Die Schweizer sind 24 Stunden, sieben Tage online. Eine bis fünf Stunden verbringen sie pro Woche im Netz. Dabei suchen, liken und teilen die Schweizer alles Mögliche.
Kein Wunder also, dass das Internet Tagebuch über den Alltag eines Durchschnitt-Schweizers führen kann.
Was unser onlineverhalten verrät
Die Anti-Tracking-Experten von eBlocker haben den Tagesablauf desmnormalen Internet-Users zusammengefasst. Was das Internet über unseren Tag weiss:
7:00 UHR: MORGENDLICHE RITUALE
Nachrichtencheck beim Frühstück: Tracker erfassen, wann eine Person das erste Mal am Tag online ist. Allein aus dieser Information lassen sich Rückschlüsse auf den Tagesablauf ziehen. Auch smarte Lautsprecher wie Google Home oder Amazon Echo mit ihren Sprachassistenten wissen alles über ihre Nutzer: welche Musik er gerne beim Frühstück hört oder was er für seine Partnerin über Amazon bestellt.
Die politische Gesinnung ergibt sich hingegen aus dem Surfverhalten: Wer etwa bevorzugt bei TAZ.de oder tagesanzeiger.ch vorbeischaut, gehört aller Wahrscheinlichkeit nach dem linken Lager an.
Verlassen des Hauses: Smarte Heizthermostate drosseln automatisch die Temperatur, wenn jemand die eigenen vier Wände verlässt. Uhrzeit und Regelmässigkeit können eindeutige Indizien dafür liefern, ob jemand einer geregelten Arbeit nachgeht.
8:30 UHR: BEWEGUNGSPROFILE
Fahrt zur Arbeit: Das Smartphone samt GPS erfasst ein detailliertes Bewegungsprofil. Wie fährt der Nutzer zur Arbeit und wie lange hält er sich dort auf? Und in welchen Geschäften erledigt er seine Einkäufe und wo wohnen seine Freunde? Solche und viele andere Daten lassen sich aus Bewegungsprofilen ableiten.
12:30 UHR: FINANZKRAFT
Online-Shopping: Das Online-Kaufverhalten offenbart eine ganze Menge über die individuelle Situation. Wer statt Marken günstige No-Name-Ware bevorzugt, dem mangelt es scheinbar an Geld. Wer dann noch alltäglich mehrere Runden Online-Poker zockt, gilt mit Sicherheit nicht als besonders kreditwürdig.
18:00 UHR: FITNESS-LEVEL
Feierabend: Essen und Lebensmittel per Online-Dienst direkt ins Haus zu bekommen – kein Problem. Egal ob Supermarkt oder Pizza-Dienst: Derartige Bestellungen lassen ebenfalls interessante Rückschlüsse auf den Lebensstil zu, beispielsweise wie bewusst sich jemand ernährt. Kombiniert mit Daten zu Pulsfrequenz und sportlichen Aktivitäten, ermittelt von der Smartwatch, ergibt sich so ein detailliertes Gesundheitsprofil.
20:00 UHR: MEDIENNUTZUNG
Abend vor dem Fernseher: Welcher Sender und welches Programm geschaut wird, protokollieren Smart-TVs haarklein. Fans von Sendungen mit weniger hohem Anspruch laufen womöglich Gefahr, als weniger gebildet zu gelten. Noch besser funktioniert die mediale Auswertung bei Video-Portalen wie Netflix, YouTube oder Amazon Prime Video zur Erstellung von Nutzerprofilen.
23:00 UHR: SEX
Nachtleben: Auch über sexuelle Vorlieben wissen Tracker, Suchmaschinen und auch Gerätehersteller bestens Bescheid – sogar, wie lange Personen (bis zum Abschalten eines Pornos) brauchen.
Wer nicht will, dass Internetfirmen ein Tagebuch über den eigenen Tagesablauf führen, sollte sich genau über Datenschutz informieren und Massnahmen zum Schutz der Privatsphäre ergreifen. Heute gibt es dafür zahlreiche Möglichkeiten: Mittels Software kann der Datenfluss im Internet überwacht und gegebenenfalls ausgeschaltet werden.
Für weniger technikaffine Surfer gibt es inzwischen auch die Möglichkeit, eine Art Anti-Tracking-Boxen an den Router anzuschliessen. So sind zumindest alle Geräte in den eigenen vier Wänden ausreichend geschützt.