Eine der bekanntesten Stimmen der Zentralschweiz ist zurück: Nach sieben Jahren Absenz gibt Andy Wolf sein Comeback als Radiomoderator. Jeweils am Samstagmorgen sitzt der Kultmoderator wieder hinter dem Mikrofon. Was seine anderen Geschäftszweige angeht, macht der Luzerner aktuell schwierige Zeiten durch.
Jahrelang wurden die ZentralschweizerInnen Morgen für Morgen von einer vertrauten Stimme geweckt und am Frühstückstisch sowie auf dem Arbeitsweg von ihr begleitet. Diese Stimme mit angenehmem Timbre kam jedoch nicht aus der Küche oder vom Stuhl nebenan, sondern aus dem Radio. Andy Wolf war das Gesicht – respektive die Stimme – von «Andyamo, die Radio Pilatus Morgenshow». Von 2001 bis 2009 bildete die nach Wolf benannte Sendung einen fixen Bestandteil des Morgenrituals vieler Luzernerinnen und Zuger.
Anschliessend verabschiedete sich Andy Wolf (52) aus dem Morgenteam, unterhielt seine HörerInnen von nun an zu späterer Tageszeit. 2014 folgte schliesslich das abrupte Aus: Wolf wurde vom Sender, dem er 24 Jahre lang seine Stimme lieh, entlassen. Es war ein Abgang mit vielen Nebengeräuschen, zahlreiche HörerInnen solidarisierten sich mit Wolf und der damalige CEO Joachim Freiberg sah sich gezwungen, sich öffentlich zu rechtfertigen.
Eine unerwartete Rückkehr
In diesem Frühjahr dann die überraschende Nachricht: Andy Wolf kehrt zu Radio Pilatus zurück. Der Sender fragte den Luzerner an, ob er sich eine Rückkehr vorstellen könne und der leidenschaftliche FCL-Fan sagte zu. Am 17. April gab er offiziell sein Comeback hinter dem Mikrofon, jeweils am Samstagmorgen ist er zu hören.
Während seiner radiolosen Zeit war Wolf keineswegs untätig. So machte er sich selbstständig, arbeitet unter anderem in der Eventbranche, als DJ und Moderator und er bietet Workshops sowie Referate zu Themen wie Auftrittskompetenz, Medientraining und Umgang mit Social Media an. Ausserdem ist er bei Carl F. Bucherer im Event- und Marketingbereich tätig.
Wir sprachen mit Andy Wolf über sein Comeback, Fettnäpfchen auf Social Media und seine Liebe zur Stadt Luzern.
Herr Wolf, wie stark kribbelte es in den Tagen und Wochen vor Ihrem Comeback als Radiomoderator?
Es war ein Gefühl zwischen Vorfreude, Erwartungshaltung an mich selbst und Respekt vor dem Medium Radio, welches sich in den vergangenen Jahren nochmals stark weiterentwickelt hat. Für mich ist es rüüdig schön, nach sieben Jahren wieder für Radio Pilatus arbeiten zu dürfen, nicht nur, weil ich das Radiomachen liebe.
Als Ihre Rückkehr verkündet wurde, erhielten Sie viele positive Reaktionen. Waren Sie davon selbst überrascht?
Ja, ein Stück weit schon. Es war sehr schön zu sehen, dass sich die Leute nach sieben Jahren noch an mich erinnern (lacht). Dabei hat vermutlich auch geholfen, dass ich in der Region geblieben und im Eventbereich sowie als DJ und in den sozialen Medien weiterhin präsent gewesen bin.
Unter anderem auch in den sozialen Medien haben Sie sich die Marke Andy Wolf aufgebaut. Wie viel des «öffentlichen Andy Wolf» hat einen strategischen Hintergrund?
Beispielsweise das Logo auf meiner Webseite soll auf jeden Fall einen Wiedererkennungseffekt haben und möglichst gut zu mir passen. Als ich mich selbstständig machte, überlegte ich gemeinsam mit der beauftragten Kommunikationsagentur zudem, wofür ich stehe. Mein Slogan beschreibt dies eigentlich am besten: «Ech bin und bliibe de Andy Wolf.» Klar ist auch: Egal, wie man sich präsentiert, man wird nie bei allen Leuten beliebt sein.
Muss man zu Beginn der Radio-Laufbahn lernen, von dem Anspruch wegzukommen, es allen recht machen zu wollen?
