An der Olympiade der Köche hat die Schweizer Nationalmannschaft Anfang Februar die Silbermedaille errungen. Mit im Team und fürs Dessert zuständig war Angela Arnold, die 28-jährige Produktionsleiterin der Confiserie Speck in Zug.
«Ich hatte einen vielfältigen Tag und jeder Tag ist anders», sprudelt es aus ihr heraus. Wir sitzen an einem kleinen Tisch im Café der Confiserie Speck im Göbli in Zug. Vor uns stehen fabelhafte süsse Kreationen, entworfen von Angela Arnold, Produktionsleiterin der Confiserie Speck. Die aufgestellte junge Frau geniesst ein Walderdbeertörtchen mit Timutpfeffer-Chantilly, während die Schreibende in den Genuss eines ganz speziellen Desserttellers kommt: verschiedene Schokoladendekorationen und drei unterschiedliche Pralinés, wunderschön angerichtet. Eine richtige Schoggibombe, aber ein Hochgenuss. Speziell ist dieses Dessert, weil Angela Arnold damit ihren Teil dazu beigetragen hat, dass die Schweizer Kochnationalmannschaft an der Olympiade die Silbermedaille holen konnte.
Nur ein paar Tage hatte sie frei nach der strengen Woche in Deutschland, wo Anfang Februar die Olympiade der Köche stattgefunden hat. «Es war eine sehr strenge Zeit die letzten Monate», erzählt Angela Arnold. Die 28-jährige Schwyzerin hat im vergangenen Jahr fast jede freie Minute genutzt, um sich auf die Olympiade vorzubereiten. «Meine Familie und Freunde mussten schon ziemlich einstecken, ohne ihre Unterstützung hätte ich das nicht geschafft.» Sie ist dankbar und auch sehr stolz, dass sie zusammen mit ihren Teammitgliedern den zweiten Platz erreicht hat. «Da so einiges während des Wettkampfs nicht so lief, wie wir es geplant und geübt hatten, hatte eigentlich niemand mehr mit einem so guten Ergebnis gerechnet», gesteht die Confiseurin. Umso grösser war dann auch die Freude. «Wir konnten es alle kaum fassen.»
Austüfteln, kreieren, verwerfen und wieder von vorn
Insgesamt neun Köche und Konditor-Confiseurinnen sind, unterstützt vom Schweizer Kochverband, als Schweizer Nationalmannschaft in Stuttgart angetreten – sechs davon kochten, drei waren als Helfer im Einsatz. Sie kommen aus der ganzen Schweiz, auch die Romandie und das Tessin sind vertreten. Für Angela Arnold ist es von grosser Bedeutung, dass sie dieses Jahr in der Nationalmannschaft dabei war. Die Konditorin-Confiseurin ist bereits seit einigen Jahren im Regionalteam Luzern, mit dem sie verschiedene Medaillen an Kochwettbewerben gewonnen hat. Doch die Schweizer Nationalmannschaft war ein anderes Pflaster. «Es hat mich schon immer beeindruckt und gereizt, ein Teil dieser Mannschaft zu sein», erzählt sie, während sie ihren Cappuccino geniesst. Sie bewarb sich und wurde zum Kennenlernen eingeladen – und sie überzeugte. «Wahrscheinlich, weil ich mit Herzblut dabei bin», vermutet die Konditorin. Nachgefragt hat sie jedoch nie.
Im Januar letzten Jahres lernte sie ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Nati kennen und schon ging es los mit Köstlichkeiten austüfteln, probieren, kreieren, wieder verwerfen und alles von vorne beginnen. Insgesamt fünf Probeläufe durchliefen die Köche und Confiseurinnen gemeinsam. Sie bekochten 110 Gäste, veränderten das Menü wieder und wieder, bis es perfekt war. «Es brauchte viel Zeit, Geduld und Arbeit, bis die Rezepturen standen, mit denen wir die Jury an der Olympiade überzeugen wollten.» Auf die Geschmacksrichtungen, auf die Farben und auf die Strukturen kam es an. Unter anderem. Und exaktes Arbeiten wurde ganz grossgeschrieben. «Wir arbeiten immer exakt, aber für die Olympiade war das nochmals ein ganz anderes Level», erzählt Arnold. Nebst den fünf gemeinsamen Testläufen, die jeweils mehrere Tage dauerten, übte auch jede und jeder für sich selbst, wann immer Zeit war.
Zeit für eine Wettkampfpause
Arnold und eine andere Konditorin waren fürs Dessert zuständig, welches vom Dreigängemenü rund 30 Prozent ausmachte. Eine Himbeer-Birnen-Estragon-Sauerrahm-Kreation – hergestellt aus 17 verschiedenen Komponenten – servierten die beiden der Jury, sowie die leckeren Schoggikreationen und verschiedene Pralinés. Es ging hektisch zu und her in der Kochbox. «Man wird ständig beobachtet, das kann schon auch etwas belastend sein.» Obwohl die Crew ans Zeitlimit kam, sei sie erstaunlich ruhig geblieben, erzählt Angela Arnold. Das Mentaltraining, das in der Nati auch einen wichtigen Platz einnimmt, hatte sich bewährt. Nicht alles lief nach Plan. Aber auch davon liessen sich die jungen Köchinnen und Confiseure nicht aus der Ruhe bringen – und wurden dafür mit der Silbermedaille belohnt.
Obwohl Angela Arnold sich sehr über den Erfolg an der Olympiade freut, ist sie glücklich darüber, dass es jetzt wieder etwas ruhiger wird. Zunächst konzentriert sie sich auf ihren Job in der Confiserie Speck, den sie nach wie vor als schönsten und besten Job bezeichnet, und später möchte sie Ferien machen, sich im Badeurlaub und auf einer Safari mit ihrem Freund erholen. Von Wettbewerben hat sie fürs Erste genug. «Es war eine tolle Erfahrung, auch die Erfolge, die ich mit dem Regionalteam Luzern feiern durfte, aber jetzt ist Zeit für eine Wettkampfpause», sagt die 28-Jährige, während sie genüsslich den letzten Bissen ihrer Walderdbeerkreation nimmt.
Ein Olympiasieg und ein weiterer Podestplatz Auch andere Schweizer Kochmannschaften haben an der Olympiade der Köche abgeräumt. Das Team der Armeeköche hat sich in der Kategorie Community Catering den Olympiasieg geholt und das Luzerner Regionalteam hat bei den Regionalequipen den dritten Platz errungen. 1200 Köchinnen und Köche aus 55 Nationen kochten Anfang Februar in Stuttgart um Ruhm und Ehre. Der Schweizer Kochverband schickte insgesamt fünf Mannschaften in vier verschiedenen Wettbewerben ins Rennen. Die Schweizer Kochnationalmannschaft hat den Sieg nur knapp verpasst und musste sich den Finnen geschlagen geben. Nachdem sie an der Weltmeisterschaft 2022 in Luxemburg den ersten Platz errungen hatte, hat die Schweizer Auswahl nun bestätigt, dass sie nach wie vor zu den besten Nationalmannschaften im Kochen gehört.