«Vernetzen, verlagern, verträglich gestalten und vermeiden» heisst es im Konzept von Luzernmobil. Die Mobilitätsplattform möchte mit ihrem Relaunch die Luzernerinnen inspirieren und die Mobilitätswende entscheidend voranbringen.
Mit der Mobilitätswende ist es vielleicht nicht ganz wie mit der Schwerkraft, es dürfte schon etwas mehr als nur einen kleinen Schubser brauchen. Damit diese im Kanton Luzern trotzdem möglichst schnell gelingt, wurde die Mobilitätsplattform Luzernmobil Ende 2022 überarbeitet. «Informieren, beraten und motivieren» lautet das Motto des Projekts, welches gemeinsam vom Kanton und dem Verkehrsverbund Luzern betrieben wird.
Mit praktischen Erfahrungsberichten und Beispielen soll die Bevölkerung für das Thema Mobilität sensibilisiert und auch die Mobilitätsvielfalt der Region abgebildet werden. Denn letztendlich möchte man ein Stück näher an die umweltfreundlichen Mobilitätsformen rücken und den CO2-Ausstoss im Kanton Luzern reduzieren.
Verbunden mit dem Relaunch von Luzernmobil ist auch eine breitere Aufstellung. «Über LinkedIn, Facebook und Instagram konnten neue Kanäle erschlossen werden», sagt Sarah Troxler, Projektverantwortliche von Luzernmobil. Zusätzlich wurde eine breit angelegte Plakatkampagne im gesamten Kanton gestartet. «Im Hinblick auf die Klima- und Mobilitätsziele ist es an der Zeit, über Mobilität zu reden», so Troxler. Und das kantonale Ziel lautet nicht weniger als Netto-Null bis 2050 bei den Treibhausgasemissionen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es das Engagement von allen.
Das schöne Pendlerleben
Gegliedert ist die neue Website von Luzernmobil in die vier Bereiche Private, Unternehmen, Gemeinden und Schulen. Zu einer breitangelegten Übersicht von Verkehrsmitteln, Haltestellen und neuen Verkehrsangeboten gesellen sich ganz persönliche Erfahrungsberichte als Blogbeiträge. «Gerade Erfahrungsberichte sollen Vorbilder abbilden und zum Beispiel auch Gemeinden inspirieren, ebenfalls nachhaltige Mobilitätsangebote zu unterstützen», erklärt Troxler.
So findet man etwa in der Kategorie «öV» einen Bericht über die Pendlerin Alin Zürcher, die als Primarlehrerin in Neuenkirch arbeitet. Eine romantisierte Postautofahrt aus der Stadt Luzern heraus mit einem frischen Kaffee und einem guten Buch – und auf dem Rückweg Abstand von der Arbeit gewinnen. Was noch besser gelingt, wenn man wie der CEO von Luzern Tourismus Marcel Perren den Weg ins Büro zu Fuss absolvieren kann. «Das Zu-Fuss-Gehen öffnet den Raum für Begegnungen und Beobachtungen», äussert sich der Tourismusdirektor auf der Plattform.
Ausprobieren geht über studieren
Die Entdeckung von neuen Orten oder Gelegenheiten ist auch einer der drei Motivationsfaktoren der Plattform. Die anderen beiden sind die Kosten und natürlich das Klima. Mit 29 Prozent hat der Verkehr den grössten Anteil an den kantonalen Treibhausgasemissionen, wobei drei Viertel davon aus dem Strassenverkehr stammen.
Eine Reduktion des Strassenverkehrs kann nicht nur durch eine Kombination aus verschiedenen Verkehrsmitteln abseits des eigenen Autos herbeigeführt werden, sondern auch durch die Reduzierung des Arbeitsweges. So arbeiteten in Luzern 14 % aller Arbeitnehmenden im Jahr 2021 vorwiegend von zuhause aus. Wobei es abzuwarten bleibt, wie sich die Homeoffice-Situation in der Schweiz weiter entwickelt.
