Coffeeling – Sechs Zuger Kantischüler haben ein Start-up gegründet, das umweltschonende Pflegeprodukte mit Kaffeeresten herstellt. Diese bekommt das junge Team von einer lokalen Kaffeerösterei und macht daraus selbstgemachte Seifen und Peelings.
Wohlduftendes Peeling mit Kaffee, Honig, Mandelöl oder Kokosnussöl und eine Handseife mit Kaffeepulver und Aloe Vera – so sieht das Angebot des Start-ups Coffeeling aus. Hinter den innovativen Produkten stehen aber nicht etwa alte Start-up-Hasen, sondern sechs 17-jährige Schüler der Kantonsschule Zug.
«Zu Beginn meinten wir es als Witz, dass unser Team von sechs Jungs Pflegeprodukte verkaufen könnte», sagt Fausto Iten, der CEO von Coffeeling, «doch schliesslich haben wir aus dieser Idee ein erfolgreiches Kleinunternehmen entwickelt».
Gestartet hat das junge Team sein Projekt in der Schule im September letzten Jahres. «Wir sechs belegen alle das Schwerpunktfach Wirtschaft und hatten im Unterricht die Aufgabe, ein kleines Unternehmen zu gründen und es etwa ein Jahr lang zu führen», erzählt Iten.
Beim Brainstormen seien sie dann recht früh auf die Idee gekommen, etwas aus dem Restkaffee von Stocker’s Kaffeerösterei in Cham herzustellen. Im Oktober haben sie dann bereits die ersten Produkte über den Tresen gebracht. Dass in der Rösterei Kaffeereste entstehen, die man anderweitig nutzen könnte, hat das Team durch eine Bekanntschaft erfahren.
«Die Maschinen der Rösterei werden jeden Morgen zuerst aufgewärmt», erklärt Iten den Beginn des Prozesses. Dazu müssen bereits Kaffeebohnen in den Geräten eingefüllt sein. Während diese erste Ladung Kaffee unter zu niedrigen Temperaturen für geniessbaren Kaffee angeröstet wird, erwärmen sich die Maschinen.
Diesen ungenügend gerösteten Kaffee kann die Rösterei nicht weiterverwenden und wirft ihn weg. Doch mit der Unterstützung von Coffeeling bekommt dieser Kaffee nun ein zweites Leben.
Ein wahres Multitalent
Die Kaffeereste sind zwar nicht in der Tasse zu gebrauchen, dafür aber auf der Haut. Grob gemahlener Kaffee ist ein beliebter Inhaltsstoff in Pflegeprodukten, denn er enthält Antioxidantien.
Diese wirken dem Alterungsprozess der Haut entgegen, schützen sie vor freien Radikalen und fördern ihre Durchblutung. Aufgrund dieser Wirkung und der körnigen Form der Kaffeestückchen können sie als ein natürliches Peeling verwendet werden.
Kaffeepeeling reibt alte Hautzellen sanft ab und lässt die Haut strahlen. Nebenbei bringt es den Zellstoffwechsel in Schwung, strafft die Haut und neutralisiert Gerüche. Aus diesem Grund hat Coffeeling eine Handseife mit Kaffeepulver und ein Peeling für das Gesicht sowie eines für den Körper im Sortiment.
Nebst des Kaffees wählt das junge Team auch die restlichen Zutaten der Pflegeprodukte sorgsam aus und achtet dabei auf eine hohe Qualität. Die Inhaltslisten der Produkte halten sich sehr kurz, da Coffeeling auf natürliche Zutaten setzt.
Die Produkte sind so zusammengestellt, dass sie sich zum Beispiel mit Rohrzucker selbst konservieren und auf diese Weise auf künstliche Konservierungsstoffe verzichtet werden kann. «Wir wollen Produkte herstellen, hinter denen wir stehen können», erklärt Iten, «deswegen achten wir auf ihren Nachhaltigkeitsfaktor und auch auf eine transparente Inhaltsliste».
