Im Interview mit David Armstrong, CEO Ferienpiraten.ch (HolidayPirates Group)
Das Schweizer Portal Ferienpiraten.ch ist Teil der HolidayPirates Group und mit fast zehn Millionen Facebook Fans die global größte Reisemarke auf Facebook. Das Konzept: Feriendeals mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis aus der Vielzahl an Angeboten im Internet aufzuspüren und den Nutzern direkt über die Website, Social-Media-Kanäle und App bereitzustellen.
Wann und wie kam es zur Gründung?
Die Webseite Urlaubspiraten.de, das deutsche Pendant zu Ferienpiraten.ch, ist 2011 aus einem Hobby entstanden. Gründer Igor Simonow war Student, ist selbst viel gereist und das zu unschlagbaren Preisen.
Von den Schnäppchen erzählte er auf seinem Blog, so dass sich schon bald die Nachfrage nach weiteren Tipps zu günstigen Angeboten ergab. Durch den Kontakt zu Sebastian Kaatz, der ebenfalls einen Reiseblog führte, entstand dann 2012 die Firma HolidayPirates.
Und Ferienpiraten.ch?
Laut dem Kuoni Ferienreport halten 77 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Ferien für wichtig oder sehr wichtig. Die Inspiration für die nächste Reise ist für jeden Zweiten unverzichtbar, wobei das Internet mit 85 Prozent der meist genutzte Buchungskanal ist. Bevor ich diesen Job angenommen habe, war ich über drei Jahre in der Schweiz tätig, genauer gesagt in Zug und Basel, und kannte daher den Markt recht gut. Somit war im Zuge unserer Internationalisierung die Schweiz der nächste strategisch logische Schritt. Seit Mai 2015 adressieren wir unsere Schweizer Kunden länderspezifisch mit der Marke Ferienpiraten.
Wie finden die Reiseexperten die Angebote? Gibt es ein bestimmtes Vorgehen hierfür?
Zu Beginn wurde sehr viel manuell recherchiert, manchmal auch über Metasuchmaschinen. Mittlerweile beschäftigen wir über 60 Redakteure, die nicht mehr nur manuell arbeiten, sondern auch mit eigens entwickelten Technologien und Algorithmen Datenquellen anzapfen und somit Angebote finden.
Unsere Redakteure versehen jedes Angebot mit wertvollen Reisetipps und veröffentlichen auch nur solche, die einen echten Mehrwert für unsere Nutzer darstellen. Weil unsere Redakteure sehr reiseaffin sind und eine hohe Expertise in der Branche haben, finden unsere Nutzer mit ihrer Hilfe nicht nur das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern sparen auch viel Zeit bei der eigenen Suche nach Angeboten.
Wie genau kann man sich das Geschäftsmodell vorstellen? Worüber verdienen die Ferienpiraten Geld?
Am Anfang basierte das Model auf Affiliate-Einnahmen. Wir haben Anbietern Traffic verschafft und Provision erhalten, wenn ein Kunde das Angebot angenommen hat. Mittlerweile haben wir direkte Partnerschaften mit Anbietern, die zum Teil aufgrund unserer hohen Reichweite auf uns zukommen. Aber wir veröffentlichen auch Angebote, für die wir nicht vergütet werden. Im Fokus stehen immer unsere User, denen wir definitiv kein gutes Preis-Leistungs-Angebot vorenthalten möchten. Unser Ansatz ist überhaupt nicht verkaufsorientiert, sondern rein informativ. Wir sagen „das hier haben wir gefunden und es ist aus diesem und jenem Grund ein super Angebot, das ihr buchen könnt, wenn ihr wollt“.
Gibt es Investoren?
Die HolidayPirates Group ist bootstrapped, das heißt, wir sind vollständig eigenfinanziert und haben keine Investoren an Bord. Wir hatten auch anfangs Glück, das Geschäft ohne große Investitionen organisch aufbauen und unser eigenes Geld verdienen zu können.
Das Unternehmen HolidayPirates Group gibt es nun seit 6 Jahren, seit 2014 sind Sie an Bord der Piraten und heute in der Position des CEO. Sind die Gründer noch aktiv dabei?
Seit letztem Jahr haben wir ein neues C-Level Management eingeführt. Gründer Igor Simonow ist nicht mehr Teil der Geschäftsführung, er hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Sebastian Kaatz ist weiterhin an Bord und unterstützt hier und da bei Spezialprojekten. Neben mir besteht die Leitung des Unternehmens aus dem COO Christoph von Bülow, CMO Dominik Förster und CTO Christoph Kronast.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt ihr heute?
Wir wachsen noch immer recht stark. Die HolidayPirates Group hat momentan rund 210 Mitarbeiter. Davon ungefähr 160 im Hauptsitz Berlin und weitere 50 Mitarbeiter in den internationalen Büros in London, Lyon, Belgrad, Boston und Sevilla.
10 Millionen Fans auf Facebook – das ist eine große Fan-Community. Liegt der Fokus nach wie vor auf Facebook?
Facebook ist immer noch ein sehr wichtiger Kanal für uns. Über Facebook sind wir schließlich bekannt geworden. Daneben spielen aber auch andere Social Media Kanäle eine große Rolle für uns. Hinzu kommt aber auch die App – aktuell haben wir zehn Millionen Downloads. Zudem setzen wir auch stark auf WhatsApp, besonders im Hinblick auf aktuelle Deals und Error Fares. Mittlerweile haben wir 900.000 WhatsApp-Abonnenten, die durch Push-Nachrichten auf besondere Reiseangebote aufmerksam gemacht werden möchten.
Welche sind die beliebtesten Ferienziele für Schweizer?
Unsere größte Zielgruppe, die Millennials, springen sehr gerne auf gute Flug-Deals, die auf andere Kontinente führen. Ganz nach dem Motto „wann komme ich nochmal so günstig dorthin“. Südamerika und Südostasien liegen da im Trend. Aber auch die geplanten Strandferien in Europa sind selbstverständlich ein Evergreen. In den letzten zwei Jahren zeichneten sich die Balearen, insbesondere Mallorca, als die meist gebuchte Destination für Badeferien ab. Gefolgt von Antalya (Türkei), Hurghada (Ägypten) und Heraklion (Griechenland).
Und Sie selbst – reisen Sie viel und wohin am liebsten?
Durch die Arbeit bin ich eigentlich ständig unterwegs und mittlerweile nur 50 Prozent meiner Zeit im Berliner Hauptquartier. Neben meinen Besuchen unserer anderen Standorte, bin ich weltweit auf der Suche nach und in Kontakt mit Geschäftspartnern und spreche hier und da auf Konferenzen. Dadurch, dass meine Familie in München wohnt, pendle ich ohnehin von dort nach Berlin. In den letzten Jahren sind wir recht unspektakulär vor allem mit dem Auto nach Österreich, in die Schweiz und nach Italien gefahren.