Startschuss für das Tanzfest Luzern

Startschuss fuer das Tanzfest Luzern
Bühne frei für die Workshops. Bild: Andreas Etter

Das Tanzfest Luzern (6. bis 9. Mai) soll nach der Absage 2020 die Luzernerinnen und Luzerner in diesem Jahr wieder aus dem Haus locken. Mit einer hybriden Veranstaltungsform will man mehr Menschen ansprechen und gleichzeitig die Begeisterung für den Tanz wecken.

Die Schweiz tanzt in diesem Jahr wieder in den Mai. Über 30 Städte und Gemeinden zelebrieren das insgesamt 16. Tanzfest. Die Planung dafür übernehmen schweizweit über 65 Personen.

Im vergangenen Jahr fiel das Tanzfest noch der Pandemie zum Opfer, heuer wollte man es auf keinen Fall ausfallen lassen.

Die Coronasituation zwingt die OrganisatorInnen des Tanzfests jedoch zu kreativen Lösungen und zu einer hybriden Form der Veranstaltung: Teilnahmemöglichkeiten über das eigene Smartphone, ein umfangreiches Onlineangebot und trotzdem die Partizipation vor Ort. Denn dank den am 14. April vom Bundesrat beschlossenen Öffnungsmassnahmen ist das Publikum nicht nur erwünscht, sondern auch erlaubt.

In Luzern startet das Tanzfest am 6. Mai mit seinem Programm. Über vier Tage wird ein bunter Mix aus Livedarbietungen, Ausstellungen, Filmen, Workshops und vielem mehr geboten. Das Onlineangebot ist dabei sogar schon einen Tag früher verfügbar und bis zum 17. Mai abrufbar.

Kultur in Pandemiezeiten

Wir unterhielten uns mit den Projektleiterinnen der Luzerner Ausgabe Claudine Ulrich und Linda Magnifico über das diesjährige Programm des Tanzfests Luzern und die Herausforderungen bei der Planung einer Kulturveranstaltung in Pandemiezeiten.

Dem Begriff Plan B kommt dabei eine immense Bedeutung zu. Bei der Planung brauchte es einen gewissen Vorlauf und ab einem bestimmten Punkt kann man nur noch auf die Beschlüsse des Bundesrats warten.

Tanzen am Tanzfest Luzern
Tanz on Demand gibt es online. Bild: BAK/Gregory Batardon

Glücklicherweise sind Zuschauer nun erlaubt, auf das bestehende Onlineprogramm habe die Entscheidung zudem keinen grossen Einfluss, so die Organisatorinnen. Aber Veranstaltungen wie die Workshops und Schnupperkurse können vom direkten Kontakt zum Publikum profitieren.

«Der Schlüssel ist Flexibilität», sagt Linda Magnifico, «es gibt Möglichkeiten für Live-Events mit einem kleinen Publikum». Bei der Planung habe allerdings nicht nur ein Plan B ausgereicht: «Wir brauchten auch einen Plan C und D», so Magnifico weiter.

Mehr Interaktion dank App

Um die Luzerner auf das Tanzfest aufmerksam zu machen, werden in der Stadt Infopoints aufgestellt – jeden Tag an einem anderen Ort. Dort findet man auch alle Informationen zur App «Dance Trail» von Gilles Jobin.

Die Augmented-Reality-App soll ganz Luzern in eine interaktive Tanzstätte verwandeln. «Man kann damit Tänzer und Tänzerinnen virtuell an den Ort transportieren, an dem man sich gerade befindet», erklärt Claudine Ulrich.

Die digitalen Akteure führen jeweils eine eigene Choreografie vor und lassen sich zudem beliebig kombinieren. Ulrich rechnet damit, dass die iOS-exklusive App beim Publikum gut ankommt und so viele witzige Szenen entstehen.

Aber auch ohne Smartphone wolle man zusätzliche Menschen ansprechen. «Es war uns auch ein Anliegen, den Tanz zu den Leuten zu bringen, ohne dass es online geschehen muss», äussert sich Ulrich.

Dafür habe man eine Fotoausstellung zum Thema Tanz in den Themenpark Emmen integriert. Fünf Fotografen und Fotografinnen zeigen hier, was vom Tanz am Ende bleibt.