Coffeeling-Produkte von Hand gemacht
Das Team produziert seine Produkte nach und nach, gemäss der Flowing-Production-Methode, wie es diese gelernt hat. So ist die Ware stets frisch für den Verkauf bereit. «Die Peelings und Seifen machen wir von Hand», erzählt der junge CEO. «Dazu müssen wir uns im Team absprechen, wer gerade genügend Zeit sowie eine saubere Küche zur Verfügung hat, um eine neue Ladung herzustellen.»
Das passiert zum Beispiel am Wochenende, bevor die Gruppe ihren Verkaufsstand auf einem Markt aufstellt, denn ihre Produkte geniessen bereits eine stolze Nachfrage. An einem Tag auf dem Weihnachtsmarkt sind sie zum Beispiel etwa 50 Seifen und 35 Peelings losgeworden. Auf der Webseite von Coffeeling lassen sich die Produkte auch bequem nach Hause bestellen.
Auf Dorfmärkten und Handelsmessen sammelt das Sextett wertvolle Erfahrungen und eignet sich praktisches Wissen an. «Beim Verkaufen haben wir unter anderem gelernt, wie man die Vorzüge des eigenen Produkts in den Vordergrund stellt, wie man mit der Käuferschaft kommuniziert und wie man das eigene Unternehmen präsentiert», so Iten.
Generell habe das Team durch sein Start-up an der eigenen Haut erfahren, wie viel Arbeit hinter einem eigenen Unternehmen steckt. Diese fängt damit an, die einzelnen Aufgabenbereiche je nach Stärken der Teammitglieder geschickt zu verteilen und endet damit, sich externe Unterstützung zu holen.
Professionell unterstützt
Die Schülergenossenschaft Young Enterprise Switzerland (YES) hat das Team bei der Gründung von Coffeeling begleitet und greift dem Start-up unter anderem bei rechtlichen Fragen unter die Arme. YES ist eine Non-Profit Organisation, die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt, ihre eigenen Kleinunternehmen zu gründen und zu führen.
Nebst den Lehrerinnen und Lehrern betreut ein Programme Manager von YES die Kleinunternehmen persönlich und steht ihnen bei Fragen zur Verfügung. Im Gegenzug zieht YES einen kleinen Prozentsatz des Einkommens der jungen Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen ein.
Das Ziel von YES ist es, Schule mit Wirtschaft zu vernetzen und den jüngeren Generationen eine Gelegenheit zu bieten, sich praktische Erfahrungen in der Geschäftsführung anzueignen. Mit einem Workshop in unternehmerischen Grundlagen bekommen die Jugendlichen das Wissen, das sie direkt in ihrem Start-up anwenden können. Dazu gehört das Aufstellen eines Businessplans und ein Überblick über die wichtigsten Schritte in Finanzen, Marketing und Verkauf.
Handelsmesse in der Metalli
Ein weiteres Angebot von YES, welches die Kleinunternehmen fördert, sind ihre regionalen Handelsmessen. Eine davon fand vom 7. bis 12. März in der Zuger Metalli statt.
Nebst zahlreichen anderen von Schülerinnen und Schülern geführten Kleinunternehmen hat auch Coffeeling am Freitag, 11. März, hier seinen Stand aufgestellt. Vorbereitet hatte sich das Team mit einer frischen Ladung an Produkten und einem Stand, der, dekoriert mit einem selbstgestalteten schlichten Kaffeebohnen-Motiv, die Kernwerte des Start-ups repräsentieren soll.
Ob Coffeeling wachsen und sein Sortiment mit neuen Produkten erweitern wird, steht noch offen. «Wir habe uns Gedanken darüber gemacht, welche Pflegemittel wir mit dem Kaffee noch herstellen könnten, haben aber noch keine konkreten Ideen», sagt Iten. Die Seifen und Peelings sind noch bis zu den Sommerferien dieses Jahres zum Kauf verfügbar, Ende Schuljahr wird das Unternehmen dann aufgelöst.