Mit Kunst gegen Diktatur und Krieg

10. DadaFestWochen in Zürich

Kann der Dadaismus etwas gegen den Wahnsinn von Krieg und Faschismus ausrichten? Das ist die Frage der 10. Dadafestwochen in der Roten Fabrik vom 5. bis 16. Juli.

Der kulturelle Hochsommer in Zürich steht im Bann der Ereignisse in der Ukraine. So steht auch das Programm der 10. Dadafestwochen im Clubraum der Roten Fabrik vom 5. bis 16. Juli im Zeichen dieser und setzt sich mit Krieg und repressiven autoritären Regimen durch Kunst auseinander. Das Motto lautet «sto delat?» (was ist zu tun?), angelehnt an den gleichnamigen Titel des Buches von Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski aus dem Jahr 1863, das als eines der bekanntesten Bücher der revolutionären Literatur gilt.

Jeden Abend ab 20 Uhr gibt es ein Programm mit unterschiedlichen Inhalten, meist bei freiem Eintritt. KünstlerInnen und Kulturschaffende erzählen mit Hilfe der Kunst, wie sie in repressiven autoritären Regimen wie Russland oder China leben müssen und wie es ihnen gelingt, aus diesen Ländern zu entkommen.

Hinter den Dadafestwochen steht ein internationales Netzwerk von Kunst- und Kulturschaffenden, das von Mitgliedern aus Zürich geleitet wird. Sie wurden vor 20 Jahren von der Krösus Stiftung, einem Kollektiv von KulturaktivistInnen in Zürich, ins Leben gerufen. Zwei Monate lang das Kollektiv im damals leerstehenden Cabaret Voltaire im Niederdorf künstlerische Aktivitäten durch. In den folgenden Jahren fanden die Dadafestwochen neben Zürich auch in Prag, Kolin und Basel statt und das Kollektiv wuchs zu einem Netzwerk von internationalen Projekten.

Gegenentwurf zur individuellen Kunst

In der dadaistischen Kunst geht es vor allem darum, die integrativen und kollektiven Denkprozesse des Dadaismus zu reflektieren. Der Dadaismus ist eine künstlerische Bewegung, die 1916 von Zürcher Kulturschaffenden, die sich gegen «konventionelle» und bürgerliche Kunstideale wandten, gegründet wurde. Die Kunst nach Dada ist ein kollektives Werk und wird durch die Beteiligung aller an der Dadafestwochen Involvierten geschaffen. Die entstehenden Kunstwerke sind somit das Ergebnis kollektiver Arbeit. Mit dieser Philosophie positioniert sich der Dadaismus als Gegenentwurf zur Individualkunst, wie sie den hiesigen Kunstmarkt prägt, und zugleich als Zeichen für die Vorreiterrolle der Kunst für zukünftige Gesellschaftsmodelle.

Die Woche beginnt mit einem Gespräch mit Künstler Mark Divo und Anna Schulthess zum Thema «Vom institutionellen Dadaismus und der kommerziellen Clubkultur – was kommt nach der grossen Ausschlachtung?» Anschliessend folgt Disco mit E.K.R und DJ Malik.

Vom Kübelkind und Hongkong

Eine der kreativen Veranstaltungen, die sich mit den Problemen des Jahrhunderts befassen, ist jene über die Wegwerfgesellschaft. Eine Serie von 25 Kurzfilmen von Ula Stöckl und Edgar Reitz wird am Freitag, 15. Juli, Geschichten vom Kübelkind erzählen. Die Kurzfilme sind zwischen 1969 und 1971 als Gegenentwurf zu den deutschen Filmstrukturen entstanden. Das Kübelkind ist eine Wegwerfgeburt und wird in einer Krankenhausmülltonne gefunden. Frau Dr. Wohlfahrt vom Fürsorgeamt setzt sich dafür ein, das Kind bei Pflegeeltern unterzubringen. 

Das Programm der DadaFestWochen schliesst am 16. Juli um 20 Uhr mit einem englischsprachigen Stream der Hongkonger Demokratie-Aktivistin Loretta Lau über das Überleben unter autoritären Regimen. Danach gibt es als musikalisches Abschlussfestival die «Xeno Vulcano Eruption» mit Laetitia Sadier aus Grossbritannien, den beiden Zürcher Bands Little Tornados und Kurjakoviç sowie dem englischen Songwriter Pink Shehab.

Dadafestwochen

Auch zahlreiche ausländische Künsterinnen werden an den Dadafestwochen zugegen sein. Bild: Facebook Rote Fabrik

Für diese und viele andere Veranstaltungen der Dadafestwochen ist der Eintritt frei. Menschen aus dem Asylbereich (Ausweis N oder F) und ohne Aufenthaltsbewilligung können das gesamte Programm der Roten Fabrik grundsätzlich kostenlos nutzen, solange freie Plätze vorhanden sind. Für Personen ohne Aufenthaltsbewilligung ist eine Woche vor der Veranstaltung eine Anmeldung bei der Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich SPAZ erforderlich.

Andernfalls wird die Bezahlung nur in bar an den Bars der Roten Fabrik akzeptiert. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen findest du im Programm der Roten Fabrik.

 

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