Höhere Fachschule Zug

HFIE

Der Kanton Zug wirkt dem Fachkräftemangel entgegen und bildet neu in Informatik und Elektronik aus. Der neue Lehrgang bietet eine Chance für junge Berufsleute mit einer technischen Grundausbildung, ihre Karriere schon früh anzustossen. Im August 2020 beginnt der erste Lehrgang der Höheren Fachschule für Informatik und Elektronik (HFIE) am Gewerblich-Industriellen Berufsbildungszentrum Zug (GIBZ).

Die ICT Branche (Information and Communication Technology) erfährt ein rasantes Wachstum und gehört mit einer Bruttowertschöpfung von 29.7 Milliarden Franken (2017) gemäss dem Verband ICT-Switzerland zum siebtgrössten Wirtschaftszweig der Schweiz.

Die Studentinnen und Studenten der HFIE am GIBZ erhalten eine breite Grundlage, um sich in der ICT Branche erfolgreich zu engagieren.

Regierungsraetin Silvia Thalmann Gut.
Regierungsraetin Silvia Thalmann Gut.
Beat Wenger Rektor GIBZ
Beat Wenger Rektor GIBZ

Interview mit Silvia Thalmann, Regierungsrätin Volkswirtschaftsdirektion Zug und Beat Wenger, Rektor am GIBZ

Im Dezember 2019 hat das Kantonsparlament der HFIE zugestimmt. Der Rahmenlehrplan entspricht der Technik des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation. Was bedeutet es für den Wirtschaftsstandort Zug nun höher qualifizierte ICT-Fachkräfte zu erhalten?

Regierungsrätin Silvia Thalmann: Keine Branche wächst so schnell wie diejenige der ICT (Information and Communication Technology). Für die nächsten Jahre ist ein Mangel von 40 000 Fachkräften prognostiziert.

Die neue Höhere Fachschule für Informatik und Elektronik (HFIE) hier in Zug bietet eine Chance für junge Berufsleute mit einer technischen Grundausbildung. Diese können ihre Kompetenzen erweitern und damit ihrer Karriere schon früh einen Impuls geben.

Im Kanton Zug fehlte bis anhin für Lernende ohne Maturitätsabschluss eine weiterführende Weiterbildung auf der Stufe Höhere Fachschule (HF) in den Bereichen Informatik und Elektronik. Das Legislaturziel 2019 bis 2022 des Zuger Regierungsrats sieht nun die Lancierung und Etablierung der HFIE am Gewerblich-Industriellen Berufsbildungszentrum Zug (GIBZ) vor.

Damit schliesst sich eine Lücke, um das Wachstum einer der wichtigsten Branchen der Schweiz weiterhin zu gewährleisten. Die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften und ein hochstehendes Bildungsangebot sind ein wichtiger Standortfaktor für den Wirtschaftsraum Zug.

Welcher Mehraufwand ist am GIBZ nötig?

Beat Wenger: Die HFIE baut auf den Bildungsinhalten der Grundbildungen für Informatiker/innen, Elektroniker/innen und weiteren Industrie-Grundberufen auf. Somit können Lehrpersonen sowie Schul- und Praxisräume mit entsprechenden Infrastrukturen im Sinne von Synergien am GIBZ genutzt werden.

Ausgehend davon kann der Mehraufwand für die Heranbildung von Techniker/innen HF Informatik in den Vertiefungsrichtungen Systemtechnik, Applikationsentwicklung und Elektronik/Digitalisierung zu einem grossen Teil durch Mehrfachnutzungen am GIBZ ausgeglichen werden. Mit den Studiengebühren und Durchführungsbeiträgen des Bundes erreichen die Studiengänge an der HFIE praktisch die vollständige Kostendeckung.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Zuger Unternehmen aus diesen Branchen? Wie beurteilen Sie die Chancen für die neuen Fachkräfte im Arbeitsmarkt?

Beat Wenger: Die HFIE führt ihre Studiengänge ausnahmslos im berufsbegleitenden Modell durch. Die Studierenden sind also während ihrer Studienzeit in einem einschlägigen Branchenbetrieb angestellt. Konkret werden sie während drei Jahren drei Tage im Betrieb ihren Aufträgen nachgehen und zwei Tage am GIBZ ihr Studium absolvieren.

