Für das Zuger Oldtimertreffen OSMT sind seit dem Ausbruch des Coronavirus harte Zeiten angebrochen. Noch wartet Organisator Robert Hümbeli auf den ersten Anlass auf dem Stierenmarktareal in diesem Jahr. Am 4. Oktober soll es nun endlich so weit sein.
Wenn sich bis zu 1500 Fahrzeuge aus den verschiedensten Epochen und Ländern auf dem Zuger Stierenmarktareal tummeln, kann dies nur eines bedeuten: Das Oldtimer Sunday Morning Treffen (OSMT) Zug hat seine Zelte aufgeschlagen. Das Problem: Diesen Anblick gab es seit fast einem Jahr nicht mehr.
Seit Organisator Robert Hümbeli im Frühling die neue Saison einläuten wollte, macht ihm die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung. Zuletzt musste der Chamer schweren Herzens das Treffen vom 13. September absagen.
Für alle Oldtimerliebhaber zeichnet sich nun jedoch ein Silberstreifen am Horizont ab. Da der Bundesrat am 12. August entschieden hat, ab 1. Oktober Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen zu erlauben, hat Robert Hümbeli (62) nun ein Oldtimertreffen für den 4. Oktober angesetzt – es würde das Einzige bleiben dieses Jahr.
Wie zuversichtlich er bezüglich Durchführung ist, wie er dieses Jahr finanziell verkraftet und ob es sich lohnt, sich einen Oldtimer zuzutun, auch wenn man selbst nicht Hand anlegen kann, verrät Hümbeli bei uns im Interview.
Herr Hümbeli, wie optimistisch sind Sie, dass es mit Oldtimertreffen am 4. Oktober klappen wird?
Erst muss ich genau abklären, welche Auflagen wir zu erfüllen haben. Müssten zum Beispiel sämtliche Besucher eine Maske tragen und würde das Restaurationskonzept komplett auf den Kopf gestellt, würde ich den Anlass absagen und den Fokus voll auf das nächste Jahr legen.
Wann werden Sie den Entscheid treffen, ob das Treffen stattfindet?
In diesem aussergewöhnlichen Jahr passiert alles sehr kurzfristig. Entsprechend werde ich mich erst zwei Wochen vor dem Anlass entscheiden. Liesse ich mir noch mehr Zeit, würden mir erste Kosten anfallen.
Sind die Tätigkeiten des OSMT dieses Jahr bislang komplett stillgestanden?
Nein, Ende August führten wir die zweitägige Aletsch Arena Trophy mit rund 45 Autos und 90 Teilnehmern durch. Das ist in etwa die Teilnehmerzahl, die sich noch gut organisieren lässt.
Mit mehr Teilnehmern stiessen wir an Grenzen, vor allem in den Bereichen Hotelzimmer und Parkplätze unterwegs. Der Anlass verlief unter den vorgegebenen Auflagen problemlos.
Besteht das Teilnehmerfeld bei solchen Anlässen vornehmlich aus Stammgästen?
Rund 60 Prozent sind Stammkunden. Bezüglich Neukunden funktioniert vieles über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Wie einschneidend war 2020 bislang finanziell?
Die Situation ist nicht einfach. Die Einnahmen aus dem OSMT machen mittlerweile 70 bis 80 Prozent meines Lohns aus. Ich muss aktuell vom Ersparten und Rücklagen aus den guten Zeiten leben. Zudem geniesse ich auch keine finanzielle Unterstützung von der öffentlichen Hand – vermutlich sind wir zu wenig kulturell.
Ihrer Meinung nach eine Fehleinschätzung?
Ein Auto muss 30-jährig sein, um als Oldtimer zu gelten. Für mich ist es dann zwar bereits ein Zeitzeuge, aber noch kein Kulturgut. Vor- und frühe Nachkriegsfahrzeuge hingegen sollten meiner Meinung nach schon als Kulturgut zählen.
Wie gross ist das OSMT-Team?
Ein rund 25-köpfiges, treues Team engagiert sich monatlich ehrenamtlich an meiner Seite.
Wie generiert das OSMT seine Einnahmen?
Durch die Festwirtschaft, das Programmheft, Inserenten und Sponsoren sowie durch Aussteller , die in einer Halle ihre Neuheiten ausstellen – jeweils passend zum Motto.
Wie viele Fahrzeuge sind an den Treffen ausgestellt?
Dies ist wetterabhängig. Bei gutem Wetter bis zu 1500. Bei schlechter Witterung sind es immer noch 300 bis 400. Je nach Motto melden sich erfreulicherweise auch Clubs an.
Ob es auch am 4. Oktober ein Motto gibt, werde ich kurzfristig entscheiden. Aber tendenziell eher nicht.
Was haben Sie für ein Einzugsgebiet für die Treffen?
Dazu gehören neben der ganzen Schweiz das nahe Ausland: Österreich, Süddeutschland und Norditalien. Es wurden auch schon britische Nummernschilder gesichtet.