Definitiv. Hierbei sind die sozialen Medien Fluch und Segen zugleich. Früher erhielt man als Radiomoderator einzig über Briefe eine Rückmeldung der HörerInnen. Heute kann jede/r via Social Media umgehend einen Kommentar zu deiner Leistung posten. Man muss effektiv lernen, damit umzugehen. Nur schon deshalb, weil der Anteil an fundierter Kritik leider sehr gering ist. Wenn Mails oder Kommentare kommen, die einzig auf die eigene Person zielen, muss man darüberstehen können. Nimmt man sich solche Kommentare zu Herzen, geht man innerlich kaputt und verliert die Freude am Beruf. Aktuell ist das Frustpotenzial durch die schwierige Situation noch höher. Umso glücklicher war ich über die vielen positiven Kommentare über meine Rückkehr.
Welchen Aspekt des Radiomachens haben Sie am meisten vermisst?
Ich mag grundsätzlich Menschen. Durch meine lange Zeit beim Radio konnte ich eine gewisse Beziehung zu meiner Hörerschaft aufbauen. Entsprechend schön war es, durch Luzern zu laufen und dabei Reaktionen der Menschen zu erhalten. Als Ehemaliger wird der Austausch weniger, das würden auch andere vormalige Fernseh- und Radiomoderatoren bestätigen. Zudem habe ich das Arbeiten im Radiostudio vermisst, denn ich bin kein Büromensch, der täglich seine acht bis neun Stunden vor dem Bildschirm verbringt. Ich brauche den Austausch und die Interaktion mit den Menschen – entsprechend schwierig ist für mich die aktuelle Zeit. Mein Mandat an mehreren Schulen, wo ich Kommunikation und Auftrittskompetenz unterrichte, ist aktuell ebenfalls auf Eis gelegt.
Dafür holt Sie für die Morgenmoderation das frühe Aufstehen wieder ein. Wie sehr haben Sie dieses vermisst?
Gar nicht (lacht). Ich bin eigentlich ein Nachtmensch. Wenn man jedoch immer zur gleichen Zeit aufsteht wie damals bei Andyamo um 3.30 Uhr, gewöhnt sich der Körper an diesen Rhythmus. Nun muss ich kurz nach 4 Uhr aus den Federn. Das ist zu Beginn schon nicht ohne. Ich stelle auf jeden Fall zwei Wecker, um auf keinen Fall zu verschlafen.
Dürfen sich die Hörerinnen auf vertraute Formate wie Andyamo freuen?
Dies diskutieren wir aktuell. Es sieht nicht schlecht aus. Am genauen Wortlaut arbeiten wir noch.
Wird es auch neue Formate geben?
Nein, denn es ist ja nicht so, dass der Samstag bislang eine Baustelle gewesen wäre. Entsprechend besteht kein grosser Handlungsbedarf. Ausserdem lebt das Radio in erster Linie immer noch von der Musik. Eine zusätzliche Rubrik ist aber immer möglich. Die Anfrage von Radio Pilatus Anfang Jahr kam für mich sehr unverhofft, weswegen ich mir punkto künftiger Formate noch nicht allzu viele Gedanken mache. Mein Hauptmandat liegt ausserdem nach wie vor bei Carl F. Bucherer, wo ich im Marketing- und Eventbereich arbeite. So darf ich unter anderem die MarkenbotschafterInnen wie Wendy Holdener betreuen.
Sie tanzen generell auf verschiedenen Hochzeiten, sind bei weitem nicht «nur» Moderator, sondern unter anderem auch DJ und Eventorganisator. Welche Ihrer Tätigkeiten sind aktuell möglich und wo macht die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung?
Die Talks und Events sind aktuell genauso wenig ein Thema wie das DJing. Als Chillout-DJ hatte ich im vergangenen Sommer immerhin einige Auftritte in verschiedenen Hotels. Öffentlich als DJ konnte ich letztmals im vergangenen Jahr an der Fasnacht im Stadtkeller auftreten. Die Gastro- und Eventbranche funktioniert in erster Linie über den Austausch mit Menschen. Und genau dies fehlt momentan. Um mich hin und wieder in die Erinnerung der Leute zu rufen, bin ich nicht nur regelmässig in den sozialen Medien unterwegs, sondern habe beispielsweise meine DJ-Auftritte im vergangenen Jahr gestreamt. Klar ist: Ich bin so oft zuhause wie noch nie. Meine Frau findet das nicht immer so lustig (lacht).
