Sevens zwölftes Album «Ich bin mir sicher!» ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein für ihn besonderes Werk. So feiert er mit seiner neuen Platte sein 20-Jahr-Jubiläum – und wagt sich gleichzeitig in neue Gewässer.
Seven ist sich sicher. Sicher, dass er es kann: Songs auf Deutsch schreiben. Bewiesen hat sich dies der Soulsänger mit seinem neuen Album «Ich bin mir sicher!», das am 4. Februar erscheint.
Dieses kommt komplett in deutscher Sprache daher. Eine Premiere für den Aargauer in seiner 20-jährigen Karriere als Musiker – quasi das Debut eines alten Hasen, wie er selbst sagt. Vor zwei Jahren wagte er sich auf dem «Halbum» «Brandneu» erstmals an eigene deutschsprachige Songs, nun also folgt die LP auf Deutsch.
Warum dieses Risiko, mit Hörroutinen zu brechen? Zu seinem 20-Jahr-Jubiläum hätte er problemlos auch ein Best-of-Album, angereichert mit einigen neuen Liedern, präsentieren können – niemand hätte moniert, dass er oder sie zum Jubiläum eine neue Seite von Sevens Schaffen erwartet hätte.
«Ich bin mir sicher, dass ich diese Herausforderung brauche, ich muss mir immer wieder neue Anreize schaffen», erklärt er seinen bis zu einem gewissen Grad unorthodoxen Schritt.
Jan Dettwyler, wie Seven mit bürgerlichem Namen heisst, bedenkt, dass die Produktion eines neuen Albums immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist: Rund zwei Jahre dauert der Prozess, bis die Platte steht, anschliessend folgt die Tour damit.
Kommt das Album beim Publikum nicht an, droht ein finanzieller Misserfolg, der sich auf die weitere Karriere auswirken kann.
Eine neue Substanz
Doch mit solchen Gedanken hält sich der 43-Jährige nicht auf. Vielmehr ist ihm im Gespräch seine Vorfreude anzumerken, «Ich bin mir sicher!» den Leuten präsentieren zu können. Und so auch allfällige Selbstzweifel beseitigen.
Denn verrät er: «Steht das Album erst mal, beginne ich plötzlich, alles zu hinterfragen.» Während der Produktion sieht dies ganz anders aus. «Dann gibt es für mich nur die Musik und ich bin dann im Tunnel und jeweils wie auf Drogen.»
Der Wechsel von Englisch auf Deutsch ist somit, als würde Seven nach 20 Jahren nun auf eine andere Substanz setzen, die er sich einführt. Eine, bei der nur der Konsum gleich bleibt.
Denn unterscheide sich das Songwriting auf Deutsch komplett, nur der Anfang sei identisch: Die initiale Idee, die zu einem Lied verarbeitet werden soll. «Zu Beginn hatte ich sehr lange, diese Inputs auf Deutsch zu singbaren Texten weiterzuentwickeln», verrät er.
Reduktion als Gebot der Stunde
Seven weiss, wie sich die Unterschiedlichkeit der Sprachen auf das Songwriting auswirkt. Währenddem man im Englischen die Dinge viel direkter beschreiben könne, müsse im Deutschen mit mehr Metaphern und Bildern gearbeitet werden, was das Schreiben komplexer und aufwendiger mache.
«Die deutsche Sprache eignet sich perfekt zum Lesen und Schreiben. Soll sie jedoch gesungen werden, ist sie herausfordernder», sagt er.
Auch brauche sie mehr Platz, weswegen das Album bewusst spartanisch produziert wurde. Alles, was dem Gesang nicht dienlich gewesen wäre, wurde wegradiert. Reduktion als Schlüssel, gerade weil sich Seven selbst als «textverliebt» bezeichnet.
Entsprechend werde er auf Deutsch diesem Bedürfnis umso gerechter. Gerade weil man sich bei Musik mit deutschem Text den Lyrics nicht entziehen kann, nur die Melodie aufzunehmen funktioniert nicht.
Während er Englisch als «wunderbar angenehmen Pool, in den ich immer gerne eintauche» bezeichnet, seien Songs auf Deutsch «die nackte Wahrheit». Zwar seien seine Alben schon immer persönlich gewesen, quasi Therapie und Tagebuch in einem.
