Neuer Blick auf die Bücherverbrennungen von 1933

Ausstellung in Zürich zum 90. Jahrestag

1933 riefen die Nationalsozialisten in Deutschland zu Bücherverbrennungen auf. Zum 90. Jahrestag dieses Ereignisses wird die Zürcher Galerie Litar in eine Exil-Bibliothek verwandelt, bei der acht Übersetzerinnen im Mittelpunkt stehen, die zur Flucht gezwungen wurden und in der Schweiz eine neue Heimat fanden.

Es war der 10. Mai 1933. Auf dem Berliner Opernplatz loderte ein grosses Feuer, darin ein Haufen von etwa 20’000 Büchern. Durchgeführt wurde die Aktion nicht lange nach der Machtergreifung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei von Studenten, Professoren und Mitgliedern derer Parteiorgane. Das alles im Rahmen des Vorhabens, die deutsche Sprache zu «reinigen».

Die Bücherverbrennungen, die an diesem Tag nicht nur in Berlin, sondern auch in den weiteren örtlichen Studentenschaften durchgeführt wurden, waren ein Höhepunkt der «Aktion wider den undeutschen Geist», welche die systematische Verfolgung politisch entgegengesetzter Schriftstellerinnen einleiten sollte. Viele dieser Schriftsteller wurden dadurch zur Emigration aus Deutschland gezwungen – unter anderem auch in die Schweiz. Zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennungen wird nun das Leben und die Werke acht solcher Personen in der Zürcher Galerie Litar im Rahmen der am Samstag, 15. April, beginnenden Ausstellung «Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» beleuchtet.

Vergessene ÜbersetzerInnen im Rampenlicht

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen allerdings nicht bekannte Autoren, sondern acht Übersetzerinnen, die schnell in Vergessenheit geraten sind: Trude Fein, Fega Frisch, Edith Gradmann-Gernsheim, Anna Katharina Rehmann-Salten, Eva Maria Röder-Kann, Eva Salomonski, Nettie Sutro und Ursula von Wiese. In der Ausstellung sollen diverse Fragen beantwortet werden, die für viele Leute bereits bei der Erwähnung ihrer Namen aufkommen werden: Wer sind sie überhaupt? Warum gingen sie so rasch vergessen?

Alte Bücher gestapelt

Diverse Bücher, die vor der Verbrennung gerettet wurden, werden an der Ausstellung zum Lesen verfügbar sein. Bild: Facebook Litar

Ergänzend zur Ausstellung beleuchtet eine Führung die Lebensumstände der Übersetzerinnen sowie ihr literarisches Schaffen im Schweizer Exil und legt dabei auch einen Fokus auf die generelle Arbeit als ÜbersetzerIn zu der damaligen Zeit. Dabei wird unter anderem behandelt, ob es in der Schweiz überhaupt Arbeit für sie gab und ob es sich eher um eine künstlerische Berufung oder einen Brotberuf handelte.

Die Exil-Bibliothek soll nicht nur zum Schmökern einladen, sondern wird auch von einem Rahmenprogramm begleitet werden. So können Besucher sich auf Vorträge, Gesprächsrunden, Führungen und einen Literaturmittag zu den Bücherverbrennungen freuen.

Die Ausstellung wird am Samstag, 15. April, eröffnet und läuft bis zum 10. Juni – jeweils mittwochs und freitags von 13 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 16 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf Franken. Zusätzlich werden Führungen angeboten, welche jeweils um 14 Uhr beginnen und rund eine halbe Stunde dauern. Ausserdem findet am Freitag, den 14. April, eine Vernissage zur Ausstellung in der Galerie Litar statt. BesucherInnen können dann von 17 bis 20 Uhr schon mal einen Blick auf die historische Literatur werfen.

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