Mit dem KI-Assistenten zur besseren Schularbeit

Zuger entwickelt Onlinetool

Der Service AI Thesis Coach soll Lernenden beim Schreiben von Schularbeiten auf der Basis von künstlicher Intelligenz helfen. Mit schnellem Feedback und konstruktiver Kritik weist die KI darauf hin, wo Verbesserungspotenzial steckt – ohne aber die Arbeit für die Lernenden zu schreiben.

Wer sich einen Bachelor- oder Masterabschluss wünscht, kann sich in der Regel schlecht davor drücken, während des Studiums zumindest eine schriftliche Arbeit zu verfassen. Diese Aufgabe kommt nicht nur für weniger talentierte Schreiberlinge mit zahlreichen Herausforderungen daher – die Arbeit soll nicht nur logisch aufgebaut und fehlerfrei geschrieben sein, sondern auch ihre These wissenschaftlich vertreten und möglichst zum Forschungsstand beitragen. Wäre es daher nicht wünschenswert, wenn man beim Schreiben sofortiges professionelles Feedback mit möglichen Verbesserungsvorschlägen erhalten könnte? Das hat sich auch Yves Zumbühl gedacht und ein Onlinetool entwickelt, welches das Schreiben von solchen Arbeiten erleichtert – den AI Thesis Coach. 

Mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert das Tool Entwürfe sowie fertige Arbeiten auf Verbesserungspotenzial. Von der Gliederung der Arbeit bis zu deren letzter Korrektur bietet der AI Thesis Coach hilfreiche Tipps und weist auf Ungenauigkeiten hin, sodass eine möglichst wissenschaftliche und fehlerfreie Arbeit entstehen kann. Aktuell revidiert der elektronische Assistent ausschliesslich in Deutsch verfasste Arbeiten und mit einer Länge von bis zu 48’000 Wörtern. 

Besser schreiben lernen

«Der AI Thesis Coach schreibt die Arbeit nicht für dich, sondern zeigt auf, was verbessert werden kann», sagt der Zuger. Folglich bringt das Programm mit Tipps und kurzen Beispielen davon, wie ein verbesserter Text aussehen könnte, seinen Nutzern anschaulich bei, wissenschaftliche Arbeiten zu schreiben. Der AI Thesis Coach konzentriert sich bei der Revision der Arbeiten auf ein passendes und seriöses Titelblatt, ein präzises Abstract, korrekte Stringenz im gesamten Text und eine sinnvolle Reihenfolge der Kapitel. Auch entdeckt das Tool logische Fehler, achtet auf eine gendergerechte Sprache und den korrekten Zitierstil. Während sich diese Kriterien noch als formal beschreiben lassen, gibt das Tool bei der Argumentanalyse auch eine eher inhaltliche Rückmeldung. So hilft es zum Beispiel bei der logischen Strukturierung der Arbeit. Dank des künstlichen Intellekts kann der Text auf Kohärenz geprüft und selbst die Organisation der Kapitel verbessert werden. Auf diese Weise lässt sich ein Text erstellen, der klar, verständlich und sauber strukturiert ist.  

Übersichtsansicht beim AI Thesis Coach

In einer Übersicht wird die revidierte Arbeit nach Kriterien bewertet. Bild: zVg

Ebenfalls bietet der AI Thesis Coach Unterstützung, was die Verwendung von Fachsprache anbelangt. Das AI-Feedback-System analysiert den Text der Arbeit in Bezug auf den korrekten Einsatz von Fachbegriffen und kann sogar dabei helfen, Argumentationen zu schärfen. Innert etwa zwei Minuten ist es möglich, konstruktives Feedback zur eigenen Arbeit zu erhalten, weil das Tool eine Arbeit jeweils über 300 Tests auf mehreren starken Rechnern gleichzeitig unterzieht. 

Wer sich um Datenschutz sorgt, sollte beruhigt sein, denn beim AI Thesis Coach wird Datenschutz grossgeschrieben. Der Coach wird nicht auf den Daten seiner Nutzer basierend trainiert und speichert sie nur so lange, wie die Nutzer es erlauben, sodass die untersuchte Arbeit meist direkt nach der Verarbeitung der eingespeisten Daten gelöscht wird. Ob das auch für die extrahierten Daten und das Feedback gelten soll, entscheidet die Nutzerin beim Hochladen der Arbeit. Die Nutzer des Tools können jedoch, wenn sie möchten, Kritikpunkte in Kommentaren festhalten, sodass die KI weiter dazulernt und ihre Fertigkeiten verfeinert. 

Monatelanges Training

Den AI Thesis Coach hat Zumbühl auf eigene Faust trainiert und führt ihn auch als Ein-Mann-Unternehmen. «Die erste Entwicklung des Coaches dauerte knapp drei Monate, während denen ich seine künstliche Intelligenz mit Prompts darauf trainiert habe, wie eine gute Arbeit aussieht und welche Kriterien sie erfüllt», erklärt der Unternehmer. Seitdem wird das Tool stets weiterentwickelt und verbessert. Dabei verwendet Zumbühl die Technik von Genetic Prompt Tuning, was bedeutet, dass die KI auf einen Prompt, also einen Befehl wie «Überprüfe die logische Struktur der Kapitel» eine Menge neuer Prompts mit einem kurzen revidierten Ausschnitt aus einer Arbeit generiert. Von diesen Prompts wählt Zumbühl die besten aus und lässt die KI basierend auf diesen neue solche Prompts generieren, wählt erneut die besten aus – und so weiter. Das Ergebnis ist ein zuverlässiges Tool, das auf hunderte Kriterien sensibel ist und weiss, worauf Professorinnen und Lehrer beim Korrigieren von schriftlichen Arbeiten achten.  

