In der Krise sehnen sich die Menschen nach Sicherheit. Investoren sind dabei keine Ausnahme, weshalb der Goldpreis im letzten Jahr mehrere Rekordmarken geknackt hat. Wir verraten, warum sich das Kaufverhalten beim bekanntesten aller Edelmetalle so verhält und ob die Rekordjagd auch 2021 weitergehen dürfte.
Es kommt fast so sicher wie das Amen in der Kirche: Sind die Zeiten schwierig und eine Rezension zeichnet sich am Horizont ab, steigen die Investitionen in Gold. Und die Umstände – unter anderem durch die Coronapandemie bedingt – boten 2020 einen idealen Nährboden für Gold, um zu performen: Es floss viel Geld in den Markt, die Inflation stieg und es gab Negativzinsen.
Hinzu kommt, dass das Vertrauen der Investoren in den US-Dollar durch das politische Gebaren von Donald Trump stark abgenommen hat – in der Vergangenheit diente auch die US-Währung als sichere Anlage.
Die Investoren lechzten nach einer sicheren Anlage – und wurden wie so oft beim bekanntesten Edelmetall der Welt fündig. Am 6. August erreichte der Goldpreis mit 2’063.68 US-Dollar ein neues Allzeithoch.
Alex Müller ist Chief Investment Officer der Zuger Kantonalbank. Er erklärt, weshalb Gold als sicherer Hafen während Krisenzeiten gilt:
Bei Investitionen in Gold spielen Emotionen oft eine Rolle. Viele Investoren sehen im Edelmetall die ultimative Sicherheit und die letzte werthaltige Währung.
Die Preisschwankungen von Gold seien im Vergleich zu Aktien zwar tiefer, je nach Betrachtungszeitraum könne aber auch der Goldpreis eine hohe Volatilität aufweisen.
Die Hoffnung auf Normalisierung
Seit dem Sommer haben sich die Vorzeichen freilich geändert, die Anleger erkennen Licht am Horizont: Die Verfügbarkeit von Corona-Impfungen nährt die Hoffnung auf eine Normalisierung des öffentlichen Lebens und im Weissen Haus übernimmt Joe Biden das Zepter von Trump.
Aus diesen Gründen rutschte der Goldpreis Ende 2020 wieder etwas nach unten, Ende November auf 1’778 US-Dollar je Unze. Trotzdem bleiben die Analysten optimistisch, was die Entwicklung des Goldpreises in den kommenden Monaten anbelangt. So erwarten die Experten von Refinitiv Metals Research 2021 einen durchschnittlichen Goldpreis von 1’890 US-Dollar je Unze. Zum Vergleich: 2019 lag dieser noch bei 1’393 US-Dollar.
Jim Steel ist Chef-Edelmetallanalyst bei HSBC. Er zeigt sich noch optimistischer, glaubt, dass der Goldpreis heuer im Durchschnitt 1’965 US-Dollar erreichen kann. Steel hob in einem Interview mit «Kitco News» jedoch auch den Mahnfinger. Gold reagiere äusserst sensibel auf geopolitische Risiken. Dies zeigte sich bereits zu Jahresbeginn, als der Goldpreis auf die politischen Unruhen in den USA mit deutlichen Ausschlägen nach unten reagierte.
Wie entwickelt sich die Pandemie?
Ein weiterer – unberechenbarer – Einflussfaktor bleibt natürlich die Coronapandemie. Hierbei könnte das gelbe Edelmetall je nach Pandemieverlauf wiederum zu einem der Nutzniesser werden. Die zweite Welle hat viele Länder bereits mit voller Wucht getroffen.
Damit verbunden wurde das öffentliche Leben vielerorts wieder drastisch eingeschränkt und die bereits geschwächten Volkswirtschaften zusätzlich belastet. Beschliessen die Regierungen neue fiskalische und monetäre Impulse, kann sich dies positiv auf den Goldpreis auswirken.
Von einer steigenden Goldpreiskurve gehen auch die Analysten von Goldman Sachs aus. Ihr Kursziel haben sie auf 2’000 US-Dollar pro Unze festgelegt. Sie sind überzeugt, dass der strukturelle Bullenmarkt für Gold nicht vorbei ist und sich 2021 fortsetzen wird – dies aufgrund von steigenden Inflationserwartungen, einem schwächelnden US-Dollar und weil sich die Einzelhandelsnachfrage in den Schwellenländern weiter erholen soll.
Bitte nicht blind investieren
In ein ähnliches Horn blasen die Analysten der Citibank, die davon ausgehen, dass Gold schon im Frühjahr auf 2’200 US-Dollar je Unze steigen wird. Bis in die zweite Jahreshälfte sollen es gar 2’400 US-Dollar sein.
Allgemein fallen die Goldpreisprognosen also bullisch aus. Fakt ist jedoch auch, dass Prognosen eben genau das bleiben und keine Gewissheit besteht. Die globalen Finanzmärkte bleiben sehr volatil, was eine zuverlässige Goldpreis-Vorhersage zusätzlich erschwert. Wer in Gold investieren möchte, sollte die neuesten Markttrends und Nachrichten genauso wie Expertenmeinungen und technische Analysen berücksichtigen.
Die Schweiz als Goldnation Nummer eins
Nicht wenige Schweizerinnen und Schweizer dürften an Investitionen in Gold weiterhin interessiert sein. Denn immerhin ist die Schweiz inoffizielle Gold-Weltmeisterin: Vier der weltweit grössten Goldraffinerien befinden sich in der Schweiz, drei davon im Tessin.
Rund drei Viertel der weltweit hergestellten Goldbarren stammen aus der Schweizer Sonnenstube. Doch nicht nur was die Herstellung anbelangt, sondern auch bezüglich des Besitzes thront die Schweiz an der Goldspitze.
Wie Christian Brenner vom Goldhändler Philoro vergangenen Sommer gegenüber der «Netzwoche» ausführte, liegt der Pro-Kopf-Goldbesitz in der Schweiz bei 130 Gramm. Insgesamt sind es 920 Tonnen Gold, die im Besitz der Schweizer Bewohnerinnen und Bewohner ist.
Allein 2019 wurden hierzulande 160 Tonnen Gold gekauft. Weltweit kann kein Land auch nur annähernd mit diesen Zahlen mithalten. Zum Vergleich: Auf Platz zwei folgt Deutschland mit vergleichsweise bescheidenen 75 Gramm Gold pro Person.