Therapeutin Marion Ricciardi

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Marion Ricciardi ist vielseitig unterwegs: Sie widmet sich der systemischen Arbeit und Organisationsaufstellung, ist Reinkarnations-, und Hypnosetherapeutin. Kürzlich konnte sie in Baar ihre neue Praxis einweihen.

Es ist ein unscheinbares zweistöckiges Haus mitten in einem der Baarer Industriequartiere. Was sich jedoch im Innern befindet, ist der ganze Stolz von Therapeutin Marion Ricciardi, «mein Reich», wie sie sagt.

Denn im Erdgeschoss konnte sie am 12. September ihre neue Praxis eröffnen, die sich über zwei Räume erstreckt: Einerseits die Praxisräumlichkeiten mit Liege sowie einem Entree mit Kaffeeecke inklusive Sofa. Auf der anderen Seite einen Seminarraum, den Ricciardi «Herzraum» nennt und der auch für Seminare und Workshops vermietet wird.

Betritt man den «Herzraum», sticht einem sogleich das 26 Quadratmeter grosse Wandbild ins Auge. 90 Stunden Arbeit der Unterägerer Künstlerin Andrea Roder stecken darin. Darauf zu sehen sind verschiedene Krafttiere wie der Elefant, die Schlange und die Schildkröte.

Ricciardi braucht das Bild für ihre verschiedenen Therapien. Diese sind zahlreich: systemische Arbeit, Reinkarnations-, Hypnose- und Rückführungstherapie.

Daneben bietet sie Workshops und Seminare an. Was es mit den verschiedenen Therapien auf sich hat, verrät Ricciardi im Gespräch mit FonTimes. Sie stellt dabei gleich zu Beginn klar: «Ich bin zwar sehr spirituell unterwegs, doch bin ich kein Guru.»

Frau Ricciardi, Sie haben diesen Herbst Ihre neue Praxis eröffnet. Als Therapeutin arbeiten Sie jedoch schon länger. Seit wann bieten Sie die verschiedenen Therapien an?

Systemische Therapie biete ich seit gut 15 Jahren an. Nebenbei absolvierte ich verschiedene Ausbildungen und Seminare, kürzlich die Ausbildung zur Reinkarnations- und Hypnosetherapeutin.

Wobei zu erwähnen ist, dass ich zwei Ausbildungen als Reinkarnationstherapeutin durchlief. Der Name ist der gleiche, doch unterscheiden sie sich in der Methodik.

Was hat es mit der Reinkarnationstherapie auf sich?

Konkret gibt es zwei Formen von Reinkarnationstherapie. Bei der einen handelt es sich um die spirituelle Rückführungstherapie. Dabei geht es immer um frühere Leben. I

n den zehn Ausbildungstagen habe ich so viele frühere Leben von mir gesehen, es war unglaublich und beeindruckend. Bei der anderen Methode arbeite ich vor allem mit interaktiven Bildern, das frühere Leben spielt hier nur eine untergeordnete Rolle.

Beide Therapieformen sind sehr effizient und lösungsorientiert. Die Klienten befinden sich dabei in einem Alpha-Zustand. Das ist eine Art Dämmerschlaf, in welchem die Tür zum Unterbewusstsein geöffnet wird. Man kann es auch mit einer sehr tiefen Entspannung vergleichen. Die früheren Leben und Bilder sind im Unterbewusstsein abgespeichert.

Je nachdem, was die inneren Bilder bringen, übersetze ich diese. Bei der interaktiven Methode beispielsweise steht das Dorf für das Familienleben und der Berg für die Sicherheit. Wichtig dabei ist, dass ich keine Symptombehandlung mache, sondern den Ursachen auf den Grund gehe.

Welche Rolle spielt die Reinkarnation dabei konkret?

Ich glaube fest an die Reinkarnation und befasse mich seit 30 Jahren mit diesem Thema. In jedem Leben hat man eine bestimmte Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Das Ziel ist, von der Lieblosigkeit in die absolute Liebe zu kommen.

Gerade in der heutigen Zeit ist es immer wichtiger, dass die Menschen wieder auf die Werte zurückkommen, die wir in uns tragen: Achtsamkeit, Toleranz sowie Liebe, Wärme und Verständnis sind Attribute, die es gilt, vermehrt ins Bewusstsein zu holen und ins alltägliche Leben einzubinden.

Wie kann die Klientin oder der Klient in den Alpha-Zustand gebracht werden?

Dafür gibt es zahlreiche Trancetexte. Ich beginne damit, dass ich die Leute nach ihrem safe place, ihrem Lieblingsplatz, frage. Sei dies in den Bergen, am Meer oder im Wald. Für jeden safe place habe ich einen eigenen Text. Der safe place ist auch für die Hypnose als Rückzugsort wichtig.

Wie viel Zeit nimmt eine Reinkarnationstherapie in Anspruch?

Im Normalfall acht bis zehn Sitzungen à 90 Minuten. In den ersten Sitzungen wird dabei eine Basis gelegt und ich und der Klient lernen uns gegenseitig kennen. Und sie endet, wenn der im Vorfeld erarbeitete Therapieauftrag erfüllt ist.

Klar ist jedoch: Jeder Klient und jede Klientin kann die Therapie jederzeit abbrechen. Bei der spirituellen Rückführung kann eine Sitzung bis zu drei oder vier Stunden dauern – je nachdem, wie viele Leben aufgesucht werden müssen.

Wie genau funktioniert systemische Arbeit?

