Grosse Oper Oder Kleine Flucht?

Grosse Oper Oder Kleine Flucht
Grosse Oper Oder Kleine Flucht

Lieblingsstücke sucht man nicht. Sie finden uns. Und das kann immer und überall passieren. Zufällig auf dem Dachboden der Eltern: das erste Schulbuch. Vielleicht ein Erbstück, ein Mitbringsel aus dem Urlaub, ein ganz besonderes Souvenir, ein Geschenk oder ein Flohmarktschnäppchen.

Ob günstig oder teuer, gross oder klein – wenn wir es sehen, wissen wir: Das ist es. Wir müssen es einfach haben.

Wir alle sind von Natur aus Sammler und Jäger. Manche leben das in Hobbys aus, andere versagen sich die Freude an den vielen, schönen Dingen, die das Herz so gern begehrt. Sie nennen es Staubfänger, Tand oder noch schlimmer: überflüssigen Blödsinn. Zum Glück sind die meisten von uns nicht ganz so rigide.

Der erste Tipp: nicht verstecken, sondern zeigen.

Nach der ersten Freude verschwinden viele Lieblingsstücke. Sie landen im Keller, in Kartons oder Schränken. Weil unser Alltag auch ohne sie auskommt. Erst beim Frühjahrsputz oder einem Umzug sehen wir sie wieder.

Wir hatten sie bereits vergessen. Wie schade! Dabei ist es doch um ein Vielfaches schöner, wenn das, was uns ein Lächeln schenkt, sich nicht versteckt, sondern zeigt. Doch wohin damit? Wie präsentieren wir unseren Schatz am besten?

Der zweite Tipp: wochenlang Themenabend.

Der erste Schritt ist immer der Wichtigste. In diesem Fall sind es Ihre eigenen Gedanken, Ihre Gefühle und Ihre Fantasie. Stellen Sie sich daher die Frage: Was verbinde ich mit meinem Lieblingsstück? Gönnen Sie sich ein wenig Zeit, dann wird es Ihnen die richtige Antwort und sein Geheimnis verraten. Bei dem Schulbuch könnte es die glückliche Kindheit sein.

Bei einer Lackarbeit vielleicht Asien. Und das Treibholz vom Strand sagt immer wieder: Es war ein herrlicher Urlaub. Ist die Antwort gefunden, findet sich auch der Rest. Denn Sie haben Ihr Thema gefunden.

Alles, was Sie nun zum Beispiel mit dem Urlaub verbinden, dekorieren Sie einfach dazu: das Flugticket, ein Foto, eine Postkarte, ein Hotelprospekt, ein wenig Sand, ausländische Münzen, und, und, und. Trauen Sie sich auch, etwas unmöglich Erscheinendes zu wagen: Wie wär’s mit dem Bikinioberteil oder einem Badelatschen? Nach ein paar Wochen dekorieren Sie um: mit einem neuen Thema und einem anderen Lieblingsstück.

Der dritte Tipp: Von Vasen umrahmt.

Wer kennt das nicht? Die Vasen werden immer mehr, die Aufbewahrung wird immer schwieriger und bei jedem neuen Strauss stellt sich das Gefühl ein: Die richtige Vase fehlt. Sie müsste höher, breiter, bauchiger, schlanker oder niedriger sein.

Schliessen Sie jetzt keinen Kompromiss, werden Sie lieber kreativ. Denn nun kommt Ihr Lieblingsstück ins Spiel. Passt es farblich zum Strauss? Perfekt! Nun ist seine grosse Stunde zum Greifen nah.

Nehmen Sie mehrere farbneutrale Vasen für die Blumen. Am schönsten sind Weiss oder klares Glas. Teilen Sie den Strauss auf oder stutzen Sie ihn rigoros auf Mass. Dann umrahmen Sie Ihren Schatz mit den Blümchen. So richtig perfekt wird das Stillleben, wenn Sie dazwischen auch noch ein paar leere Vasen dekorieren und sich auf eine einzige Farbe konzentrieren.