Wie viele andere Organisatoren von Oldtimer-Treffen gibt es in der Deutschschweiz?
Je länger je mehr. Ohne Corona findet praktisch jedes Wochenende ein Treffen statt. Wir haben jedoch ein gutes Verhältnis untereinander und koordinieren auch die Daten der Treffen, wenn irgend möglich.
Was ist Ihr Rezept, damit sich das OSMT behaupten kann?
Unser Vorteil ist, dass man sich abgesehen von den Ausfahrten nicht anmelden muss. Jeder kann beim Aufstehen entscheiden, ob er mit seinem Oldtimer nach Zug kommen möchte oder nicht. Es ist ein freies Kommen und Gehen.
Zudem erfreuen wir uns zahlreicher Schaulustigen ohne Oldtimer. Diese geniessen nebst des «fahrenden Museums» die monatlich wechselnden Musikformationen.
Wann und wie fiel der Startschuss für das OSMT?
Dies war 1999. Mein Vorgänger traf sich damals mit sechs Oldtimerfahrern in der Chollermüli. Anschliessend starteten sie eine gemeinsame Ausfahrt mit Mittagessen. 2001 erfolgte aus Platzgründen der Wechsel von der Chollermüli auf das Siemensareal.
Ich selbst bin seit 2001 dabei, leitete zu Beginn das Marketing. 2010 mussten wir vom Siemens-Areal weichen, da die Bagger auffuhren.
Beim Stierenmarktareal wurden wir schliesslich fündig. Im Vergleich zu den Anfangszeiten ist heute alles viel professioneller und grösser geworden.
Welches sind Ihre Aufgaben am Tag des Treffens?
Diese sind hauptsächlich koordinativer Natur. Es geht darum, unser Gelände möglichst speditiv zu besetzen, ohne den öffentlichen Verkehr zu behindern. Sind die Stierenstallungen voll, weichen wir auf den Arenaplatz aus. Hinzu kommen verschiedene Kontrollfunktionen und die Besucherpflege.
Wie viel Zeit investieren Sie in das OSMT? Können Sie dies in ein Pensum umrechnen?
Ich habe das Glück, dass ich selbstständig bin, so habe ich das Zeitmanagement in den eigenen Händen. Während den Sommermonaten nimmt die Organisation der Treffen ein 70- bis 80-Prozent-Pensum in Anspruch.
Einen Monat vor dem Treffen ist es sogar ein Vollzeitjob. Ab Oktober geht es in die Planung der neuen Saison und die Gestaltung des neuen Programmheftes. Zudem muss ich Aussteller, Gastclubs, Sponsoren und Inserenten generieren.
Ein weiteres Standbein ist die Radchappe-Bar in Cham, welche von meiner Lebensgefährtin geführt wird. Dort übernehme ich hauptsächlich die Administrationsaufgaben.
Was für einen Oldtimer besitzen Sie selbst?
Aktuell einen Alfa Romeo Spider aus dem Jahre 1987. Diesen kaufte ich damals als Neuwagen. Wenn man mit der Organisation von fünf Oldtimer-Treffen pro jahr beschäftigt ist, hat man kaum Zeit, selbst noch an anderen Treffen teilzunehmen.
Meine Familie, die an den Treffen tatkräftig mithilft, beschränkt sich daher auf unsere Treffen und die zwei bis drei jährlichen OSMT-Ausfahrten, die wir gemeinsam mit dem Alfa Romeo und unseren zwei Triumph Spitfire unternehmen.
Was macht die Faszination Oldtimer aus?
Es gibt diesbezüglich zwei Schläge Menschen: Den «Schräubeler» und den «Schwelger». Der «Schräubeler» legt selbst Hand an und restauriert und pflegt sein Fahrzeug von Grund auf, während der «Schwelger» sich an die gute alte Zeit erinnert.
Emotionen steigen mit der Erinnerung an das erste Auto oder die erste Ausfahrt mit Eltern oder Grosseltern. Waren es vor 20 Jahren hauptsächlich «Schräubeler», hat der Anteil «Schwelger» nun deutlich zugenommen
Aus Ihrer Sicht ist es also keine Voraussetzung für einen Oldtimerkauf, selbst Hand anlegen zu können?
Nein, überhaupt nicht. Beim Kauf hingegen sollte man einen Spezialisten zur Seite haben, falls man sich nicht auskennt. Es gibt zum Beispiel viele Clubs oder spezielle Oldtimergaragen, die einem da Unterstützung bieten.
Wie lange möchten Sie noch als Organisator des OSMT amten?
Ich sage jeweils – halb im Scherz – bis 2029 wäre perfekt. Dann werden sämtliche Autos, die zum Start des OSMT 1999 als Neuwagen vom Band liefen, zu Oldtimern. Ich würde diese in unserer ersten Reihe aufstellen. Das gäbe sicherlich ein perfektes Abschlussfoto (lacht).
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