Als Kompromiss zwischen dem ganzen und gar keinem Arbeitsweg sind Co-Working-Spaces, die durch mehrere PartnerInnen auf der Plattform vertreten sind und die sich nicht nur auf die Stadt Luzern beschränken. «Die Art, wie wir unsere Mobilität gestalten und uns fortbewegen, hängt oft von unserem Arbeitsort ab», erklärt Troxler. Um die Luzernerinnen und Luzerner zur entscheidenden Erstnutzung zu motivieren, locken in jedem der Mobilitätsbereiche Angebote – vom Sparpreis bis zur Gratisnutzung. So kann man etwa beim Co-Working 20 Prozent auf einen fixen Arbeitsplatz sparen oder sogar den ersten Monat gratis vor Ort arbeiten, wenn man ein Abo abschliesst. Natürlich haben auch die Anbieter ein Interesse daran, neue KundInnen für sich zu gewinnen, aber das Aufbrechen von alten Gewohnheiten ist einer der wichtigsten Punkte bei der Mobilität und mit solchen Angeboten versucht man dazu beizutragen.
Lust auf Stau?
«Die Mobilitätswende gelingt nur mit aktiver Teilnahme der Unternehmen», heisst es in der zweiten Kategorie der Plattform. Nachhaltig, sozial und wirtschaftlich sinnvoll soll der Verkehr in Zukunft gestaltet werden. Mit einfachen Grafiken und Zahlen werden hier die grundlegenden Probleme erklärt. So nimmt die Zahl der Autos im Kanton Luzern seit dem Jahr 2000 zu und mehr als jede zweite Person besitzt ein Auto. Allerdings zeigt sich auch, dass die Zahl der Besitzautos pro Person in der Stadt Luzern deutlich niedriger ist als im Rest des Kantons und sogar leicht abnimmt. Es bestätigt das Offensichtliche: Dort, wo man auch ohne eigenes Auto mobil sein kann, kann darauf verzichtet werden. Letztendlich ist es tatsächlich eine Frage von Angeboten und Alternativen.
Und wo mehr Autos verkehren, dort nimmt auch die Überlastung der Strassen zu. Die Stauzeiten im Kanton Luzern haben in den 2010er-Jahren zugenommen und wenn man diese verschenkte Zeit in Geld umrechnet, kommt man bei Luzernmobil auf 1,4 Milliarden Franken, die jedes Jahr im Stau abgesessen werden.
Sharing is Caring
Mit dem Beratungsangebot für Gemeinden und Unternehmen möchte Luzernmobil «Lösungsansätze aufzeigen und die erste Basis bieten, um ein Mobilitätsmanagement zu etablieren. Unternehmen und Gemeinden haben einen grossen Hebel für Veränderungen in der Hand», sagt Troxler. Ein Beispiel mit Vorbildfunktion ist die Mobilitätsstation im Luzerner Weinbergliquartier. Mit nur einer App können Personen hier bei der Leihe zwischen E-Auto, Cargo-Bike, E-Roller und E-Bike wählen – simple Sharing-Angebote am richtigen Ort.
Auf der anderen Seite zeigen die Beispiele auf Luzernmobil auch, dass jedes Unternehmen seine MitarbeiterInnen beim Thema Mobilität unterstützen kann. Sei es mit Ladestationen für E-Autos, neuen Veloparkplätzen oder sogar einem finanziellen Anreiz bei Mobility-as-a-Service-Angeboten.
In diesem Jahr möchte man bei Luzernmobil weitere Partnerschaften abschliessen und die LuzernerInnen mit neuen Erfahrungsberichten inspirieren. Der Trend bewegt sich insgesamt zur Nutzung von Sharing-Angeboten. «Fortbewegungsmittel werden geteilt genutzt, anstatt sie selbst zu besitzen», sagt Troxler. Dazu gehört aber auch eine gute Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsangebote, der VerkehrsteilnehmerInnen und der Infrastruktur. Denn je höher die Komplexität und der Aufwand bei alternativen Fortbewegungsmitteln ist, desto attraktiver wird wieder das alte bequeme Auto in der eigenen Garage.