Stefan Büsser

«Büssi» bei seinem Auftritt am Swiss Comedy Award. Bild: PIXXPOWER.photography Renato Richina
«Büssi» bei seinem Auftritt am Swiss Comedy Award. Bild: PIXXPOWER.photography Renato Richina

Comedian Stefan Büsser ist sowohl hinter dem Radiomikrofon als auch vor der Kamera zuhause. Nun kehrt er endlich auch auf die Bühne zurück. Im Gespräch mit FonTimes gewährt er Einblick in sein Seelenleben und weshalb auch er sich bei «der Bachelor» teilweise am liebsten übergeben hätte.

Wer für die erfolgreichste Schweizer Comedy-Serie auf Youtube verantwortlich ist, muss man eigentlich nicht vorstellen. Mit seinen Best-ofs der Sendungen «der Bachelor» und «die Bachelorette» schaffte Stefan Büsser jahrelang das, wovon das lineare Fernsehen seit Jahren meist nur noch träumen kann: Er erreichte die Jugendlichen.

Seit kurzem ist das Format nun Geschichte. Passend via Youtube-Video mit dem Titel «R.I.P. Best-Of BachelorEtte» beerdigte Büsser die Erfolgsserie. Mit von der Partie im Video: Die ehemaligen Bachelors und Bachelorettes, die der Comedian in der Vergangenheit unzählige Male aufs Korn genommen hatte.

Dass der Zürcher Eli Simic, Janosch Nietlispach und Co. für das Video gewinnen konnte, ist sinnbildlich für Büssers Herangehensweise. Trotz Witz und Sarkasmus blieb er immer fair, überliess die Treffer unter der Gürtellinie anderen. Er sagt selbst: «Ich begegne den Leuten stets respektvoll.

Vor den Videos mit den Bachelors führte ich mit ihnen jeweils ein Briefing durch, in jenem sie ihre wunden Punkte ansprechen konnten, die ich lieber aussen vor lassen solle.» Eine Art Gentlemen’s Agreement also.

Allerdings hat der 35-Jährige mit «Büssers Bar» bereits ein neues Youtube-Format etabliert. In unserem Interview verrät er, weshalb er manchmal Pointen vergisst, ob er seine Youtube-Videos selbst schneidet und weshalb der Kauf einer Play Station eine Fehlinvestition war.

Herr Büsser, auch nach dem Ende des Bachelor- und Bachelorette-Best-of sind Sie mit verschiedenen Formaten und Sendungen sehr präsent. Ist es für einen Comedian trotzdem das grösste, auf der Bühne mit Publikum aufzutreten?

Es gibt tatsächlich wenig, was das Gefühl bei einem Auftritt ersetzen könnte. Wenn du einen Witz machst und es lachen 300 Leute, ist das etwas sehr Besonderes. Wie sehr mir dies gefehlt hat, habe ich erst realisiert, als ich Anfang September erstmals seit sechs Monaten wieder auftreten konnte.

Wenn Sie die Zwangspause schon ansprechen. Wie haben Sie den Lockdown im Frühling erlebt? Haben Sie die Entschleunigung auch geniessen können?

Sehr sogar – auch wenn ich in dieser Zeit wohl so hart gearbeitet habe wie noch nie. Ich stellte mich auf einen längeren Lockdown ein und kaufte mir deswegen eine Play Station. Diese war seither zwei oder drei Stunden im Einsatz. Eine schlechte Investition also (lacht).

Sie sind wie erwähnt mittlerweile wieder auf Tour – wiederum mit Ihrem Programm «Masterarbeit». Besteht die Gefahr, dass man mit der Zeit gewisse Routinen entwickelt und dadurch das Feuer nicht mehr dasselbe ist?

Routinen entstehen definitiv. Tatsächlich habe ich vor meinem ersten Auftritt nach der Zwangspause wieder einmal den Text im Script gelesen. Da realisierte ich, dass ich manche Gags zuletzt völlig vergessen hatte. Generell halte ich bei meinen Auftritten die Spontaneität allein schon durch die Publikumsfragen hoch. Dies garantiert einen Ausbruch aus der Routine.

