In der Krise sehnen sich die Menschen nach Sicherheit. Investoren sind dabei keine Ausnahme, weshalb der Goldpreis in den letzten Wochen mehrere Rekordmarken geknackt hat. Wir verraten, warum sich das Kaufverhalten beim bekanntesten aller Edelmetalle so verhält und weshalb wir Schweizer die unbestrittenen Goldweltmeister sind.
Es kommt fast so sicher wie das Amen in der Kirche: Sind die Zeiten schwierig und eine Rezension zeichnet sich am Horizont ab, steigen die Investitionen in Gold. Und die aktuellen Umstände – unter anderem durch die Coronapandemie bedingt – bieten einen idealen Nährboden für Gold, um zu performen: Es fliesst viel Geld in den Markt, die Inflation steigt und es gibt Negativzinsen.
Die Investoren lechzten nach einer sicheren Anlage – und wurden wie so oft beim bekanntesten Edelmetall der Welt fündig. Entsprechend lukrativ waren die Investitionen bislang für jene, welche zu Jahresfrist auf den Goldzug aufgesprungen sind: «Ein Investment in Gold konnte dieses Jahr in Schweizer Franken eine Rendite von rund 20 Prozent erwirtschaften», erklärt Alex Müller, Chief Investment Officer der Zuger Kantonalbank.
Sie erklärt, weshalb Gold als sicherer Hafen während Krisenzeiten gilt: «Bei Investitionen in Gold spielen Emotionen oft eine Rolle. Viele Investoren sehen im Edelmetall die ultimative Sicherheit und die letzte werthaltige Währung.» Die Preisschwankungen von Gold seien im Vergleich zu Aktien zwar tiefer, je nach Betrachtungszeitraum könne aber auch der Goldpreis eine hohe Volatilität aufweisen.
Gold nicht erst seit Covid-19
Bis vor kurzem kannte der Goldpreis allerdings nur eine Richtung. Und dies nicht erst seit der Coronapandemie, sondern bereits seit vergangenem Jahr, denn die Unsicherheit stieg global an, sowohl politisch als auch ökonomisch.
Müller dazu: «Die globale Konjunktur schwächte sich ab und fand nur langsam Halt, politisch sorgte der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie der Brexit für Ungemach. Ausserdem traten 2019 die Zentralbanken als aktive Käufer auf.»
Erst überschritt der Goldpreis das historische Allzeithoch von 1920 Dollar pro Feinunze, um anschliessend auch noch die 2000-Dollar-Marke zu sprengen, bis auf 2071 Dollar kletterte er. Zuletzt pendelte sich der Preis bei rund 2000 Dollar ein.
Schlangen vor den Goldhändlern
Trotz des Knackens von historischen Marken – die Zuger Kantonalbank rät von durch Euphorie getriebenen Goldkäufen ab. «Grundsätzlich empfehlen wir Kundinnen und Kunden, breit diversifiziert zu investieren. Eine kleine Beimischung von Gold bis maximal 5 %Prozent erachten wir als sinnvoll, um für Krisenzeiten einen Puffer im Portfolio zu halten», führt Müller aus.
So viel Besonnenheit haben vermutlich nicht alle Goldkäufer in der Schweiz während den letzten Monaten an den Tag gelegt. In Zürich bildeten sich teilweise gar Schlangen vor den Goldhändlern. Verstärkt wurde der Ansturm durch den Umstand, dass die Lieferketten im März coronabedingt zeitweise unterbrochen waren, was die Herstellung erschwerte. Manch einer befürchtete, das Gold könnte knapp werden.
Vier der weltweit grössten Goldraffinerien befinden sich in der Schweiz, drei davon im Tessin. Diese mussten auf Anordnung schliessen, die Herstellung von Goldbarren stand still. Rund drei Viertel der weltweit hergestellten Goldbarren stammen aus dem Tessin. Doch nicht nur was die Herstellung anbelangt, sondern auch bezüglich Besitzes, sind die Schweizer Goldweltmeister.
Die Schweiz als Goldnation Nummer eins
Wie Christian Brenner vom Goldhändler Philoro gegenüber der «Netzwoche» kürzlich ausführte, liegt der Pro-Kopf-Goldbesitz in der Schweiz bei 130 Gramm. Insgesamt sind es 920 Tonnen Gold, die im Besitz der Schweizer Bewohnerinnen und Bewohner ist.
Allein letztes Jahr wurden hierzulande 160 Tonnen Gold gekauft. Weltweit kann kein Land auch nur annähernd mit diesen Zahlen mithalten. Zum Vergleich: Auf Platz zwei folgt Deutschland mit vergleichsweise bescheidenen 75 Gramm Gold pro Person.
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