So entsteht eine optimale Kombination zwischen der Vermittlung des Theorieverständnisses und der konkreten Anwendung im individuellen praktischen, beruflichen Umfeld. Auf diese Weise befinden sich die Studierenden direkt am Puls der Leistungserbringung in der Wirtschaft, verbunden mit der Aneignung von top aktuellen Technologien.

Auf diese Weise entsteht eine perfekte Win-Win-Situation, sowohl für die Branchenbetriebe wie auch für die Studierenden. Auch die HFIE profitiert von dieser Zusammenarbeit, weil sich dadurch die Lehrpersonen besonders auch mit den betrieblichen Herausforderungen auseinandersetzen können.

Es ist daher naheliegend, dass die Absolventinnen und Absolventen der HFIE in ihren Betrieben schon bald sich zu Wissensarbeitenden entwickeln, die sich bereits während ihrem Studium mit komplexen Kundenprojekten befassen.

Systemtechnik, Applikationsentwicklung, Elektronik und Digitalisierung. Personalisiertes Lernen macht vieles möglich: Wo ist bei den derzeitigen Anmeldungen die Nachfrage am grössten?

Beat Wenger: In den Bereichen Systemtechnik und Applikationsentwicklung gab es schon früh konkrete Anmeldungen. Da sich der Kompetenzbereich Elektronik, verbunden mit der Digitalisierung, in den Branchenbetrieben noch weniger organisatorisch etabliert hat, suchen die Interessentinnen und Interesssenden am Arbeitsplatz das Gespräch mit ihren Vorgesetzten, einen solchen Bereich in ihren Betrieben zu etablieren.

Dies gelingt erfreulicherweise recht gut, was aufzeigt, dass es richtig war, eine solche Vertiefungsrichtung zu entwickeln. Die HFIE kann so die Kompetenzen der Branchenbetriebe individuell auch mit dem Einbezug des «Personalisierten Lernens» optimal auf ihre Weise fördern.

Melden sich auch Frauen an?

Beat Wenger: Leider ist dies noch nicht der Fall. Wir sind jedoch im Gespräch mit einigen Firmen, die wir motivieren, ihre Informatikerinnen oder Elektronikerinnen oder Automatikerinnen für diesen Studiengang zu begeistern, denn es würde einem Betrieb gut anstehen, für komplexe Projekte fortan Projektleiterinnen einsetzen zu können.

Hat es noch freie Plätze, zum Beispiel für einzelne Module?

Beat Wenger: Ja, durch das Zusammenspiel von Vertiefungsrichtungen und Modulangeboten ergeben sich die notwendigen Optionen, sich individuell und betriebsausgerichtet zu qualifizieren und damit im Sinne von «Personalisiertem Lernen» höheren Anforderungen in der Industrie genügen zu können.

Welche weiterführende Möglichkeit gibt es nach diesem Abschluss als Dipl. Techniker HF Informatik mit Vertiefung in den Spezialgebieten?

Beat Wenger: Dipl. Techniker/innen HF Informatik mit den Vertiefungsrichtungen Systemtechnik, Applikationsentwicklung und Elektronik/Digitalisierung haben in erster Linie die Chance, bedeutende Projekte in ihren Betrieben erfolgreich zu führen. Die HFIE will intelligente Praktikerinnen und Praktiker heranbilden.

Um die Option in eine weiterführende Hochschule zu bewahren, bietet die HFIE die notwendigen Voraussetzungen in der Vermittlung der hochschulrelevanten Grundlagen. Somit besteht die Möglichkeit, nach dem HF-Studium prüfungsfrei ein Studium an einer Fachhochschule zu absolvieren.

Welche Wünsche sind offen?

Silvia Thalmann: Die Volkswirtschaftsdirektion wünscht sich, dass Frauen die digitale Zukunft mitgestalten sollen. Entsprechend nimmt das GIBZ mit ihrer HFIE diesen Wunsch auf und versucht, die Branchenbetriebe zu motivieren.

Mehr Info’s https://www.zg.ch/behoerden/volkswirtschaftsdirektion/gibz

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