Luzerner Spieleentwickler: Sein erstes Kartenspiel soll nur der Startschuss sein

Nahaufnahme der Karten und der Schachtel
256 Spielekarten sollen für spassige Spieleabende sorgen. Bild: zVg

In Kanton Schwyz gibt es einen neuen Spieleentwickler: Seit September ist mit Wolfpack das erste Gesellschaftsspiel von Game Division erhältlich. Für den Gründer Tobias Kaufmann ein völlig neues Umfeld. Sein Kartenspiel lässt bis zu fünf SpielerInnen auf die Jagd nach Schafen gehen.

Die Karten sind verteilt und unter die Schafe haben sich auch ein paar Wölfe gemischt. Der Reihe nach gehen die SpielerInnen auf die Jagd, wer kann mehr Tiere auf seinem Punktekonto unterbringen? Zu Ende ist das Spiel Wolfpack, wenn alle Spielkarten von den Stapeln gezogen wurden. Es ist dies das erste Spiel des Schweizer Unternehmens Game Division.

Es handelt sich dabei um ein noch sehr junges Projekt. Game Division wurde von Tobias Kaufmann erst Ende 2020 gegründet und hat seinen Sitz in Sattel SZ. Das Kartenspiel Wolfpack ist seit dem 20. September offiziell erhältlich. Der Einstieg in die Spieleszene ist für Kaufmann ein Neuanfang, vorher tüftelte der gebürtige Luzerner beruflich im Bereich der Robotik.

Lange entwickelt, schnell verstanden

Dabei beschreibt sich Kaufmann selbst nicht als den klassischen Spieletypen: «Ich sitze nicht jeden Abend zuhause und spiele Spiele mit Familien und Freunden», sagt er. Die Motivation für ein eigenes Spiel hat er eher aus seinen Beobachtungen gezogen. Bei einem gemütlichen Abend mit Freunden finde man selten ein Spiel, bei dem jeder die Regeln kennt.

Sein Ansatz für Wolfpack lautete deshalb: «Es sollte nur durch das Zuschauen einer Spielrunde oder in zwei bis drei Minuten erklärt sein.» Kaufmann beschreibt sich als jemanden, der die eigenen Ideen dann auch umsetzt. So kam es zur Gründung seines eigenen Spieleverlags.

Portrait von Tobias Kaufmann
Tobias Kaufmann, 41, Spieleentwickler und Gründer von Game Division. Bild: Barbara Müller

Die Faszination für Gesellschaftsspiele liegt für ihn in der Entwicklung. Spielmechanismen entwerfen und letztendlich die Reaktionen der Spielenden beobachten. Die Verfeinerung und Optimierung der Spielregeln habe so auch einen Grossteil der Entwicklungszeit für sich beansprucht.

«Man sitzt dabei viel allein und spielt gegen sich selbst in Form von imaginären Spielpartnern», erzählt Kaufmann. Sein erster Tester war anschliessend sein Sohn, bei dem er sich ehrliches Feedback holte.

Das viersprachige Wolfsrudel

Bei der Entwicklung machte Tobias Kaufmann viele erste Erfahrungen. Zum Beispiel, wenn sich die eigenen Spielideen im Endeffekt als zu komplex herausstellen und man wieder einen Schritt zurück machen muss.

«Ich habe es mir ein bisschen einfacher vorgestellt», gesteht der Entwickler. Auch das Schreiben der ersten Spielanleitung gestaltete sich als herausfordernder Prozess.

Vor allem, wenn man selbst die Spielregeln seit Wochen im Schlaf beherrscht. «Das war für mich eine neue Welt. Es gibt wirklich grosse Unterschiede zwischen dem Schreiben einer Bauanleitung und dem einer Spielanleitung», erläutert Kaufmann.

So hätten sich einige Spieletester von den Bildern der Anleitung führen lassen, während andere stur auf dem geschriebenen Text beharrten. Ein einfaches Spiel zu entwickeln, kann manchmal eben am schwierigsten sein.

Wesentlich früher im Entwicklungsprozess stand bereits der Name Wolfpack fest, erzählt Kaufmann. Es sei ein Begriff, der in mehreren Sprachen funktioniert und einfach zu verstehen sei. Auch die finale Spielanleitung richtet sich mit drei Landesprachen und Englisch an ein breites Publikum.

Brettspielboom während der Pandemie

Brett- und Kartenspiele haben während der Pandemie ihren Aufschwung fortgesetzt, der bereits vor einigen Jahren losging. «Die Nachfrage bei den physischen Spielen hat extrem angezogen, was für die Branche natürlich sehr gut ist», sagt Kaufmann als Mitglied des Schweizer Spielwarenverbandes.

Die Pandemie sei für ihn aber nicht direkt ein Grund für den Einstieg in die Branche gewesen. Ihm geht es um die Frage nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung, die die Menschen in den letzten 18 Monaten umgetrieben hat.

Gesellschaftsspiele heben sich für den Chef von Game Division von anderen Aktivitäten wie Kino oder Netflix ab, da sie eine aktive und soziale Form der Freizeitgestaltung darstellen. Und auch eine langlebige, wenn man den Entwickler auf das Design von Wolfpack anspricht.

Ein klares und reduziertes Design soll im Idealfall zum Markenzeichen von Game Division werden, erklärt Kaufmann. Auf Wolfpacks verschiedenen Arten von Spielkarten findet man keinen Text. Die blitzförmigen Wölfe erstrahlen jeweils in einer der Spielerfarben, Aktionskarten zeichnen sich durch ihr schlichtes Design aus.

Die tierischen Zeichnungen stammen vom Designer Erich Brechbühl, der auch die Entwicklung des Kartenspiels stark beeinflusst hat. Er ist einer von fünf Teammitgliedern hinter Wolfpack – alles Luzerner, wie Kaufmann verrät.

Wenn man die Karten in der Hand hält, erfüllt sich Kaufmanns Versprechen, dass man Wert auf die Materialien legt. Und «das Erlebnis fängt mit der Verpackung an», erklärt Kaufmann einen weiteren Grundsatz seines Unternehmens.

Auf der Verpackung schauen nur die Köpfe der beiden Tiere aus einem undurchdringlichen Schafspelz hervor. Dabei wiegt die Kartonbox deutlich mehr als die 256 Spielekarten im Inneren. Der hohe Qualitätsanspruch widerspiegelt sich im verhältnismässig stolzen Preis von 49 Franken für das Kartenspiel, welches man in Deutschland produzieren lässt.

Junge nimmt sich eine Karte von einer Mitspielerin.
Mit einer der vier Aktionskarten darf man den Gegnern eine Karte aus der Hand stibitzen. Bild: Marco Sieber

Mehr als nur Kartenspiele

Und was sind die nächsten Projekte von Game Division? Bei einem Kartenspiel soll es natürlich nicht bleiben, verrät Kaufmann. Unter dem Wolfpack-Banner befindet sich ebenfalls ein Brettspiel in der Entwicklung. Und auch den digitalen Spielemarkt hat man im Auge. Für die Zukunft plant man ein eigenes Appspiel, welches sich zurzeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet.

In der nahen Zukunft freut sich Tobias Kaufmann aber vor allem auf das Feedback aus der Community. «Wenn man etwas entwickelt und es funktioniert, ist man natürlich extrem stolz darauf», sagt der Spieledebütant. «Ich bin dort angekommen, wo ich mich wohlfühle.»

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