Nach Sieben Jahren sagt Reto Suri bye-bye EVZ

Nach Sieben Jahren sagt Reto Suri bye bye EVZ
Nach Sieben Jahren sagt Reto Suri bye bye EVZ

Die Tränen des Reto Suri. Sie bewegten ganz Eishockey-Zug. Den Final verloren. Und nach sieben Jahren EVZ ist Ende Feuer in Zug für den Klotener, der als Zürcher kam – und als Zuger geht.

Als die Sirene in der PostFinance-Arena in Bern ertönt, ist es endgültig. Der Final – verloren. Der Meistertitel – flöten. Die Zeit beim EVZ – vorbei. Reto Suri (30) mag dem Berner Jubeltrubel nicht zuschauen, setzt sich auf die Spielerbank… und weint. Josh Holden tröstet ihn.

«Er hat mich aufgemuntert. Wir sind beide sehr emotional, sehr ähnliche Typen, standen sechs Jahre lang Seite an Seite. Dann wird er aus dem Nichts Assistent. Da ändert das Verhältnis. Aber nur ein wenig.»

Es ist der Schlusspunkt unter eine für die Zuger Modern-Hockeyaner unglückliche Finalserie. Blicken wir mit Suri kurz zurück auf die Knackpunkte in dieser Serie, die man kurz so zusammenfassen kann: Beide Teams gewinnen dasjenige Spiel deutlich, in welchem sie überlegen sind.

Aber alle drei One-Goal-Games gehen an den SCB. Punkt eins. «Ich hatte zwar am TV gesagt, dass Spiel zwei für mich entscheidend war, weil man so eine Leistung nicht zeigen darf in einem Final», so Suri, weil da der EVZ inferior gewesen sei.

«Mit etwas Abstand komme ich aber zum Schluss, dass es Details waren, die entschieden. So sehr ich diese Floskel mit den Details hasse. Aber es ist eben so. Das haben die Berner konsequenter gemacht.» Punkt zwei.

Zu den Details gehören auch Verletzungen. Topskorer Garrett Roe fehlte in Spiel fünf wegen einer Nackenverletzung. Suri verpasste wegen der hinterhältigen Attacke von Adam Almquist in Spiel eins den zweiten Match. Während der Serie hatte der Zuger zur Szene geschwiegen.

Nun spricht er über das Foul, das ihn um ein Haar mehrere Zähne gekostet hätte: «Es passierte wohl aus den Emotionen heraus. Ich bin auch kein Kind von Traurigkeit. Er hat sich entschuldigt mit den Worten, er wisse selber nicht, warum er das gemacht habe. Ich glaube ihm und bin ihm nicht böse.»

Damit ist der Aspekt Foul für Suri erledigt. Aber nicht der Aspekt Strafe. «Wenn man es wirklich ernst meint mit dem stärkeren Schutz der Spieler, sind vier Spielsperren… fragwürdig. Nein, dann machen die keinen Sinn.» Klar, direkt, Suri.

Und noch ein solcher Punkt. Das aberkannte Roe-Tor in Spiel vier. Kein Nichtberner Mensch auf diesem Planeten ausser dem Ref-Duo Lemelin/Hebeisen weiss bis heute, warum dieses Tor nicht zählte. Suri auch nicht: «Unerklärlich! Dieses Tor nicht zu geben, dafür gibts weder eine Entschuldigung noch eine Ausrede. Und das macht die ganze Sache auch nicht einfacher.»

Die ganze Sache. Der verlorene Final. Der Titel, den man unbedingt wollte und der förmlich zwischen den Fingern zerstob. «Es ist auch jetzt noch greifbar, ein paar Tage danach. Es war einer der härtesten Schläge in meiner Karriere.

Wir hatten eine unglaubliche Qualifikation gespielt. Das Team blieb nach dem verlorenen Final 2017 grösstenteils zusammen, reifte. Wir haben alles Menschenmögliche gemacht, um zu siegen. Wir waren so sicher, dass wir es dieses Jahr schaffen würden.»

Doch es jubelte der SCB. Eine Silbermedaille, die den Schlusspunkt unter sieben Jahre EVZ setzte, in welchen der Klotener zum Fanliebling wurde. Ja zu einem Kultspieler. In seiner EVZ-Zeit unterschrieb er nach dem Gewinn der WM-Silbermedaille in der NHL bei Tampa Bay Lightning, spielte aber nie dort. Die Bilanz: Zwei verlorene Finals.

Und der Cupsieg in Rapperswil als einzige Trophäe. Ein Trost. Ein kleiner? «Der Cupsieg hat schon einen gewissen Stellenwert. Vor allem in einer Organisation, die nicht jedes Jahr Titel gewinnt. Wir konnten uns in den Geschichtsbüchern des EVZ verewigen. Das Banner hängt unter dem Stadiondach. Nein, das war wunderschön!»

Und Suri liess seinen Emotionen nach seinem Tor zum 4:1 freien Lauf. «Mit diesem Tor wusste ich: Jetzt gewinne ich endlich auch einen Titel! Meinen ersten auf Profiebene. Ich war unheimlich stolz auf uns.»

Und jetzt? Game over. In Zug. In Lugano gehts weiter. Weil sich Suri gegen Zug und fürs Tessin entschied. Warum konnten ihn weder Sportchef Reto Kläy noch die Fans zum Verbleib bewegen?

«Gute Fragestellung. Es begann sicher schon letzte Saison. Mein letztes Vertragsjahr machte ich eher…», und da sucht der eloquente junge Mann die richtigen Worte mit Bedacht, «…zufällig, weil Zug keinen Ersatz für mich fand. Das musste ich dann beiseitelegen. Der Saisonstart war für mich nicht optimal. Dann fällte ich die Entscheidung, von der ich sicher war, dass sie aus dem Bauch heraus die richtige war.»

Was bleibt von diesen sieben Jahren Zug? Eine Metamorphose vom Zürcher zum Zuger? «Also die bösen Zuger würden sagen, ich hätte immer noch eine Züri-Schnure… Nein. Ich habe hier meine Frau gefunden, sie kommt ja aus Hünenberg.

Ich bin hier im September letzten Jahres Vater geworden von Alessia. Es war eine wunderschöne Zeit! Ich habe nur noch den Dialekt aus Zürich…» Sprachs – und macht sich auf zum nächsten Termin.

Nicht alle Hockeyspieler lassen sich Umzug, An- und Abmeldung, Adressänderung und den ganzen Karsumpel, den so ein Transfer mit sich bringt, vom Klub organisieren. Ein Suri ganz gewiss nicht. Der packt selber an.