Dass ein Schuldner schon einmal etwas brüskiert reagieren kann, wenn das Inkassobüro einen offenen Betrag am Telefon einfordert, das kann Milan Milic gut verstehen. Das ist sein Job als Chef des Inkassobüros inkassolution GmbH.
Oft kann der geschuldete Betrag dann doch noch überwiesen werden, und alles wird gut. Dennoch kämpft Milan Milic für ein besseres Image der Branche.
Interview mit Milan Milic, Geschäftsleiter und Inhaber, inkassolution GmbH Hünenberg
Leider gehören ausstehende Rechnungen zum Schweizer Firmenalltag und das weltweit. Das erfolgreiche Inland- und Auslandinkasso ist das Tagesgeschäft der inkassolution GmbH. In diesem Jahr feiert das Unternehmen das 10-Jahr-Jubiläum.
Milian Milic, 10 Jahre inkassolution. Aus dem Nichts wurde eine Erfolgsgeschichte. Wieviel Arbeit steckt dahinter?
Was klein und intensiv begann, hat sich heute mit dem grössten provisionslosen Inkassobüro etabliert. Zu Beginn blieb die Kritik nicht aus. Mit viel Herzblut erreichten wir im Team Meilensteine.
Sie lernten mit 18 Jahren Kellner, kehrten der Gastrobranche später den Rücken. Wie kamen Sie auf die Idee des Inkassogeschäftes?
Der Mensch steht im Zentrum all meines Tuns. Der Verkauf liegt mir sehr, dazu gehört ein solides Konzept. Der Aufbau meines Unternehmens folgte aus dem Nichts. Ich lernte mein breites Fachwissen zwar in einem ähnlichen Inkassobüro kennen. Mein Ziel war mehr für den Kunden bewirken.
So gründete ich 2009 die inkassolution GmbH. Zu Beginn hatte ich nur einen Praktikanten, bis wir einen Grosskunden betreuen konnten. Von da an konnte ich das Inkassobüro um weitere Mitarbeiter erweitern. Die Finanzierung gestaltete sich nicht einfach. Der zeitliche Aufwand war enorm.
Immer vorwärts also mit allen Hochs und Tiefs?
Ich habe immer fest an meine Ziele geglaubt. Ein Verkaufsmanagement wurde geformt. Bereits nach wenigen Monaten konnten bis zu 100 Neukunden monatlich aufgenommen werden. Ein durchschnittliches Inkassobüro akquiriert etwa 30 Neukunden im Monat. Heute betreut mein Team ein Netzwerk in über 100 Ländern.
Schon mein erster Gedanke bei der Gründung war, dass es doch ein noch besseres Forderungsmanagement geben muss. Dass es einfach funktioniert, das haben wir im Team inzwischen in tausenden Inkassofällen erfolgreich bewiesen.
Dann steht der Kunde nicht mit «abgesägten Hosen» da?
Das Mahnwesen kann Unternehmen sehr zeitintensiv vom eigentlichen Kerngeschäft abhalten. Und da steht der geschulte Inkassospezialist zur Seite. Dieser fordert offene Beträge ein. Wir wollen mit unserer Arbeit nutzen und nicht schaden. Überzeugen anstatt entmutigen.
Denn der Schuldner steht vielleicht nur einmalig im Rückstand und soll auch nach dem Mahnverfahren wieder mit einem guten Gefühl einkaufen können. Diesen Spagat zwischen Zahlungen und Kundenerhalt gilt es zu meistern.
Die inkassolution hat im letzten Jahr 50 Prozent aller Inkassofälle abgeschlossen. Wie geht das ohne Betreibung?
Das Team ist stark im Telefoninkasso. Hier erfahren wir, ob der Schuldner nicht zahlen will oder nicht kann. Die Mitarbeiter arbeiten sehr professionell. Dazu braucht es einen guten Mix an Feingefühl und eine gewisse Hartnäckigkeit.