Screenshot vom AI Thesis Coach

Der AI Thesis Coach gliedert seine Rückmeldung in Kapitel. Bild: zVg

«Aktuell arbeite ich daran, das Tool auch für kürzere Arbeiten wie Semesterarbeiten und solche, die Schülerinnen in der Lehrausbildung sowie der Kantons- und Sekundarschule schreiben, geeignet zu machen», sagt Zumbühl. Er erweitert den Coach stetig und in Zukunft soll das Tool auch Bilder und Grafiken beurteilen können. Mit dem nächsten Update des Tools sollen die Nutzer die Möglichkeit erhalten, von ihrer Schule vorgegebene Kriterien für die Arbeit der KI anzugeben, sodass diese bei der Revision berücksichtigt werden. 

Ein geheimnisvoller Start

Mit der Entwicklung des AI Thesis Coaches begann Yves Zumbühl, als er an seiner eigenen Bachelorarbeit feilte. Da er eine Vertraulichkeitsvereinbarung auf seiner Bachelorarbeit hatte – und bis heute nicht erzählen darf, worum es bei dieser ging – durfte er sie niemandem ausser seiner Professorin zur Revision geben. Diese hatte jedoch nur begrenzt Zeit und so musste der Student seine Arbeit viele Male auf eigene Faust korrekturlesen. Da er nach einigen Lesedurchgängen vor lauter Wörter kaum mehr den Text sah, begann er, mit KI zu experimentieren und mit deren Hilfe die Arbeit zu verbessern. 

«Weil das so gut funktionierte, habe ich dann viel Zeit mit der Entwicklung der KI verbracht, denn ich wusste, dass ich dank dieser eine bessere Note erzielen würde», sagt Zumbühl. Kurzum hat der Zuger dann eine Webseite zur KI entwickelt und sie mit Freunden geteilt. Nach einigen positiven Rückmeldungen wusste er, dass er die erste Version eines wertvollen Produkts entwickelt hat. Inzwischen hat der Coach schon über 100 Arbeiten online revidiert, wobei dies erst der Anfang sein soll: «Ich habe mit einer Schweizer Hochschule eine kurze Pilotphase geplant, während der die Institution die Kosten für die Nutzung des Tools für ihre Schüler übernimmt.» Sollte die KI Anklang finden, kommt ein Vertrag mit der Schule infrage. 

Screenshot vom AI Thesis Coach

Das Tool hilft mit Fragen dabei, sich mündlich und schriftlich auf die Verteidigung der eigenen Arbeit vorzubereiten. Bild: zVg

Der 25-Jährige sieht den Einsatz von KI in Zukunft als wichtigen Teil der Bildung. «Künstliche Intelligenz kann einen individuellen Ansatz zu einem Schüler finden, auf die Stärken und Schwächen des Lernenden trainiert werden und in kürzester Zeit Fragen beantworten sowie Übungsaufgaben sowohl generieren als auch revidieren», erklärt er. Deswegen findet er, dass Schulen den Einsatz von KI wie zum Beispiel in Form seines Tools in ihr Ausbildungsprogramm integrieren sollten. «Schulen reagieren nach meiner Erfahrung bereits heute meist positiv auf die Nutzung von KI, da sie den Lernprozess der Schülerinnen sowie deren Fähigkeiten im Umgang mit modernen Technologien fördert», sagt Zumbühl. 

Vom Coach zum Checker

Nebst dieser Aussicht freut sich der Unternehmer auf ein baldiges Rebranding seines Produkts, denn das Tool soll während den nächsten Wochen in Papercheck umbenannt werden: «Inzwischen sind so viele Coaches auf dem Markt zu finden, deren Dienste wenig hilfreich sind, weswegen ein präziserer Name für mein Tool dessen Kompetenz unterstreichen wird.» Den Namen Papercheck hat sich Yves Zumbühl nicht selbst ausgedacht, sondern hat er seine TikTok-Follower nach Vorschlägen gefragt und nach seinem Ermessen den besten Namen ausgewählt. 

Ob noch beim AI Thesis Coach oder bereits bei Papercheck, Nutzerinnen können aktuell für 29 statt 39 Franken eine Revision der eigenen Arbeit erhalten oder sich ein Paket von drei Revisionen inklusive einer Erstellung von möglichen Verteidigungsfragen für 59 Franken holen. Kürzere Arbeiten mit weniger als 6000 Wörtern können dem Tool aktuell für 19 Franken zur Überprüfung unterzogen werden. Die Zahlung erfolgt mit Kreditkarte oder per Twint. Sollte die Nutzerin mit dem Tool unzufrieden sein, gilt eine vollständige Geld-zurück-Garantie. 

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