Dies nur schon deswegen, da er seine Wurzeln im R’n’B und Funk hat, wo zwischenmenschliche Beziehungen die Texte dominieren. Das sei bei ihm nicht anders gewesen: «In meinen ersten drei Alben ging es fast nur um Liebeskummer», sagt er.
Doch sei «Ich bin mir sicher!» trotzdem anders. Da ist dieses Kind, aus dem die Freude genauso wie Tränen sprudeln, und das auch von seinen Wunden erzählt. Wie in Lasst uns anders sein, ein intimer Song, in dem er seine nicht ganz einfache Schulzeit verarbeitet. Ein Song, von dem Seven selbst sagt, den er nie auf Englisch geschrieben hätte.
In Luzern geht es los
Auch in Bezug auf die Produktion ging Seven neue Wege, hat über einen Zeitraum von rund zwei Jahren in verschiedenen Studios und mit mehreren Produzenten gearbeitet, mit denen er bereits in der Vergangenheit gemeinsam im Studio sass. Darunter ist auch Ben Mühlethaler, mit dem er seit 2004 arbeitet und die gesamte Band wurde ebenfalls involviert.
Anschliessend ging es nach Berlin ins Sounddesignstudio. Gemeinsam mit den Produzenten Kilian & Jo wurden die Lieder noch einmal komplett auseinandergenommen, um Gesang und Text kompromisslos in den Vordergrund zu produzieren.
Alles wird jedoch nicht auf den Kopf gestellt. So ist ein Album jeweils erst richtig angekommen, wenn es seine Feuertaufe vor Live-Publikum bestanden hat. Darauf müssen Musiker und Fans nicht mehr lange warten: Am 5. Februar startet die «Ich bin mir sicher!»-Tour im KKL Luzern (siehe Box).
Für sämtliche Auftritte im Februar gilt für das Publikum eine Sitzplatzpflicht. Für Seven kein Grund zur Besorgnis, hat er doch schon in der Vergangenheit stehplatzlose Konzerte gespielt. «Ich weiss also, wie man eine passende Setlist zusammenstellt», sagt er. Unter anderem könne man so etwas anstrengender sein, beispielsweise dem Klavierintro auch mal etwas mehr Raum geben.
Album und Tour Nach 298 veröffentlichten Songs, 11 Studioalben, 4 Livealben, 7x Edelmetall, insgesamt weit über 1 Million verkauften Tickets und 15 Tourneen durch die Schweiz, Deutschland und Österreich erscheint zu seinem 20-Jahr-Jubiläum Sevens 12. Studioalbum «Ich bin mir sicher!». Das Album enthält 14 (Standardversion) respektive 17 (Deluxeversion) Stücke, darunter Werke mit Curse (Raus), Cassandra Steen (Zu zweit), Flo Mega (Immer nur um mich) und Credibil (Danke dafür). Am 5. Februar startet Seven im KKL Luzern seine Jubiläumstour. Diese führt ihn und seine 7-köpfige Band im Februar ebenfalls nach Baden, Herisau, Bern, Zürich und Basel. Die weiteren Konzertdaten in Deutschland sind für Oktober angesagt.
Und sowieso: «Ich bin wie ein Rennpferd, das seit zwei Jahren im Stall steht und auf seinen Einsatz wartet. Werde ich endlich auf die Bühne losgelassen, werde ich zu Beginn sowieso überpowern.»
Da müsse man ihm dann im Nachhinein sagen, ob und wie der Funke auf das Publikum übergesprungen ist. Er verrät, dass sich die KonzertbesucherInnen nicht nur auf die neuen Songs freuen dürfen, sondern auch auf Klassiker aus seinem Repertoire, da es eben neben der «Ich bin mir sicher!»-Tour gleichzeitig auch seine Jubiläumstour ist.
Seven wird in den kommenden Wochen nicht nur in den verschiedenen Konzertlokalen zu hören und sehen sein, sondern auch am TV-Bildschirm. Im Frühjahr startet die dritte Staffel von «Sing meinen Song – das Schweizer Tauschkonzert», wiederum mit ihm als Gastgeber.
Seine Gäste werden Melanie Oesch, Dabu Bucher, Stress, Caroline Chevin, Noah Veraguth und Naomi Lareine sein. «Es war auch dieses Mal hochemotional und mit viel Spass und Lachen verbunden.
Durch die Gäste entstand wiederum ein ganz neuer Mix, diese Formel der sich immer wieder ändernden Zusammenstellung der Gäste ist das Geheimnis dieser Sendung», blickt er auf die Produktion zurück.