20 Jahre PinkPanorma. Das Luzerner Filmfestival feiert vom 15. bis 18. September seinen runden Geburtstag. An einem neuen Standort möchte man die BesucherInnen nicht nur mit seinem Filmprogramm unterhalten. Künstlergespräche, Kinderveranstaltungen und Konzerte findet man ebenfalls im Kulturzentrum.
Im Mai 2002 erstrahlte das Bourbaki Panorama ganz in pink. Der Grund dafür war die erste Ausgabe des PinkPanorma, ein lesbisch-schwules Filmfestival, welches sich schon damals nicht ausschliesslich um das Kino drehte.
Die Begriffe lesbisch und schwul sind längst aus dem Titel der Veranstaltung verschwunden. Mit den Zeiten änderten sich auch die Begrifflichkeiten, die queere Community wuchs und die Sichtbarkeit nahm zu. 20 Jahre später feiert man nun vom 15. bis 18. September das grosse Jubiläum.
Anders als in den vergangenen Jahren gibt es dieses Mal kein besonderes Fokusthema, wie zum Beispiel «Black & Queer» im Jahr 2020. Eine weitere Änderung, die die Jubiläumsausgabe mit sich bringt, ist die Verkürzung des Festivals auf vier statt der üblichen sieben Tage. Ausserdem ist man vom Stattkino in das Treibhaus gezügelt – Kulturzentrum statt dem klassischen Lichtspielhaus also.
Dafür verantwortlich ist nicht nur die Pandemie, sondern auch die Infrastruktur des Treibhauses und die terminliche Vorverlegung vom November in den September spielten eine Rolle, erklärt Jacqueline Gisler vom Vorstand des PinkPanorama. Gisler ist selbst seit zwei Jahren im Vorstand aktiv und hat das Festival vorher als treue Besucherin begleitet.
Erwachsen werden an der Milchbar
Heute sei es kein Problem mehr, ausreichend passende Filme für das Programm zu finden. Vor allem im Bereich der Männerfilme gebe es eine grosse Auswahl, sagt Gisler. In diesem Jahr war das Problem eher die Pandemie, da insgesamt weniger Filme produziert wurden. Aus diesem Grund befinden sich unter den neun Filmen im Programm auch ein paar aus den Jahren 2020 und 2019.
Den Festivalauftakt macht dabei die irische Produktion «Dating Amber». Die romantische Komödie erzählt von zwei queeren Teenagern, die sich zur gesellschaftlichen Tarnung als heterosexuelles Pärchen ausgeben. Passend dazu hat man am Eröffnungstag mit der Milchbar, einem Treffpunkt für die queere Jugend, ein junges Publikum vor Ort.
Eines der Highlights im Programm ist laut Jacqueline Gisler die Dokumentation «20 Jahre queeres Luzern». Der Film wurde als Auftragsprojekt vom PinkPanorma finanziert. Regisseur Jules Claude Gisler hat dabei die letzten 20 Jahre der queeren Community in der Region Luzern mit Interviews und Bildmaterial aufgerollt.
Im Rückblick haben sich auch die Filme gewandelt, die beim PinkPanorama laufen. «Es ist vielseitiger und die Themen breiter geworden. Die strikte Kategorisierung in lesbisch und schwul existiert nicht mehr und das ist auch gut so», erklärt Jacqueline Gisler.
Eine Rolle spielt dabei auch das Coming-of-Age-Genre, welches sich in den letzten Jahren einer immer grösseren Beliebtheit erfreute. Der Ausbruch aus dem eigenen Leben, Geschichten von Selbstfindung und dem Erwachsenwerden finden sich auch im queeren Kino wieder.
«Wir möchten diese Sichtbarkeit auch in die heterosexuelle Welt befördern», sagt Gisler mit Blick auf das Programm. Man habe auch viele heterosexuelle BesucherInnen, die im und um das Kino neue Erfahrungen erleben möchten. Jeder sei herzlich willkommen und das Festival für alle da, erklärt Gisler.
Ob die Popularität von Coming-of-Age-Geschichten oder die Entdeckung von Diversität durch Grosskonzerne, wenn sie während des Pride Month Farbe bekennen. Gisler sieht den positiven Effekt für die Community: «Wir profitieren immer davon, wenn solche Themen in die Medien und in die Gesellschaft getragen werden.»
«Die Sichtbarkeit ist ein zentraler Aspekt für Menschen, die abseits der heterosexuellen Norm leben und lieben», ergänzt Kathy Bajaria vom Programmteam.
Bei aller Aufklärung und Sichtbarmachung soll das Programm aber auch ein Balanceakt sein. «Man will aufrütteln, man will etwas Neues zeigen, aber der Spassfaktor spielt ebenfalls eine Rolle. Auch unterhaltsame Filme haben bei uns einen Platz», erklärt Gisler.
Dragshows und Gratisangebote
Im vergangenen November war das PinkPanorama die einzige Kulturveranstaltung, die zu dieser Zeit in Luzern durchgeführt wurde. Auch in diesem Jahr hat man intensiv an einem Schutzkonzept gearbeitet, um Gastronomie, Veranstaltungen und den Garten des Events zusammenzuführen.
Die Filme werden dabei mit einem Gratisangebot kombiniert. So gibt es etwa abends eine Dragshow und ein Konzert, während tagsüber ein Familienbrunch und ein Kinderprogramm auf dem Plan stehen.
Die Filme werden zudem durch einen Vorfilm oder ein Gespräch ergänzt. So empfängt man passend zur Dokumentation «Being Sascha» mit Sascha Rijkeboer die Hauptperson des Films im Treibhaus. «Dass wir die KünstlerInnen vor Ort haben, ist etwas, was wir vorantreiben wollen», sagt Gisler.
Nach dem Festival folgt die Abstimmung
Nur ein paar Tage nach dem Filmfestival findet am 26. September die Abstimmung zur Ehe für alle statt. Man sei mit dem Vorstand des Komitees Ehe für alle in Kontakt, sagt Gisler, es gäbe aber keinen speziellen Programminhalt dazu beim Festival.
Es werde sicher ein Thema bei der Eröffnungsrede und den Gästen sein, aber «unsere BesucherInnen müssen wir nicht mehr überzeugen», erklärt die Mitorganisatorin. «Es bräuchte diese Abstimmung nicht, es ist eine Selbstverständlichkeit. Aber ganz klar: Wir werden das gewinnen.»
Und wie sieht das pinke Luzerner Festival in Zukunft aus? «Es wäre schön, wenn es gesellschaftlich akzeptierter wäre», sagt Gisler, aber es brauche alles seine Zeit. «Wir müssen dranbleiben, damit die Homophobie nicht zurückkommt», erklärt sie als eines der Ziele. Ansonsten möchte man auch zukünftig ein Anlauf- und Treffpunkt für die ganze Community sein.
Und wer nach dem PinkPanorma noch mehr queere Filme sehen möchte, der kann am 24. und 25. September sowie am 1. und 2. Oktober im Stattkino Luzern das Programm «Queer Cinema» besuchen. Also in jenem Kino, wo sonst das PinkPanorma stattfand. Durch die Zusammenarbeit teilen sich die beiden Veranstaltungen zudem einen Spielfilm.
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