Den wenigsten von uns ist bewusst, wie viele nützliche Pflanzen wir in der Region sammeln können. Mit ihren Kräuterexkursionen macht Pflanzenkennerin Nicole Enzler auf lokale Wildpflanzen und -kräuter aufmerksam, die zum Essen gut sind und zu Salben verarbeitet werden können. An den Nachmittagen des 10. und 11. April führt sie ihre Exkursion vom Bahnhof Cham zum Städtlerwald und über den Schluechthof wieder zurück.
Bei Stress und leichten Stimmungsschwankungen greifen wir schnell zu Tabletten aus der Apotheke. Dabei vergessen wir, welche grünen Schätze uns wörtlich zu Füssen liegen. Die Pflanzenkennerin Nicole Enzler will darauf aufmerksam machen, dass in der Nähe der Stadt zahlreiche nützliche und leckere Pflanzen und Kräuter zu finden sind.
Deswegen unternimmt sie am 10. und 11. April in Cham eine Kräuterexkursion vom Bahnhof zum Städtlerwald und über den Schluechthof. Jeweils um 13 Uhr geht es los, die Anmeldung erfolgt über ihre Webseite Naturalmenta.
Im Interview mit FonTimes erzählt Nicole Enzler, wie sie ihren Traumjob gefunden hat und betont die positive Wirkung des Waldes.
Nicole Enzler, worauf dürfen sich die Menschen, die an der Exkursion mitlaufen, besonders freuen?
Jedes kultivierte Gemüse hat seinen Ursprung in der «wilden» Natur. Leider ist dieses Wissen nahezu verloren gegangen. Auf meinen Exkursionen lernt man die essbaren Wildpflanzen kennen und kann sie anschliessend auch sicher bestimmen.
Man erfährt, wie man die Wildpflanzen und -kräuter in der Küche verwenden kann und welche Vielfalt an wichtigen Vitaminen und Nährstoffen in ihnen enthalten ist.
Auf den Exkursionen begreift man schnell, wie viele Pflanzen wir eigentlich essen können und welche zudem noch sehr gut schmecken. Es ist etwas sehr Spezielles, mitzuerleben, wo und wie diese nützlichen Pflanzen genau wachsen und wie wir sie uns ganz einfach zunutze machen können.
Sei es als Tee, im Salat, als Gemüse, Smoothie oder auch als heilende Salbe oder Tinktur. Meine Exkursion fordert dazu auf, genauer hinzuschauen und zu beobachten, was uns im Alltag entgeht. Wenn man achtsam den Wald für sich neuentdeckt, realisiert man, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt und nimmt zudem Abstand von Alltagssorgen.
Wo sind Wildpflanzen und -kräuter in Stadtnähe zu finden?
Bereits auf manchen Wiesen, am Waldrand und in kleinen Wäldern sowie an Bächen gibt es viele Wildpflanzen und -kräuter zu finden. Hier, in der Schweiz, müssen wir glücklicherweise nicht lange laufen, bis wir auf Natur stossen. Zudem blüht in den Städten teilweise ein neuer Trend für Gärten auf.
Immer mehr Gemeinden bieten kleinere Flächen für Gartenarbeit an, so wie zum Beispiel der Gemeinschafsgarten «Garten Violett» in Aarau. Weitere urbane Gemeinschaftsgärten findet man z.B. in Basel und in Winterthur. Gartenarbeit bringt Menschen zusammen und bietet viele Möglichkeiten zum Lernen und zur persönlichen Entwicklung.
Was unterschätzen wir am Wald?
Das ist eine gute Frage. Wenn man durch den Wald läuft, denkt man sich nichts Besonderes, aber eigentlich erlebt man ein komplexes System, das noch vor der Menschheit existiert.
Wir unterschätzen, wie viel wir vom Wald lernen können und was für eine immense Wirkung der Wald und die Natur allgemein auf uns Menschen hat. Allein schon die grüne Farbe wirkt beruhigend.
Es zieht uns von Natur aus in den Wald. Er ist ein vertrauter Zufluchtsort, der uns entschleunigt. Wenn wir im Wald unterwegs sind und die Pflanzen achtsam betrachten, wirkt es wie Meditation (lacht), ob wir es wollen oder nicht. Der Wald tut uns auf so viele Arten gut, derer wir uns gar nicht bewusst sind.
Wie haben Sie ihre Liebe zur Pflanzen- und Kräuterkunde entdeckt?
Ich bin in Engelberg von viel Natur umgeben aufgewachsen und habe mich immer stark mit der Natur verbunden gefühlt. Schon seit langem liebe ich es, zu wandern und in der Natur und in den Bergen unterwegs zu sein.
Durch meine langjährige Tätigkeit im Personalwesen bin ich leider immer wieder Menschen begegnet, welche mit der Thematik Stress, Überbelastung und Burnout konfrontiert waren. Zudem habe ich selber einen Ausgleich zum hektischen Alltag gesucht und den habe ich in der Natur gefunden.
Ich spüre jedes Mal wie sehr bereits ein Spaziergang in der Natur guttut und positiv auf mich wirkt. Immer wenn ich in einen Tag in der Natur unterwegs bin, kommt es mir vor als wäre ich in den Ferien.
So wollte ich einen Weg finden, mir und anderen zu helfen, sich die Natur zu Nutze zu machen und davon zu profitieren. Also habe ich mich zum Thema Pflanzen- und Kräuterkunde weitergebildet.
Was hat Sie dazu inspiriert, Kräuterexkursionen zu veranstalten?
Als ich mich darüber informierte, wie ich mit Pflanzen in der Natur arbeiten kann und mich in diesem Bereich weiterentwickeln könnte, habe ich alles Mögliche ausprobiert. Eines Tages habe ich an einer Kräuterexkursion teilgenommen und sofort wusste ich: Das ist es! Ich habe gefunden, was ich machen möchte. Dieses Erlebnis hat mir eine Tür in eine neue Welt geöffnet, die mich mit jedem Tag neu begeistert und fasziniert.
Mehr Artikel wie diesen findest Du hier.