Landwirtschaftsamt Kanton Zug

Landwirtschaftsamt Kanton Zug
Moränenlandschaft im Kanton Zug. @Lisa Barmet

Die Corona-Krise und der Klimawandel machen der Landwirtschaft zu schaffen. Sie muss den Ausstoss schädlicher Gase verringern und gleichzeitig auf Bodenfrost und die zunehmende Trockenheit reagieren. Thema nach der Krise sind die Initiativen zum Einsatz von Pestiziden.

Die Trockenheit macht der Landwirtschaft zu schaffen. Die Fliessgewässer im Kanton Zug führen schon auffällig früh im Jahr wenig Wasser, da es nach dem schneearmen Winter in den vergangenen Wochen kaum geregnet hat.

«Die Böden sind sehr trocken, andernorts in der Schweiz sind die Landwirte bereits zur Bewässerung gezwungen», sagt Roger Bisig, der Leiter des Landwirtschaftsamtes des Kantons Zug. Auch Waldböden sind trocken und die Waldbrandgefahr ist sehr gross. Deshalb herrscht ein absolutes Feuerverbot im Wald und in Waldesnähe.

Die Landwirtschaft war zwar immer schon vom Wetter abhängig. Extremwetterereignisse wie Hitze, Dürre, Dauer- oder Starkregen, Sturm und Frost treten in den letzten Jahren jedoch gehäuft auf. «Einige Fachkreise gehen davon aus, dass der Klimawandel einen nicht unerheblichen Einfluss darauf hat», sagt Bisig. Hitzeperioden in der Vegetationszeit würden künftig noch zunehmen.

Durch das trockenere und wärmere Klima der vergangenen Jahre hätten sich verschiedene neue Arten von Schädlingen vermehrt oder seien eingewandert. Davor versuchten die Landwirte ihre Ernten zu schützen. «Dem sagt man dann Pflanzenschutz», fügt Bisig an.

Mögliche Anpassungsstrategien

Der April 2020 zeigt, was Klimawandel für die Landwirtschaft bedeutet: wochenlang keinen Regen dafür Sonne von früh bis spät und mal etwas weniger, dann wieder starke Bise. Das trocknet die Böden aus. Die Pflanzen wachsen kaum noch. Dazu am Morgen strenger Frost, am Nachmittag beinahe sommerliche Temperaturen.

Landwirtinnen und Landwirte müssen mit solchem Wetter umgehen und sich etwas einfallen lassen. Zum Beispiel die Auswahl von Sorten, die mit der Trockenheit besser zurechtkommen oder toleranter sind gegen Frost. «Auch der Anbau bei uns wenig bekannter Kultur aus trockenen südlichen Gefilden stellt eine Möglichkeit der Anpassung dar», sagt Bisig.

Zudem können sie durch den Einsatz von mehr organischem Dünger, wie etwa Kompost oder Gründüngung dafür sorgen, dass sich mehr Humus im Boden anreichert. Dieser speichere das Fünffache seines eigenen Gewichts an Wasser.

Pflanzen brauchen unseren Schutz

Die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte treffen viele vorbeugende Massnahmen, um ihre Kulturen vor Krankheiten oder Schädlingen zu schützen: geeignete Bodenbearbeitung, vielfältige Fruchtfolge, gesundes Saatgut oder resistente Sorten. Doch das reicht nicht immer, um die hohen Qualitätsansprüche der Händler, Verarbeiter und Konsumenten zu erfüllen: Bei Früchten oder Gemüse sei im Laden das tadellose Aussehen besonders wichtig.

Eine kleine Raupe auf einem Salatkopf führt dazu, dass ein Gemüsebauer die Ernte eines ganzen Tages oder Feldes nicht verkaufen kann. Das gleiche bei Blattläusen, Pilzflecken, Drahtwurmlöchern oder auch nur rein optischen Makeln.

Weil sie auf den Erlös aus dem Produktverkauf angewiesen sind, kommen die Bauernfamilien nicht darum herum, befallene Kulturen zu behandeln. «In der Schweiz haben wir dafür eine ganze Reihe von Gesetzen und Vorschriften», sagt Roger Bisig.