Was heisst provisionslos?
Wir zahlen 100 Prozent von der Grundforderung aus. Wir nehmen nichts im Voraus und auch nichts im Erfolgsfall. Sogar Zivilklagen und Rechtsöffnungsbegehren schreiben wir für unsere Kunden kostenlos, andere Inkassobüros nehmen dafür 1 500 bis 3 000 Franken ein. Dabei rückt in den Fokus, dass Zahlungsnachzügler von heute immer noch gute Kunden von morgen sein können und sollen.
Sie haben ein Buch „Die Welt des Inkasso“ geschrieben. Worum geht es da?
Das Buch ist ein Branchenguide und vermittelt auf einfache Art und Weise die Welt des Inkassos. Das Wort Inkasso löst bei vielen einen Sturm der Gefühle aus. Ich finde das Inkassowesen ist nicht wirklich so negativ behaftet. Es braucht uns.
Inkassounternehmen sind ein wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftsalltages und dennoch kämpfen sie scheinbar gegen Windmühlen, wenn es um ihr Image geht. Dabei ist ein gut funktionierendes Forderungsmanagement das A und O in jedem Unternehmen. Auch Schuldner profitieren von seriösem Inkasso.
Ist die Zahlungsmoral bei Schuldnern besser geworden?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Heute gibt es unzählige Geschäftsmodelle, um sich rasch und leichtsinnig zu verschulden. Diesen Kreislauf zu durchbrechen, braucht viel Selbstdisziplin, gerade wenn es um Konsum und Wünsche geht. Das Risiko zur Verschuldung mit den modernen Zahlungsmöglichkeiten bleibt.
Manche Medien kritisieren Ihre Arbeit. Wie gehen Sie mit Kritik und Anschuldigungen um?
Mitbewerber kritisierten schon das Preis- und Leistungs-Verhältnis und Konsumentenschützer die Massenbearbeitung. Der K-Tipp drehte uns durch den Fleischwolf. Aus unserer Sicht mit ungenauen Recherchen. Der «Kassenfurz» – so bezeichne ich die Fernsehsendung Kassensturz – ist für lügnerische und unwahre Berichterstattungen bekannt.
Das führt dazu, dass wir seit Jahren keine Auskünfte gegenüber dem «Kassenfurz» machen, weil hier eh alles verdreht wird. Und das tut unserer Branche nicht gut. Heute nach 10 Jahren hat sich die inkassolution etabliert. Wir machen eine seriöse Arbeit und diesen Trend setzen wir in Zukunft fort.
Wie kann das Image vom Inkassobüro besser gepflegt werden?
Die Einschätzung, dass ein Inkasso schwierig ist, ist subjektiv und stammt weniger vom Inkassounternehmen als von Kunden, die etwa lange auf offene Beträge warten müssen. In vielen Fällen kann das Inkassounternehmen Geld eintreiben.
Wir gehen emotional unvoreingenommen, professionell und hartnäckig vor. Wer gut informiert ist, kann sich besser in den Medien vor voreingenommenen Berichten schützen.
Welche Wünsche sind offen?
Die Ziele immer klar vor Augen haben, das hält unser Tempo auf Kurs. Ein Wunsch ist die die «Top 5» der Inkassobüros in der Schweiz zu erreichen. Demnächst möchten wir eine Factoring Lösung anbieten, indem wir Forderungen aufkaufen können.
Manuela Olgiati
inkassolution GmbH
Innerhalb von 10 Jahren sich Milan Milic mit der inkassolution GmbH zum grössten provisionslosen Inkassobüro der Schweiz etabliert. Das Mitglied im Verband geprüfter Inkassounternehmen Schweiz und im Schweizer KMU Verband betreut das Unternehmen mit rund 30 Mitarbeitern über 2000 Kunden, wickelt jährlich über 36 000 Mandate ab mit einem Forderungsvolumen von 30 Millionen Franken.