Das Motto «We are what we leave behind» inspirierte auch andere Veranstaltungen im Programm. Ulrich erhofft sich durch die Zusammenarbeit einen Synergieeffekt: «Die Besucher der Fotoausstellung sehen sich dann vielleicht auch das Programm des Tanzfestes näher an und umgekehrt.»

«Tanz muss sichtbar bleiben»

Die verschiedenen Konzepte für das Tanzfest werden dabei auch national geteilt. Eine Verschiebung der Veranstaltung sei nach der Absage 2020 keine Option gewesen, betont Ulrich. Die Meinung beim nationalen Koordinatorentreffen sei einstimmig gewesen: «Dieses Jahr führen wir den Anlass durch, komme was wolle.»

Deshalb habe man von Anfang an auf die mehrgleisige Planung mit Onlineevents gesetzt. Der Grund ist einfach: «Tanz muss sichtbar bleiben und das Tanzfest auch», sagt Ulrich energisch.

Tanzfest Luzern 2021
Solche Tanzstücke findet man in diesem Jahr online. Bild: JD Pictures

Ein weiteres Projekt, das den Koordinatorinnen am Herzen liegt, ist der Workshop «Capturing eMotion». Im «The Dance Center Luzern» sollen Teenager und ihre Grosseltern in einen generationsübergreifenden Austausch treten – natürlich durch den Tanz.

Unter Anleitung einer internationalen Choreografin soll der Tanz mit seinen Emotionen per Smartphone eingefangen werden. Am Ende des Tages soll aus den Aufnahmen ein gemeinsamer Film entstehen.

Ulrich beschreibt den Workshop als «einen Austausch, der sich über die Kunst entwickelt und sehr viele Emotionen generieren wird». Die Begegnung mit dem Tanz und anderen Menschen sei eines der Ziele der Workshops.

Die Partizipation der Menschen spiele beim Tanzfest normalerweise eine sehr grosse Rolle, sagt Ulrich. Dazu zählen auch die angebotenen Schnupperkurse der regionalen Tanzschulen.

Beim Tanzfest können professionelle Darstellerinnen und Zuschauer in anderen Räumen aufeinandertreffen als nur im Theater. Interessierte Personen könnten laut Ulrich bei der direkten Begegnung den Tanz oder spezifische Aspekte des Tanzes kennenlernen.

Neue Technik für ein grösseres Publikum

Die Teilauslagerung ins Internet biete zudem auch Vorteile. Man könne viel mehr sehen, andere Konzepte kennenlernen und «schweizweit innert sekundenschnelle nach Genf, Bern oder Zürich springen», so Ulrich.

Zudem könne man sich «einem viel grösseren Publikum öffnen», ergänzt Magnifico. Die hybride Form des Festes könnte sich auch in Zukunft bewähren, wenn die neuen Veranstaltungsformate gut angekommen.

Tanzfest Luzern Mai 2021
Tänzerische Leckerbissen sollen lokalen KünstlerInnnen eine Plattform bieten. Bild: Jesse Bom

Eine weitere technische Innovation soll in diesem Jahr ein Onlinefilm vor Meggen auf dem Vierwaldstättersee werden. Eine Tänzerin wird sich auf einem Floss bewegen, während sie von einer Cellistin mit Livemusik begleitet wird.

Gefilmt wird das Stück mit einer Drohne aus luftigen Perspektiven. Die beiden Koordinatorinnen haben sich in der Badi Meggen vor Ort dazu inspirieren lassen.

Zum Abschluss des Gesprächs geht es noch um die Leckerbissen im Programm. Im Kulturhaus Südpol wird zum Apéro eingeladen, bevor die einheimischen Künstler die Bühne übernehmen.

Man habe sich bewusst für mehrere kleinere Darbietungen entschieden, anstatt für eine grosse Show «Mehr Sichtbarkeit für lokale KünstlerInnen, MusikerInnen, ChoreografInnen», ist der entscheidende Faktor für Linda Magnifico. Und die vier Bühnenstücke seien «auch sehr unterschiedlich im Geschmack», ergänzt Claudine Ulrich.

Alle Infos zum aktuellen Programm sind unter www.dastanzfest.ch zu finden.

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