Sunshine Radio sendet täglich live aus dem Studio. Wir sind Fans von Sunshine Radio und den charmanten Moderatorinnen und Moderatoren. Wir haben es gemerkt: Radiomenschen mögen die Abwechslung.
Interview mit Roman Spirig, CEO und Programmleiter von Radio Central I Sunshine Radio I Radio Eviva I Radio Luzern Pop
Roman Spirig, nicht aller Tage ist Sonnenschein. Doch Sie von Sunshine Radio überbringen uns frische Nachrichten. Welches ist die grösste Herausforderung für das Sunshine-Team, uns Zuhörer bei Laune zu halten?
Dass ihr so viele seid. Das ist die grösste, schwierigste und gleichzeitig schönste Herausforderung am Radio machen. Man sollte gleichzeitig den Geschmack von Abertausenden Menschen treffen. Mir kommt Radio machen manchmal vor wie eine Familie in der Badi (gerade jetzt sind Badi-Erinnerungen besonders gefragt).
Während der 10-Jährige noch stundenlang auf dem Sprungturm runterköpfeln will, ist die 14-jährige Schwester genervt und möchte heim mit ihrer Kollegin chatten. Die Mutter hätte aber gerade lieber Ruhe auf dem Liegestuhl und der Papi vermisst den Kollegen, um vorne am Stammtisch ein Bier zu trinken.
Nun kommen wir quasi als Bademeister und sollten allen in genau dem Moment den passenden Sound, die richtige Unterhaltung oder die beste Nachricht geben. Fast unmöglich… und doch funktioniert Radio immer wieder, wenn man allen in Abwechslung etwas bietet. Faszinierend, auch für uns.
Das Coronavirus hat uns alle im Griff. Wieviel Stress bedeutet Ihre Arbeit? Was beschäftigt Sie in dieser sich rasch ändernden Lage besonders?
Wir sehen dies sportlich. Es ist unsere erklärte Leidenschaft und das Ziel unseres Tuns – gute, echte und gehaltvolle Geschichten zu erzählen. Rein journalistisch gesehen ist die Corona-Zeit sehr spannend und herausfordernd zu gleich.
Selten ein Thema oder eine Krise in der jüngeren Vergangenheit hat sämtliche Systeme gleichzeitig derart stark angegriffen. Die Wirtschaft, der Sport, die Gesundheit, die Religion, die Gesellschaft, die Erziehung, die Politik, die Kultur – alle haben ihre ganz grosse Challenge mit der Corona-Krise erhalten.
Da bestehen ganz unterschiedliche Interessen und Ansprüche: Während aus gesundheitlicher Sicht das Social Distancing möglichst lang Sinn macht ist dies für die Wirtschaft schlimm. Während die Hockeyspieler, Fussballer und Musiker doch längst wieder in vollen Stadien spielen möchten, ist beispielsweise für die Umweltschützer diese Corona-Zeit mit wenig Verkehr nichts partout Schlechtes.
Diese Krise trifft eben alle und doch so unterschiedlich. Darüber berichten zu dürfen – mit so vielen verschiedenen Perspektiven und Menschen zu reden, welche so viele Ansichten haben ist für uns als Radio genau unsere Berufung. Wirtschaftlich sieht es dagegen für uns auch ganz anders aus.
Während wir sehr viel zu berichten haben – was uns freut – sind die Werbeerträge durch die Ausfälle von Medienpartnerschaften mit Messen, Sport, Schwingen, Konzerten, Veranstaltungen aller Art plus das Fehlen von Werbekampagnen existenzgefährdend. Auch hier herrscht ständig Licht und Schatten – und dieses Wechselspiel ist auch sehr anstrengend.
Wie schaffen Sie es nur so motiviert an die Arbeit zu gehen?
Radiomenschen lieben die Abwechslung. Sie möchten grundsätzlich nicht jeden Tag wissen, was auf sie zukommt, um über möglichst viel neues zu berichten und zu informieren.
Insofern sind diese Tage natürlich äusserst motivierend auf der Redaktion und in der Radioprogrammleitung, weil man ständig so viele neue Programmideen oder auch Rubriken entwickeln kann. Wer hätte noch im Februar gedacht, dass nun beispielsweise täglich Musiker bei uns im Sunshine Mini-Konzert quasi ein Wohnzimmerkonzert spielen.