Jeder Mensch hat ein riesiges Familiensystem und ist mit sämtlichen Familienmitgliedern verbunden. Nun kann es vorkommen, dass es irgendwo in diesem System einen Knick gibt. Oftmals ist es so, dass die Kinder sich aus Solidarisierung mit dem Schicksal ihrer Ahnen verbinden.

Diese Solidarisierung findet im Unterbewusstsein auf der Seelenebene statt. Energetisch-genetisch übernimmt man das System seiner Ahnen.

Mit einem Ritual kann diese Solidarisierung durchbrochen, quasi zurückgegeben, werden, indem man sagt, ich ehre euch zwar, doch möchte ich mich davon befreien. Manchmal müssen auch gewisse Positionen innerhalb der Familie richtiggestellt werden.

Nur an der richtigen Position innerhalb der Familie kann man sich angekommen fühlen und energetisch gut unterwegs sein. Es gibt keine Fertiglösungen, lediglich Teillösungen. Anliegen können so, Schritt für Schritt, aufgearbeitet werden.

Marion Ricciardi vor ihrem Wandbild.
Marion Ricciardi vor ihrem Wandbild. Bild: sib

Was muss man als Person mitbringen, um solche Therapien anbieten zu können – nebst den ganzen Ausbildungen?

Die besten Attribute sind, nicht wertend unterwegs zu sein, jedes Individuum so anzunehmen, wie es ist sowie die Empathie. Man muss rausspüren können, was die Anliegen und Wünsche einer Person sind. Denn manchmal ist es für den Klienten schwierig, diese zu formulieren.

Es ist für mich sehr wichtig, an Stelle von mitleiden mitzufühlen, denn durch das Mitleiden entziehe ich dem Klienten Energie, die so verloren geht. Nicht zu vergessen ist ausserdem die Fähigkeit, zuhören zu können.

Wichtig ist, dass das Zwischenmenschliche stimmt und ein gegenseitiges Vertrauen vorhanden ist. Bei einem kostenlosen Vorgespräch lernen wir uns kennen und anschliessend kann man entscheiden, ob und welche Therapie man machen möchte und ob ich die geeignete Person dafür bin.

Wie haben Sie den Weg zur spirituellen Welt gefunden?

Dies begann sehr früh, schon mit sieben oder acht Jahren interessierte ich mich für die Welt der Mystik – für alles, was mit gesundem Menschenverstand nicht erklärbar war. Nach diversen Schicksalsschlägen kam ich irgendwann an einen Punkt, an dem ich sagte, der ewige Kampf mit mir selbst und der geistigen Welt kann so nicht weitergehen.

So liess ich mit 27 Jahren eine Familienaufstellung machen, durch die ich vieles erst verstehen konnte. Seither hat mich die Systemik nie mehr losgelassen.

Ich habe festgestellt: Ich bin keine Hellseherin, doch habe ich gewisse Tendenzen zur Hellfühligkeit. Das heisst, ich spüre teilweise die Emotionen der Menschen, wenn ich an ihnen vorbeilaufe.

Kommen wir zur Organisationsaufstellung, die helfen soll, problematische Situationen in Teams oder ganzen Abteilungen von Firmen zu lösen. Sind unter Ihren Klienten auch Personen mit Führungsfunktion aus grösseren Unternehmen?

Ja, das sind Kaderleute, teils aus grösseren Firmen. Bei der Organisationsaufstellung geht es oftmals darum, wie Abläufe optimiert und die Ressourcenplanung effizienter gestaltet werden können. Es ist wichtig, die Leute dort zu positionieren, wo sie die Möglichkeit haben, ihre Stärken zu entfalten.

Die Aufstellung findet nicht mit dem Team statt, sondern mit ausserbetrieblichen Modellen oder Anker (Zettel) am Boden. So hat der Chef eine Aussensicht und es können gemeinsam die Energien und Ressourcen der Mitarbeiter angeschaut und analysiert werden.

Emotionen haben in der Organisationsaufstellung nur bedingt Platz. Sicherlich ist es als Chef gut zu wissen, wo es zwischenmenschliche Hindernisse gibt. Als guter Chef hat er, oder sollte er zumindest, Kenntnis davon haben.

Es geht darum, wo zum Beispiel ein Mitarbeiter hingehört, wo die Ressourcen versteckt sind und wo sie verlorengehen. Manchmal reicht ein Platzwechsel, ein Umstellen der Tische oder eine andere Teamzusammensetzung.

Weshalb ist es wichtig, dass bei der Organisationsaufstellung Modelle anstelle von Mitarbeitern zum Einsatz kommen?

Weil ansonsten Emotionen mitspielen. Der Chef oder Teamleiter muss die Situation sachlich betrachten können. Nehmen betriebszugehörige Modelle an der Aufstellung teil, sind Sympathien oder Antipathien eher hinderlich.

Dabei braucht es von Ihrer Seite ein grosses Wissen, was Firmenstrukturen anbelangt. Wie haben Sie sich dieses Wissen angeeignet?

Dies geht wiederum über ein fundiertes Vorgespräch, wobei dieses bei der Organisationsaufstellung auch mal zwei Stunden dauern kann. Ich muss wissen, wo der Hund begraben liegt, was der Ist-Zustand ist und wo der Betrieb hinmöchte.

Was grössere Firmenstrukturen anbelangt, habe ich mir ausserdem Verstärkung eines Kollegen, der sich in diesen Bereichen gut auskennt, ins Boot geholt.

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