Maskenpflicht, Coronatest, Bundesentscheid – die prägenden Begriffe der vergangenen zwölf Monate treffen sich alle in einem Kartenspiel wieder. Denn der Luzerner Hobbyspieler Ibrahim Nhili versucht es mit einem spielerischen Ansatz, die Menschen sollen so die Zeit bis zum Ende der Pandemie überbrücken. Mit seiner Eigenkreation «Lockdown» will er nun in die Schweizer Wohnzimmer einziehen.
Seit über einem Jahr wird unser Leben von einer globalen Pandemie bestimmt. Bundesrat und Bundesamt für Gesundheit gelangten zu einer ungewohnten Aufmerksamkeit und locken die Schweizerinnen und Schweizer immer noch wöchentlich vor die Endgeräte. Unvergessen sind die Bilder des Lockdowns im Frühling 2020, als die Szenerie von leergefegten Strassen und geschlossenen Läden dominiert wurde.
Der Luzerner Ibrahim Nhili, selbst ein passionierter Spieler, kam dabei auf eine Idee: Warum nicht eine spielerische Lösung für die Zeit während des Lockdowns finden? Aus anfänglichen Skizzen wurden selbstgebastelte Karten und zusammen mit zwei Freunden arbeitete Nhili an seiner Eigenkreation.
Die Regeln wurden dabei oft angepasst: «Es hat vom Prototypen bis zum fertigen Produkt viele Versuche gebraucht», so der Luzerner Spieleentwickler. Während des Austestens seien oft Spielsituationen entstanden, die man vorher nicht bedacht hatte. Dies habe zu den zahlreichen Anpassungen am Spiel selbst und den Regeln geführt.
Ein Comeback für die Hamsterkäufe
Gespielt wird mit bis zu sechs Leuten – und zwar solange, bis ein Spieler keine Karte mehr auf der Hand hat oder die einzigartige Lockdown-Karte auf dem Tisch liegt. Passend zum Titel befindet sich auf den Zahlenkarten ein grosses Schlüsselloch. Schlagworte wie Hamsterkäufe prägen die 21 verschiedenen Aktionskarten des Spiels.
Diese können sich nicht nur auf das eigentliche Spiel auswirken. Zum Beispiel sorgt die Karte «Maskenpflicht» dafür, dass ein Spieler für zwei Runden nichts mehr sagen darf. Wer noch nicht mit allen Aktionskarten vertraut ist, kann sich die Beschreibungen per QR-Code auf dem eigenen Smartphone ansehen. Ausserdem gibt es auf diesem Weg ein digitales Erklärvideo der Spielregeln von Ibrahim Nhili selbst.
Einige der Themen auf den Karten stehen eher für das vergangene Jahr, wie die Abbildung von Donald Trump auf der «Fake News»-Karte zeigt. Aber auch wenn die Pandemie irgendwann vorbei sein sollte, glaubt Nhili, dass das Spiel auch danach nicht an Relevanz einbüssen wird. In dem Moment sei es ein Rückblick auf eine Zeit, «die wir alle durchlebt haben». Bis dahin verbinde das Spiel den Anfang der Pandemie mit immer noch aktuellen Themen, so Nhili weiter.
Mit Crowdfunding zum Lockdown
Anfang dieses Jahres fand das Projekt «Lockdown – das unberechenbarste Spiel aller Zeiten» seinen Weg auf die Crowdfunding-Plattform Wemakeit. Ibrahim Nhilis Idee fand über 250 Unterstützerinnen und Unterstützer und das selbst gesteckte Ziel von 8‘500 Franken wurde deutlich übertroffen.
Insgesamt kamen über 12‘000 Franken zusammen. Für mindestens 25 Franken konnte man das Spiel unterstützen – so viel kostet es übrigens auch im Handel. Inzwischen wurden 5000 Exemplare des Kartenspiels produziert, den Vertrieb übernimmt ein grosser Schweizer Onlinehändler.
Der Erstauslieferungstermin war im April. Die Unterstützer erhielten ihre Spiele dabei zuerst, die anderen Vorbesteller sollten allerdings fast zeitgleich beliefert werden, versprach Nhili.
Für Nhili steht bei der Spieleproduktion der Spass im Vordergrund. Im letzten Jahr habe er neue Erfahrungen gesammelt und Kontakte geknüpft. Dazu gehört auch die Künstlerin Lou Stucki vom Thuner Atelier September, die für das finale Design der Spielkarten verantwortlich ist.
«Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich ein Kartenspiel entwickeln und auf den Markt bringen werde, hätte ich das nicht geglaubt», so der 30-Jährige. Dabei ist ihm bewusst, dass das Coronavirus ein ernstes Thema ist.
Er wolle den Menschen in der Pandemie allerdings etwas zum Lachen geben und auch eine Alternative zum tristen Alltag bieten. Und zumindest im Spiel kann sich jede/r SchweizerIn bereits seine Impfkarte sichern.
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