Oder dass wir aktuell mit Prominenten über «ihre Ferien dihei» in einer regen und beliebten Rubrik sprechen und die Hörerinnen und Hörer fragen, wo die schönsten Spots der Schweiz sind (weil kaum jemand im Ausland die Sommerferien verbringen wird und wir Schweizerinnen und Schweizer jetzt zu Daheim-Ferien-Macher werden).
Gibt es nebst all den Corona-Nachrichten auch Musikwünsche zu erfüllen?
«Oh ja…», mehr denn je und das ist fantastisch. Unsere Moderatoren rotieren. Wir haben in allen unseren Musik-Wunschgefässen so viele Wünsche wie schon lange nicht mehr – es erinnert einige gar an die Radiopionierzeiten vor fast 40 Jahren – als jeder mal am Radio einen Wunsch und einen Gruss abgeben wollte und die Sendungen einfach immer viel zu kurz dafür waren.
Das Monster-Oster-Wunschkonzert auf Sunshine platzte aus allen Nähten – auch deshalb, weil so viele Leute jetzt daheimbleiben (müssen). Da ist Radio ideal. Bei Radio Central sehen wir täglich schon um 10 Uhr morgens und abends um 19 Uhr die Sendung noch vor dem ersten Höreraufruf proppenvoll mit Wünschen.
Das Radio wird wieder als direktes Kommunikationsmedium genutzt und Musik hilft definitiv. Wir spielen deshalb auch jede Stunde einen Feel-Good-Song – von Hörerinnen und Hörern mitbestimmt.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Zugerinnen und Zugern? Was wollen die Zentralschweizer hören?
Wir erleben die ganze Bandbreite und das ist schön so. Das heisst, wir erleben sowohl viel Dank für das Aufrechterhalten des aufwendigen Nachrichtenservices als auch für die Unterhaltung mit Comedians (beispielsweise dem Zuger Michael Elsener oder Peach Weber bei uns als Lehrer) oder Homeoffice-Tipps oder Ratgebern, wie es «ufänand und mitenand gaht» zu Hause, auch wenn es eng ist. Es gibt aber auch rege Kritik – wir Medien würden über das eine andere zu viel oder zu wenig berichten.
Auch das ist sehr wertvoll und wir treten immer wieder gerne in den Dialog mit den Hörern. Auf Ihre Frage zurückzukommen – die Zentralschweizer wollen im Prinzip ganz unterschiedliches hören von Rock bis Pop von 80ern bis 2020er Musiktitel in der Rotation, wie auch von ausführlichen regionalen Reportagen in der Corona-Krise über unterhaltende Elemente bis zu Bundesratspressekonferenzen.
Man kann also nicht sagen, sie wollen alle dies oder das. Aber was unsere Zentralschweizer offenbar in dieser Zeit ganz bestimmt wollen ist etwas «Gemeinsames» und dies live. So verstehen die meisten Hörer auch, dass einem nicht immer alles gefallen muss was gerade läuft, aber man sehr bald im Programm auch wieder etwas für ihren Geschmack am Start hat.
Und schliesslich, dass wir als Radio auch die wichtigsten News für sie immer und immer wieder zur vollen Stunde filtern. Denn die schiere Masse an Nachrichten im Internet ist für viele schlicht erschlagend, da müssen wir schauen, dass wir innert 3 bis 4 Minuten jeweils das wichtigste zusammenfassen können, aus der Region, der Schweiz und der Welt.
Und dies wird sehr geschätzt, so dass die Region auch gemeinsam über die gleichen Themen diskutieren kann, wenn sie sich wieder trifft – halt aktuell mehr über Skype und Zoom als in der Gartenbeiz – hoffentlich aber auch bald wieder mal dort.
Welche Wünsche haben Sie an uns?
Öffnet die Badis! – Nein im Ernst: Tut vor allem das, was ihr gerne tut und das mit Leidenschaft. Ihr könnt mit FonTimes die sublokalen Geschichten erzählen, welche bei uns im Massenmedium Radio manchmal leider unter dem Radar durchgehen.
Es ist ähnlich wie eine SRG nicht über die regionalen Geschichten berichten kann wie wir als Regionalradio. Ihr wiederum könnt die ganzen wertvollen Lokalereignisse aufzeigen und beschreiben.
Deshalb lesen wir euch und deshalb wünschen wir uns mehr davon von euch. DANKE. Aber vergesst nicht auch die lokalen Badis zu öffnen – oder mindestens über sie zu schreiben…