Spielzeuge gehören zur Grundausstattung eines jeden Kinderzimmers, doch oftmals werden diese nach nur wenigen Spielintermezzi links liegengelassen. Das Zürcher Start-up Circle Toys möchte diesen teils vernachlässigten Zeitvertreibern ein neues Zuhause schenken und gleichzeitig einen positiven Effekt auf die Umwelt erwirken. Hierfür recyceln und verkaufen sie diese und SpenderInnen können zugleich selbst profitieren.
«Play it again» – so lautet das Motto des Zürcher Start-ups Circle Toys, wobei sich das «it» in diesem Fall auf Spielzeuge für Kinder bis zwölf Jahre bezieht. Das Unternehmen hat sich auf Recycling und Verkauf von eben diesen Spielzeugen spezialisiert, die in ihrem alten Heim keine Verwendung mehr gefunden haben und nun via Circle Toys den Weg zu einem neuen Zuhause finden sollen. Helfen soll dies auch der Umwelt; wer gebrauchte Spielzeuge kauft, trägt immerhin nicht zu den CO2-Emissionen bei, die bei der Herstellung neuer Artikel entstehen.
Dieser Gedanke steht für das Unternehmen voll und ganz im Mittelpunkt. Gründerin Fatma Belbahi erklärt: «Die Menge an Plastikabfall zu reduzieren und ein zirkuläres Geschäftsmodell anzubieten, welches auch für Eltern praktisch ist – das ist unsere Mission.» Darauf ausgerichtet ist das Geschäftsmodell von Circle Toys explizit: Wer Spielzeuge besitzt, die er nicht mehr braucht, kann sich über ihre Website einen Termin sichern, an dem das Team diese persönlich abholt. Für die Spenderin gibt es im Gegenzug einen 20-prozentigen Rabatt auf das gesamte Circle-Toys-Sortiment, womit sie sich bei Bedarf gleich neue Spielzeuge für ihren Nachwuchs besorgen kann.
Aus der Elternperspektive erfolgte überhaupt die Inspiration, die schlussendlich zur Gründung des Start-ups geführt hat; als Mutter zweier Kinder ist sich Belbahi der Spielzeugökonomie im Kinderzimmer bewusst. Dazu gehört ebenso, wie verschwenderisch diese ausfallen kann: «Als ich das Zimmer meiner Kinder aufräumte, stolperte ich über all diese Spielsachen, die sich immer noch in einem sehr guten Zustand befanden und oft sogar nur einmal angerührt wurden.» Wegwerfen wollte sie die Spielwaren nicht – aber Zeit, sie etwa auf Ricardo oder Facebook zu stellen, hatte sie ebenso wenig. Selbst Wohltätigkeitsorganisationen nahmen keine mehr an. So entstand die Frage: Was tun mit Spielzeugen, die die Kinder nicht mehr benutzen?
Eines der Auserwählten
Die Möglichkeit, ihre Idee in die Tat umzusetzen, ergab sich für Belbahi im November letzten Jahres – im Rahmen eines vom globalen Start-up-Netzwerk Techstars durchgeführten Start-up-Events. Hierbei konnte das anwesende Publikum sich gegenseitig die eigenen Ideen vorstellen, aus welchen am Ende sechs ausgewählt wurden, die es in die nächste Runde schafften. Anschliessend formten sich aus dem Rest des Publikums Teams mit den Gewinnern und zusammen entwickelten sie ein Geschäftsmodell für das auserwählte Konzept. Belbahis Idee war eine der sechs Auserwählten und so konnte sie mit ihrem aus sechs Mitgliedern bestehenden Team ihr Modell einigen Investoren präsentieren.
«Es war eine gute Erfahrung und wir glaubten an das Projekt – wir waren uns einig, weiterzumachen.» Weiterhin spielte der Umweltverband Impact Hub eine Rolle und zwar im Rahmen des «Circular Economy Incubator», einem Förderprogramm für neue Start-ups aus der Kreislaufwirtschaft. Das Team meldete sich an und erneut wurde sein Konzept aus schweizweit 90 verschiedenen Ideen auserwählt, um über die folgenden drei Monate mit Unterstützung des Impact Hubs den Start des Unternehmens in die Wege zu leiten – bis im April 2023 das Pilotprojekt in Zürich zustande kam. Dieses stiess schnell auf Interesse und so kam mit Lausanne bald ein weiterer Standort hinzu.