Die Angst vieler Konsumenten sei, dass es auf den Lebensmitteln Rückstände von Pflanzenschutzmitteln hat. In der Schweiz sind Anstrengungen im Gang, um die Risiken aus der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln für Mensch und Umwelt weiter zu senken. Doch ohne Pflanzenschutzmittel verringert sich auch die Haltbarkeit von Lebensmitteln und Lagerverluste sowie Foodwaste steigen an.

Landwirtschaft nach Corona

Die Corona-Krise trifft auch die Landwirtschaft: Die Nachfrage der Gastronomie fällt weg. Die Preise für Kälber, Lämmer, Gitzi, Rinder und Schlachtkühen sanken. Der Trinkmilchkonsum ist angestiegen, dafür ist der Export von Käse schwieriger, was auf den Milchpreis drückt. Hofläden erfreuen sich sehr guter Nachfrage.

Und viele Leute werden wieder zu Gärtnern. Wirtschaftlich sind die Zeiten auch für die Bauernfamilien nicht einfach. Erfreulich zu sehen sind jedoch die zahlreichen Initiativen rund um die Lebensmittelversorgung direkt vom Produzenten zum Konsumenten.

«Sich aus der Umgebung und möglichst direkt beim Produzenten mit Lebensmitteln einzudecken, ist plötzlich wieder salonfähig und wertvoll. Das sollte nach der Corona-Krise bleiben», sagt Roger Bisig. Die Schweiz importiert gut 40 Prozent ihrer Nahrungsmittel aus dem Ausland.

Doch in der Krise gibt es im Weltmarkt selbst für die reiche Schweiz nicht immer alles in der gewünschten Menge zu kaufen. Erstens steigen die Preise und zweitens behält wer die begehrten Güter hat – seien dies nun Medikamente, Beatmungsgeräte, Atemmasken oder Lebensmittel – diese erst einmal für sich.

Darum brauche auch die Schweiz eine Landwirtschaft, die Lebensmittel produziert. Gemäss Bisig darf der Selbstversorgungsgrad von knapp 60 Prozent deshalb auch mit dem Reformpaket AP22+ nicht sinken. «Die beiden anstehenden Volksinitiativen hätten in diesem Punkt inakzeptable Folgen, was unserem Land teuer zu stehen käme.»

Stimmungsbild bei Cham. @Lars Fuchs
Stimmungsbild bei Cham. @Lars Fuchs

Die Landwirtschaft der Schweiz befasst sich aktuell mit drei wichtigen politischen Vorlagen.

Initiative Schweiz ohne synthetische Pestizide

Die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» verlangt, dass der Einsatz von synthetischen Pestiziden in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung und Lagerung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege verboten wird. Auch die Einfuhr von Lebensmitteln, die synthetische Pestizide enthalten oder mithilfe solcher hergestellt worden sind, soll verboten werden.

Trinkwasser-Initiative

Die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» (Trinkwasserinitiative) will nur noch Bauernbetriebe mit Direktzahlungen unterstützen, die keine Pestizide und keine Tierhaltungssysteme, die einen prophylaktischen Antibiotikaeinsatz erfordern, einsetzen.

Ausserdem dürfen die Betriebe nur so viele Tiere halten, wie sie eigenes Futter haben, da auch in Dürreperioden der Futtermittelhandel verboten wäre.

AP 22+

Der Bund passt die Landwirtschaftspolitik regelmässig im Abstand einiger Jahre den aktuellen Bedürfnissen an. Die nächste Anpassung betrifft die Jahre 2022 bis 2025 und trägt den Titel Agrarpolitik 2022+ (AP 22+).

Mit rund 13 Milliarden Franken will der Bundesrat in dieser Periode die Bedingungen im Markt, auf den Landwirtschaftsbetrieben und die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt verbessern. Die AP22+ gibt auch Antworten auf die Trinkwasserinitiative. Bald schon wird sich das Parlament mit der Vorlage befassen.