Free Flow Festival in Zürich

Experimentelles Festival verbindet Musikschaffende

Vom 14. bis zum 17. Juli werden sich Zürichs Strassen mit Musik füllen. Das Free Flow Festival hat am Provitreff, dem Park Platz und anderen überraschenden Orten in der Stadt Konzerte geplant. Das Festival von Guerillaclassics ist nach den Ideen der KünstlerInnen organisiert.

In diesem Jahr feiert die Non-Profit-Organisation Guerillaclassics ihr fünfjähriges Bestehen und beschenkt die Stadt Zürich vom Donnerstag (14. Juli) bis Sonntag (17. Juli) mit Livemusik. So werden zahlreiche MusikerInnen aus der Schweiz und dem Ausland in Zürichs Strassen ihr Können zeigen.

Nach der coronabedingten Konzertpause wollte Guerillaclassics ein Festival auf die Beine stellen, das den aktuellen Bedürfnissen, Ideen und Vorhaben der MusikerInnen gerecht wird. Deswegen hat der Veranstalter zahlreiche der 200 KünstlerInnen, welche die Organisation verbindet, konsultiert. Es wurde erfragt, wo die KünstlerInnen nach der Coronapandemie stehen, wie es ihnen geht, woran es ihnen künstlerisch fehlt und ob sie Ideen für das Festival haben.

Basierend auf den Rückmeldungen wurde gebrainstormt und ein Konzept für das aktuelle Festival entworfen. Auf diese Weise wollte Guerillaclassics ein Event schaffen, das den KünstlerInnen die besten Möglichkeiten gibt, zusammen zu musizieren, sich zu entwickeln und einander zu fördern. So dürfen sich die Gäste und Gästinnen dieses Jahr auf ein abwechslungsreiches Programm von Musizierenden aus mehr als 13 Ländern freuen.

Gemeinsamer Eröffnungs-Jam

Im Festival Center im Provitreff wird das Festival am Donnerstag, 14. Juli, mit einer grossen Show eröffnet. Am sogenannten «musikalischen Ping-Pong» nehmen alle Musizierenden des Festivals teil. Sie spielen jedoch nicht etwa ein gemeinsames Stück, sondern zeigen einer nach der anderen während je 100 Sekunden, was sie können.

Anschliessend spielen sie den Ball der nächsten Person zu. Auf diese Weise können die MusikerInnen einander musikalisch kennenlernen, zusammen spontane Übergänge kreieren und sich auf das Festival einstimmen.

Darauf folgt ein besonderes Stück von vier Musikern, die mit nur zwei Grand Pianos, zwei Loop-Maschinen und ihren Stimmen einen techno-akustischen Klang erarbeiten. Das Stück soll eine ungewöhnliche Atmosphäre zwischen Clubmusik und einem klassischen Konzert erzeugen.

Experimenteller Klang

Der zweite Festivaltag am Freitag, 15. Juli, startet mit einer weiteren einzigartigen Kombination von MusikerInnen und einer Tänzerin. Darunter sind Thomas Niggli, der sich hauptsächlich mit indischer Musik auseinandersetzt, eine Sängerin und zwei PerkussionskünstlerInnen. Gemeinsam sucht diese Konstellation nach ihrem eigenen Sound und dem «voce primaire», dem Ursprungsklang dessen, was die MusikerInnen aussagen möchten.

Im Provitreff folgt eine Vernissage des visuellen Künstlers Sinzo Aanza aus dem Kongo. Dieser hat archivierte Tonaufnahmen – wie zum Beispiel diejenige der Alltagskulisse des Congo Squares in New Orleans – mithilfe von künstlicher Intelligenz zu Symphonien umgewandelt. Auf diese Weise erlangen alte, fast vergessene Aufnahmen ein neues Leben. Diese Konzertinstallation kann bis Samstagabend, 16. Juli, betrachtet werden.

Sevdalinke Free Flow Festival

Die Sevdalinke sowie die Tänze dazu werden fleissig geübt. Bild: guerillaclassics Facebook

Am Park Platz in der Nähe von Letten geht das Programm mit Sevdalinken weiter. Sevdalinke sind bosnische Liebeslieder, die unter der Herrschaft des ottomanischen Reichs im 15. Jahrhundert verfasst wurden. Nun werden diese sehnsuchtsvollen Songs von Jelena Dojcinovic und Nermin Tulic vorgetragen, während das Tanzpaar Graciela Martinez und Neel Jansen die Musikstücke visuell untermalt.

Ungewöhnliche Kombinationen

Am Samstag, 16. Juli, spielt am Provitreff eine ungewöhnliche Konstellation von MusikerInnen. Shengyi Wang mit seinem traditionellen Saiteninstrument Yangqin, die Klangkünstler Oszilot und Mezzosopranistin Michaela Unsinn musizieren gemeinsam. Dabei schaffen sie eine besondere Mischung an Drone-Musik, chinesischer Volksmusik und zeitgenössischem Ambient.

Am Abend wird das Duo Black Pitch zum Motto «Exile Frequency Resonance» (Exilfrequenz Resonanz) einen Klangraum schaffen. Dabei werden die typischen Strukturen des Zusammenspiels hinterfragt und gebrochen. Entsprechend wird das gemeinsame Singen dekonstruiert, bis die Stimmen einzeln für sich sprechen.

Konzerttour und ein gemeinsames Abendessen

Am letzten Tag des Festivals, Sonntag, 17. Juli, zeigt sich das Event in einem exklusiven, besonderen Format. Dafür steigt das Publikum in einen Bus, der an verschiedenen Orten in und um Zürich hält. Welchen Konzerten wo gelauscht wird, ist noch geheim. Garantiert ist, dass sich diese dreistündige Fahrt auf unerforschte musikalische Gebiete begibt.

Essen und Zuhören

Bei Essen und Zuhören kochen die Gäste mit, während sie Livemusik oder einer Sprecherin lauschen. Bild: Instagram Essen und Zuhören @ZW Zürich

Zum Abschluss wird in der Zentralwäscherei ein gemeinsames Essen mit Gästen des Festivals und in Kooperation mit der Organisation Essen und Zuhören vorbereitet. Doch genau wie die Strecke des Busses bleibt auch das Menü geheim. Bekannt ist aber, dass die Gäste mit dem Duo GrassBlues das Abendmahl vorbereiten und dabei den Liedern von Saadet Türköz lauschen werden.

Die Tickets zu den Veranstaltungen sind auf Eventfrog.ch erhältlich. Ein Tagespass kostet 15 Franken, die besonderen Events wie die Bustour und das Abschlussessen kosten extra. Ausserdem wird ein Festivalpass für 60 Franken angeboten.

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