In dieser Farbe suchen Sie sich dann noch drei oder fünf andere Objekte aus. Ob zu Rot drei rote Äpfel, fünf farblich passende Teelichter oder z. B. Deko-Kies. Als Bodendecker für die leeren Vasen oder für drei identische Tassen, Untertassen oder Gläser.

Der vierte Tipp: Inseln des Glücks.

Einzelne Objekte wirken schnell verloren. Vorbei die Zeit als in der Mitte der Tafel nur ein Kerzenleuchter stand oder der mitgebrachte Blumenstrauss den Augenkontakt zum Gegenüber unmöglich machte. Wer seine Lieblingsstücke morgens, mittags und abends anhimmeln möchte, nimmt den Esstisch.

Oder besser gesagt: ihm ein Stück Fläche weg. Natürlich nicht dort, wo man den Platz beim Tafeln dringend braucht, sondern z. B. am Rand des Tisches. Dort steht ein Tablett. Dort liegt ein Extra-Set, eine Platte, eine hübsche Motivserviette oder vielleicht sogar die selten genutzte flache Auflaufform. Auf jeden Fall irgendetwas, das klare Grenzen setzt.

Selbst ein Stück Pappkarton, ein Blatt Geschenkpapier oder eine schöne Bodenfliese aus dem Baumarkt können genial-kreative Dienste leisten. Erlaubt ist, was gefällt. Und auf genau dieser kleinen Insel befindet es sich: Ihr Lieblingsstück fürs Glück. Zusammen mit dem Kerzenhalter, dem Strauss oder einem Obstkorb.

Der fünfte Tipp: unter einem Himmel.

Haben Sie eine Cloche, eine Glasgefäss oder einen transparenten Lampenschirm? Prima! Wenn nicht, dann besorgen Sie sich so ein Teil. Es darf auch Second Hand und sogar einen Sprung haben. Jetzt kommt Ihr Lieblingsstück unter die Haube.

Ob zusammen mit ein paar passenden Accessoires oder lieber als Solist entscheiden Grösse und Geschmack. Unter einer solchen Kuppel lassen sich auch kleine Teile wie Schmuck, Muscheln oder Flakons schön in Szene setzen. Und sind sogar noch vor Staub geschützt …

Der sechste Tipp: aus einer Familie.

Viele Kerzenleuchter, alles aus Silber, unterschiedliche Kerzen oder jede Menge Holz, Keramik oder Glas. Das wird der zukünftige Hofstaat für den König oder die Königin: Ihrem Lieblingsstück. Wichtig ist dabei, dass die Gruppe drum herum aus einer Familie stammt. Das kann das Material sein, der Verwendungszweck, die Form oder die Farbe.

Und Ihr Favorit? Der bildet den Kontrast: ein eckiges Objekt vor dicken, runden Kerzen, warmes Holz inmitten von kaltem Silber, ein schwarzes Schätzchen eingerahmt von Weiss. So arrangiert springt es sofort ins Auge. Und natürlich mitten ins Herz.

Der siebte Tipp: Je ungewöhnlicher desto besser.

Sie haben einen bestickten Tischläufer, den Sie zwar lieben, der aber zu nix passt? Eine bildschöne Abendtasche, die sie viel zu selten ausführen? Eine sündhaft teure Bluse, die Sie leider nicht mehr tragen, doch zum Wegwerfen zu schade ist? Verstecken Sie das alles nicht in Schränken oder Schubladen.

Dekorieren Sie es lieber. Am besten dort, wo jetzt noch Pragmatismus herrscht, das Ordentliche Gesetz ist und die praktische Vernunft über das Gefühl regiert. Also, im Badezimmer, vor Schrankwänden im Schlafzimmer oder in einem langen, schmalen Flur.

Die Bluse erhält einen Bilderrahmen, die Abendtasche wird zur geöffneten Schatzkiste für Ihren Schmuck und der Tischläufer könnte an einer Tür, an der Decke oder an einer Wand befestigt werden. Klingt verrückt, ist es aber nicht. Versuchen Sie es einfach. Nehmen Sie sich Ihr gutes Stück und wandern Sie mit offenen Augen durch die Wohnung. Wetten, dass Sie das richtige Plätzchen dafür finden?

Viel Spass!