Eines Ihrer Formate war «Talk mit». Dabei haben Sie sich bis 2019 mit Prominenten unterhalten. Werden wir eine Rückkehr dieses Formats erleben?
Ich mochte «Talk mit» sehr, genoss es, etwas über die interviewten Menschen zu erfahren. Die Sache ist die: Es handelte sich um eine Eigenproduktion. Solange ich keinen Partner finde, der mich dabei unterstützt, wird es schwierig. Ähnlich verhält es sich mit meinem Party-Label Disco Royal: Solange ich keine Plattform dafür habe, ruht es. Entspannt sich die Situation irgendwann wieder, wäre es schön, solche Projekte wieder zum Leben zu erwecken. Meine Agenda punkto Auftritte ist für den Moment ziemlich leer.
Die Eventbranche ist von der Coronapandemie besonders stark betroffen. Herrscht im Veranstaltungsbereich aktuell effektiv Untergangsstimmung?
Es ist in der Tat brutal und der Frust und die Enttäuschung sind gross. Auch für mich würde es finanziell irgendwann eng werden, wenn meine Frau nicht erwerbstätig wäre. Auf der anderen Seite wissen die Leute, dass sie die momentane Situation nicht ändern können und das Beste daraus machen müssen. Wenn du nur zuhause rumsitzt, zermürbt es einen umso mehr. Manch Betroffene/r musste sich neu erfinden oder neue Kanäle für sich entdecken. Ich habe beispielsweise für mich Clubhouse entdeckt, wo immerhin ein gewisser Austausch möglich ist.
Braucht es Zeit, um zu spüren, welche Kanäle im Dschungel der sozialen Medien für einen funktionieren und welche nicht?
Auf jeden Fall. Man muss sich zudem überlegen, welche Kanäle zu einem als Person passen. Wenn ich in meinem Alter auf TikTok rumhample, würde ich mich damit eher lächerlich machen. Für mich funktioniert LinkedIn sehr gut, wohingegen Instagram eher ein spassiges Hobby darstellt. Meinen Twitter-Kanal füttere ich nicht mehr – ich bin nicht der, der am Laufband kluge Sprüche raushaut. Bei Clubhouse macht mir sowohl das Reden mit anderen Leuten als auch das Zuhören Spass. Irgendwann verkommt es auch zu einer Frage der zeitlichen Ressourcen, sämtliche Kanäle zu bedienen. Ich gebe zu: Durchschnittlich bin ich vier bis fünf Stunden pro Tag in den sozialen Medien unterwegs.
Social Media birgt auch Risiken, die Fettnäpfchen lauern zahlreich. Was geben Sie in den Medientrainings den Leuten mit, wo die grössten Gefahrenherde lauern?
Es handelt sich um eine Gratwanderung. Ein Bild von sich nach einer durchzechten Nacht auf Ibiza mag im Freundeskreis gut ankommen. Bewirbt man sich ein halbes Jahr später, kann ein solches Foto hingegen zum Stolperstein werden. Die HR-Verantwortlichen durchkämmen längst die Social-Media-Profile der BewerberInnen und machen sich so ein Bild von ihnen. Auch wenn es eine Floskel ist: Das Internet vergisst nie. Die wichtigste Lektion ist jedoch, sich authentisch zu präsentieren. Man sollte reflektiert posten. Das bedeutet, nicht jeden Trend blindlings mitzugehen und sich bewusst zu sein, dass die sozialen Medien oftmals von Missgunst geprägt sind. Da muss man sich zweimal überlegen, ob man ein Bild seines neuen Luxuswagens posten möchte. Und: Der Social-Media-Kanal ist wie ein Wal: Er muss immer wach sein, sprich, regelmässig mit neuem Content gefüttert werden.
Schaut man sich Ihre Kanäle an, fällt auf, dass im Hintergrund oftmals Luzerner Wahrzeichen zu finden sind. Aus Ihrer Liebe zu Luzern haben Sie nie ein Geheimnis gemacht. Was macht für Sie nach all diesen Jahren immer noch den Reiz dieser Stadt aus?
Für mich ist Luzern immer noch das Paradies auf Erden: Du hast die Berge genauso vor der Tür wie den See. Hinzu kommt die reiche Historie der Altstadt und Luzern hat eine ideale Grösse. Obwohl die Stadt viel zu bieten hat, ist vieles zu Fuss erreichbar – sie symbolisiert quasi die Schweiz im Kleinformat. Es ist ein Privileg, hier wohnen zu dürfen.
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