Keine Plüschtiere erwünscht
Greifbaren Erfolg bei seiner Mission konnte das Team um Belbahi bereits verzeichnen: Über 400 Kilo an Spielzeug haben sich in den Hallen bereits angesammelt – ein Kilo Plastik, welches zur Herstellung dieser benötigt wird, entspricht etwa sechs Kilo an CO2-Emissionen. «So messen wir unsere Wirkung; wir konnten bereits das Zweieinhalbfache an CO2-Emissionen wettmachen und dies ist nur der Anfang», berichtet Belbahi. In den mittlerweile sechs Monaten seit der Gründung konnte das Unternehmen bereits 400 KundInnen gewinnen – für sie eine sehr zufriedenstellende Anzahl. Sämtlicher Profit, welcher nicht in Circle Toys reinvestiert wird, geht zudem an Wohltätigkeitsorganisationen und Naturschutzvereine wie Pro Natura.
Der Verarbeitungsprozess der Spielzeuge läuft dabei folgendermassen ab: Das Team holt sie bei den KundInnen ab, bringt sie ins Lager und dann geht es in den Sortierprozess. Hierbei wird ein strikter Qualitätscheck durchgeführt; die Spielwaren sollen ganz und in gutem Zustand sein. Kaputte, nicht elektronische Spielzeuge sowie aus hygienischen Gründen Plüschtiere und Badespielzeuge werden nicht angenommen. Der Teil, der es durch den Sortierprozess schafft, wird anschliessend gründlich gereinigt und über den Webshop weiterverkauft. Preislich wird sich hier nach dem Neupreis gerichtet, wobei mindestens ein 20-prozentiger Rabatt bei Circle Toys besteht; im Durchschnitt ist das Gesamtsortiment um 50 Prozent heruntergesetzt.
Da das Team inzwischen nur noch aus drei Mitgliedern besteht, muss in den meisten Belangen von allen angepackt werden, wobei jedes Mitglied einen eigenen Spezialbereich hat – Belbahi etwa hat ihre Kompetenzen auf der finanziellen und operationellen Seite. Der Wunsch nach einem effizienteren Arbeitsprozess besteht aber trotzdem. Hierfür wird in die Zukunft des Unternehmens geblickt: «KundInnen sollen nicht nur eine Abholung buchen, sondern ihre Spielzeuge auch in designierten Sammelstellen hinterlegen können», erklärt Belbahi. Der Abholprozess sei momentan noch recht zeitintensiv. Zur Konzeption dieser Stellen befänden sie sich bereits in Gesprächen mit Geschäftspartnern.
Den Blick nach vorne gerichtet
Für Circle Toys endet das Pläneschmieden nicht bei den Sammelstellen. So wurde Ende September über die Crowdfunding-Plattform Wemakeit eine Kampagne lanciert, welche mit einem Ziel von 25’000 Franken unter anderem die Expansion des Unternehmens in weitere Standorte, die Sammelstellen und ein grösseres Lager finanzieren soll. Weiter stehen für das Team Spendensammlungen, eine Expansion in weitere Teile der Schweiz und innerhalb von fünf Jahren vielleicht sogar ins Ausland auf dem Plan.
Zusätzlich engagiert sich das Team im Bildungsbereich durch einen Aspekt, den es ebenfalls weiter ausbauen möchte: Workshops, welche in Zusammenarbeit mit verschiedenen Schulen durchgeführt werden sollen. Denn nicht nur möchte man bei Circle Toys Spielzeuge zirkulär weiterverkaufen, sondern das Wissen über den Nutzen davon für die Umwelt soll auch an die nächste Generation weitergegeben werden.
«Es geht darum, den Kindern das Konzept einer Kreislaufwirtschaft zu vermitteln. Sie sollen verstehen können, wo ihr Spielzeug herkommt, woraus es besteht, wie die Auswirkungen auf unseren Planeten aussehen und wie sie helfen können», erklärt Belbahi. Die Kinder sollen für die Wiederverwendung und das Weitergeben von nicht gebrauchten Spielzeugen sensibilisiert werden. Ohnehin ist der Gedanke an brandneue Käufe in diesem Fall eher eine Erwachsenensache – und daher auch eher irrelevant, wenn Eltern den Kindern etwas kaufen möchten: «Kinder kümmern sich eigentlich gar nicht darum, ob ein Spielzeug zuvor bereits benutzt wurde. Meine spielen beim Sortierprozess sogar mit den Spielwaren, die gar nicht durch die Qualitätskontrolle kommen», erzählt Belbahi von ihren eigenen Erfahrungen. Gerade deswegen sei sie umso glücklicher, wenn Spielzeuge ein neues Zuhause erhalten, in dem sie wieder Nutzen finden.