Macht es für Sie einen Unterschied, ob die Leute nur Ihretwegen kommen oder ob der Auftritt zum Beispiel im Rahmen des Arosa Humor Festivals ist?

Die Stimmung ist meist noch besser, wenn die Leute explizit wegen dir kommen, da sie entsprechend deinen Humor und deine Art kennen.

Sie können beispielsweise auch für Firmenevents gebucht werden, die je nach Rahmen bestimmt zäh sein können. Haben Sie ein Rezept dafür, wie Sie das Publikum so gut wie immer abholen können?

Ich habe schon Gags in der Hinterhand, bei denen die Trefferwahrscheinlichkeit ziemlich hoch ist. Es kann aber in seltenen Fällen vorkommen, dass nicht einmal diese funktionieren.

Natürlich ist es unangenehm, wenn der Saal nach einem Witz komplett ruhig ist, da man allein auf der Bühne sehr exponiert ist. Mein Bekanntheitsgrad hilft jedoch, solche Momente zu vermeiden.

Die Beziehung der Schweizerinnen und Schweizer zum Humor ist eine schwierige. Comedy-Newcomer werden oftmals lange kritisch beäugt, bis sie von einem breiten Publikum akzeptiert werden und ihr Humor verstanden wird. Haben Sie dies auch so empfunden?

Als No Name ist es tatsächlich ein Kampf. Allerdings steigt mit der Zeit meist nicht bloss der Bekanntheitsgrad, sondern man wird auch besser. Ich bin mittlerweile seit fast zehn Jahren Comedian. Ich lese manchmal Gags aus meiner Anfangszeit durch und denke mir: Ich kann verstehen, dass bei dieser Pointe niemand gelacht hat.

Wie war es für Sie, als Sie begonnen haben, sich in der Welt der Promis und Halbpromis zu bewegen? Haben Sie sich an Anlässen wie dem Prix Walo auf dem roten Teppich sofort zuhause gefühlt oder hat das Herz bis zum Hals geschlagen, als Sie die Stars und Sternchen ansprechen mussten?

Das Gute war, dass ich bereits mit 18 Jahren «Blick»-Praktikant war, weshalb ich früh mit dieser Welt in Kontakt gekommen war. So kannten mich die Promis relativ bald und realisierten, dass ich nicht ein Riesenarsch bin. Das gegenseitige Vertrauen war rasch da.

Sie sind als Comedian extrem beliebt, negative Kritik über Sie ist rar. Worauf führen Sie dies zurück? Sind Sie schlicht zu unpolitisch, um genügend Angriffsfläche zu bieten?

Für Kulturkritiker bin ich wohl tatsächlich zu uninteressant. Diese konzentrieren sich auf Satiriker mit politischen Inhalten. Wenn ich allerdings die «20-Minuten»-Kommentarspalte durchlese, bin ich der unlustigste Schweizer überhaupt. Handelt es sich hingegen um konstruktive Kritik, ist diese jederzeit sehr willkommen und kann als Inspiration dienen.

Ein Schlüsselbegriff in der Comedy ist Identifikation. Die Zuschauer mögen es, wenn sie sich zum Beispiel mit einer beschriebenen Alltagssituation identifizieren können. Orientieren Sie sich bei der Zusammenstellung des Programms auch daran?

Jein. Ich versuche jeweils, von mir aus zu gehen und dann den Dreh nach aussen zu finden. Würde ich mich nur daran orientieren, würde sich mein Programm hauptsächlich um den Bachelor drehen.

Stefan Buesser kam bei Kilchspergers Jass Show seinem Kindheitsidol Peach Weber ganz nah. Dazwischen hat Nina Burri Platz genommen.
Stefan Büsser kam bei «Kilchspergers Jass-Show» seinem Kindheitsidol Peach Weber ganz nah. Dazwischen hat Nina Burri Platz genommen. Bild: Facebook Stefan Büsser

Sind Formate wie «Büssi zappt’!n» nicht eine Gratwanderung? Einerseits Sendungen wie den Bachelor auf die Schippe zu nehmen und auf der anderen Seite gewissen Personen nicht eine zusätzliche zu bieten Plattform – im Sinne von «stop making stupid people famous»?

