereinigungen aus dem Umfeld von Feuerwehr, Industrie, Militärgeschichte, Militär-Motorfahrern und öffentlichem Verkehr sind hier vorzufinden.
Am «Tag der offenen Tore» sind die Exponate und drei Sonderausstellungen zu den Themen «Garnspinnen», «Fahrzeugunterhalt» und «Filme aus der Industrie» zu bestaunen.
Zurück in die 1950er
Am Zugerberg liegt ein bungalowartiges privates Wohnhaus, das 1955 von Hafner und Wiederkehr für Bekannte errichtet wurde. Das Gebäude wurde von der heutigen Eigentümerschaft instandgesetzt, sodass der Innenraum nach der Mode der 1950er Jahren ausgerichtet ist. Am Samstag werden von 9 bis 10:30 Uhr drei Führungen stattfinden, denen man sich mit einer Voranmeldung anschliessen kann.
Mit Drechselbank und Lederwerkzeug
Das Museum Burg Zug präsentiert am Sonntag von 10 bis 16 Uhr thematische Führungen und eine Schauwerkstatt mit traditionellem Handwerk bis 17 Uhr. Ein Wanderdrechsler fertigt ab 10 Uhr an seiner fussbetriebenen Drechselbank vor den Augen der Besucher kunstvolle Stücke an.
Ab Mittag und bis 17 Uhr zeigt der Zuger Schuhmacher Michael Sergi von Da Giovanni Shoes sein Handwerk. Dabei beantwortet er Fragen zur Massanfertigung der Schuhe. Anschliessend kann man im Lederatelier einen eigenen Schlüsselanhänger oder ein Täschchen herstellen und mit einer mittelalterlichen Prägung verzieren.
Die Führungen in der Dauerausstellung handeln passend zum Motto des Tages «Von Bleiruten, Ofenkacheln und Papiertapeten». Im Fokus stehen die alten Zuger Handwerke wie die Schuhmacherei, Glasmalerei und Hafnerei. Dazu wird auch die Geschichte der Zuger Zünfte behandelt. Die Führungen beginnen jeweils zur vollen Stunde und dauern ca. 50 Minuten.
Römerbastelwerkstatt und Ofenturm
Ebenfalls am Sonntag, 12. September, bietet das Zuger Museum für Urgeschichte(n) einen Werknachmittag im Zeichen der Römischen Epoche an. Erwachsene, Kinder und Familien können hier nach Vorbild der archäologischen Funde aus der Römerzeit werken. Dabei tauchen sie auf eine neue Art in die römische Kultur ein.
Wer sich für die Baubranche interessiert und ihr Potenzial für Nachhaltigkeit und Umweltschutz besprechen möchte, kann das Ziegelei-Museum in Hagendorn besuchen. Hier geben Experten eine Einführung in das Forschungsprojekt Ofenturm und besprechen Ressourcen-, Deponie- und Klimaprobleme, die die Baubranche herausfordern.
Ein weiteres Thema, zu dem man sich hier informieren kann, ist die historische Stampflehmtechnik und die Frage, wie sie die heutigen Ansprüche an die Erdbebensicherheit im Hochbau erfüllen kann. Für Bastelbegeisterte gibt es in der Ziegelhütte eine Werkstatt, in der BesucherInnen ein Stampflehmobjekt gestalten können.
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