Kinofilme, die über die Leinwand hinausgehen

Zürcher Performance Festival Stattkino steigt zum 25. Mal

Das Performance Filmfestival Stattkino inszeniert vom 27. März bis 6. April Kultfilme auf eine besondere Art, und das zum 25. Mal. In der Pop-up-Location in der Stattkino Eventhalle beim Toni-Areal in Zürich werden 16 Filme präsentiert, die in Echtzeit von Kunstschaffenden auf und neben der Bühne erweitert werden. Mit Einführungen, einer Afterparty, einem Restaurant und einer Bar wird das Filmvergnügen in Gemeinschaft ausgeschmückt und abgerundet.

Auf dem Toni-Areal und im Kino Arthouse le Paris in Zürich werden vom Donnerstag, 27. März, bis Sonntag, 6. April, insgesamt 16 Filme gezeigt. Dies im Rahmen des Performance Filmfestival Stattkino, welches heuer seine 25. Ausgabe feiert, wo die Filme nicht bloss auf der Leinwand abgespielt, sondern durch ein Rahmenprogramm und ungewöhnliche Ergänzungen ausgeschmückt werden. Es entsteht so ein umso tiefgründigeres Filmerlebnis und eine Auseinandersetzung mit dem Hauptthema des Films. Mit geladenen Gästen, Live-Musik und Aktivitäten fürs Publikum wird das Festival zu einem dynamischen Erlebnis.

Das Performance Filmfestival beginnt am Donnerstag musikalisch, mit einer Hommage an Mani Matter um 20 Uhr im P-West beim Toni-Areal. Der Mundartsänger wird mit historischen Videoaufnahmen und Zürcher Stadtbildern von Peter Beck zelebriert, während der Mundartkünstler Züriblues Live-Musik spielt. Dabei ehrt er Mani Matter, indem er dessen beste Lieder singt, performt aber auch einige seiner selbstgeschriebenen Songs und schafft so eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Das Publikum erhält einen exklusiven Einblick in Original-Manuskripte des Berner Troubadours und erlebt durch den Abend die Nostalgie Matters Zeiten und gleichzeitig die Aktualität seiner Werke.

Queere Geschichte, Yoga und Tanz

Am Freitag, 28. März, steht der Film «Der Kreis» auf dem Programm, der 2014 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin Premiere feierte. Die Filmvorstellung beginnt mit einem Intro von Regisseur Stefan Haupt und der Schauspielerin Marianne Sägebrecht, welche die Ehefrau einer der zwei Hauptfiguren spielte. «Der Kreis» handelt von fiktiven Figuren in der tatsächlichen ehemaligen Schweizer Schwulenorganisation Der Kreis, die Mitte der 1950er-Jahre ihre Hochzeit erlebte und die Entstehung von vielen anderen Homosexuellenorganisationen in Europa inspiriert hat.

Musikinstrumente stehen vor einer Leinwand im Kino.

Beim Stattkino beschränkt sich das Filmerlebnis nicht auf die Leinwand. Bild: Facebook stattkino

Der Film verbindet die Erzählung von der Repression von Schwulen in Zürich mit einer fiktiven Liebesgeschichte zwischen zwei Männern, die trotz ihrer Unterschiede eine einzigartige Verbindung haben. Zum Ausklang wird nach dem Film eine Afterparty in der Kweer Bar gefeiert, mit einem Special-Drink für den Abend und Musik von DJ Luca Papini, die dazu einlädt, die Vielfalt zu feiern.

Mit dem US-amerikanischen Film «Baraka» von 1992 im Hintergrund, laden zwei Yoga-Experten am Sonntag, 30. März, zu einer Atemübung ein. Ab 18:30 Uhr versammelt sich das Publikum so nicht nur auf Kinostühlen, sondern auch auf der Sitz- und Liegefläche, für die es eigene Yogamatten mitbringen soll. Während «Baraka» auf der Leinwand die Schönheit der Natur in 24 Ländern und sechs Kontinenten zeigt, bieten Paola Bertolini und Johannes Glarner eine Atemübung mit Mantras und leichten Körperübungen an. Auf diese Weise wird der nonverbale Film mit achtsamem Beisammensein ausgeschmückt.

Mehr Bewegung steht am Montag an, wenn vor der Kinoaufführung des ersten Matrix-Films ein Modern-Dance-Crashkurs gehalten wird. Dieser wird von der Compagnie Amourdanse unter der Leitung der Tänzerin Iris Pauli angeboten. Dieselbe Tanztruppe untermalt den Kultfilm mit Tanzeinlagen auf der Bühne vor der Leinwand während der Filmvorstellung. Die Choreografien sind jeweils vom Matrix-Film inspiriert, ahmen die ikonischen Bewegungen der Schauspielenden nach und verleihen dem Film eine zusätzliche Dynamik.

Wenn Film durch die Nase geht

Die Geschichte der verträumten Kellnerin Amélie, gespielt von Audrey Tautou, wird am Dienstag, 1. April, ebenfalls mit einem ungewöhnlichen Erlebnis verbunden. So untermalt die Duftkünstlerin Tanski den französischsprachigen Film «Amélie de Montmartre» mit einer Palette von über 2500 Essenzen. Die Düfte wecken bei den Zuschauenden Erinnerungen und Assoziationen und der Film scheint umso realer, wenn die Desserts nicht nur auf der Leinwand erscheinen, sondern auch den Geruchssinn verwöhnen.

Tanski bewegt sich mit ihrer Duftkunst zwischen den Bereichen Architektur, Kunst und olfaktorische Performance. Dabei pflegt sie einen wissenschaftlichen Ansatz, denn nach ihrem Master in Architektur an der ETH Zürich hat sie sich mit Parfümerie auseinandergesetzt und 2019 Verdandi Perfume gegründet. Dabei handelt es sich um ein Labor, das den Geruchssinn erforscht und zum Beispiel die Wirkung von Düften in urbanen Räumen sowie deren Einfluss auf die Wahrnehmung, Erinnerungen und das Erinnerungsvermögen untersucht.

Ein Poster von doodah.

Am 2. April laden die doodah Teamrider zu einem nostalgischen Skaterabend im Stil der 90er-Jahre ein. Bild: Facebook stattkino

Wer die 1990er-Jahre vermisst oder schon zu lange nicht mehr auf einem Skateboard gestanden ist, dem sei die Filmvorstellung «Mid90s» am Mittwoch, 2. April, empfohlen. Dabei handelt es sich um das Regiedebüt von Jonah Hill, welches das Publikum in die Zeit von VHS-Kassetten, CDs, riesigen Cargohosen und Freundschaft zwischen jungen Skatern versetzt. Vor und nach der Vorstellung laden die doodah Teamrider, das Skateboardteam des Skate- und Freizeitladens, auf das Skateboard. Am besten bringen Interessierte ihr eigenes mit, doch können sich Gäste auch eines leihen und einige Tricks auf der Miniramp üben. Nach dem Film lädt die Bar dazu ein, die Nacht mit guter Musik auf und neben der Ramp zu geniessen. Das restliche Programm mit zahlreichen weiteren interessanten Filmvorstellungen ist auf der Webseite des Stattkinos zu finden.

Die Tickets für die Vorstellungen können zum Normalpreis von 32 Franken oder 25 Franken mit Legi über Seetickets online erworben werden. Auch besteht die Möglichkeit, einen Festivalpass für alle Vorstellungen für 160 respektive 120 Franken mit Legi zu kaufen.

 

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