Das Bieten einer Plattform wurde mir in diesem Zusammenhang oftmals vorgeworfen – unter anderem auch, dass ich den in den Sendungen transportierten Sexismus fördern würde. Ich glaube allerdings, dass dies zu wenig weit greift.

Nur schon dadurch, dass ich sowohl den Bachelor als auch die Bachelorette aufgreife. Ich plädiere in dieser Frage zu etwas mehr Gelassenheit. Auch bezweifle ich, dass sich durch meine Videos in der Gesellschaft wahnsinnig viel verändert.

Trotzdem tragen Sie allein durch Ihren Bekanntheitsgrad eine gewisse Verantwortung. Wann haben Sie realisiert, dass die Leute auf Sie hören, dass Sie mit dem was Sie sagen, etwas bewirken können?

Dies geschah vor einigen Jahren, als ich von immer mehr Jugendlichen Nachrichten erhielt, ich sei ihr Vorbild und sie wollten wie ich werden. Es ist eine Verantwortung, die nicht immer gewollt ist, jedoch auch zu sehr schönen Momenten führen kann.

Ich erhielt zum Beispiel auch schon Nachrichten von Eltern, dessen Kind wie ich an Cystischer Fibrose leidet. Die Familie besuchte einen Auftritt von mir und es habe ihnen extrem viel Kraft gegeben, mich mit dieser Krankheit 90 Minuten auf der Bühne stehen zu sehen.

Hatten Sie jemals das Problem, dass Sie sich als Person nicht ernst genommen gefühlt haben? Weil der «Büssi» sowieso nur blöde Sprüche klopft?

Nicht wirklich. Die Leute in meinem engeren Umfeld kennen meine ernsteren Seiten. Ich glaube eher, dass ich teilweise etwas unterschätzt werde. Es steckt viel harte Arbeit dahinter.

Schneiden Sie Ihre Youtube-Videos eigentlich nach wie vor selbst?

Zu 90 Prozent, ja.

Stefan Buesser in seinem Element. Bild PIXXPOWER.photography Renato Richina
Stefan Büsser in seinem Element. Bild: PIXXPOWER.photography Renato Richina

Sie sind zumindest auf Youtube täglich präsent. Gibt es auch Tage, an denen Sie so gar keinen Bock darauf haben, lustig zu sein?

Absolut. Es kam auch vor, dass ich hätte reihern können, weil ich wusste, heute steht die Folge mit den Bachelor-Kandidatinnen auf dem Partyboot an und ich muss ein Video dazu machen. Allerdings ist es nie so, dass ich bereits am Morgen mit einem kein-Bock-Gefühl aufstehen würde.

Sie produzieren durchaus auch Videos, die nicht nur unterhaltend sind – beispielsweise jenes zu den Coronademos. Wo würden Sie Ihren den Podcast «Quotenmänner» mit Michael Schweizer und Aron Herz ansiedeln?

Wir hatten diesbezüglich selbst Diskussionen. Ich glaube, der Podcast ist ein Gemischtwarenladen: Ein bisschen Comedy, ein bisschen Satire, gemischt mit Alltagserlebnissen und aktuellem Geschehen. Besonders ist dabei, dass wir mit «Quotenmänner» ein enorm heterogenes Publikum ansprechen. Bei den Bachelorvideos sah dies natürlich anders aus.

Wann haben Sie Ihr komödiantisches Talent entdeckt? Begann dies bereits während der Schulzeit?

Schwierig zu sagen. In der Schule musste ich jedenfalls immer das letzte Wort haben und verbrachte wohl mehr Zeit vor als im Schulzimmer.

Ihr Aufstieg in den Schweizer Comedy-Olymp verlief ziemlich parallel zu jenem von Fabian Unteregger, der mittlerweile wohl der bekannteste Parodist des Landes ist. Sind Sie ein guter Parodist?

Nein, das können andere definitiv besser als ich. Gegen Fabian habe ich sowieso keine Chance. Allerdings liegt mein Hauptaugenmerk auch nicht darauf. In meinem Programm parodiere ich höchstens Vujo Gavric – und dies schafft wohl jeder mit zwei Promille.