Statt die Ferien am Strand zu verbringen und an der Sonne zu liegen, wollen sich manche AbenteurerInnen während ihrer Urlaubstage freiwillig für einen guten Zweck einsetzen. In der Schweiz wie im Ausland suchen dabei viele Projekte noch nach motivierten Aushilfen für diesen Sommer.
Während die klassischen Sommerferien am Strand zwar ihren Charme haben, sind sie nicht für jedermann. Und die gewöhnlichen Touristenferien mit Stadtführern, Bustouren und einem dicht getakteten Museumsprogramm weichen heute ausgefallenen Rallys, holistischen Wellness-Retreats und längeren Austauschprogrammen. Eine beliebte Art, seine Ferien sinnvoll zu verbringen und dabei sogar einem guten Zweck zu dienen, sind Freiwilligeneinsätze.
Das Angebot an Freiwilligenarbeit ist dabei breit – es reicht vom Pflanzen von Bäumen bis zu Unterrichten von Kindern zur Aushilfe bei medizinischen Einrichtungen. Meistens ist ein Unkostenbeitrag seitens der Freiwilligen zu leisten, da die Organisation und Betreuung solcher Projekte ihren Preis hat – ohne einen Beitrag könnten diese Angebote meist gar nicht erst existieren.
Viel zu tun in Naturschutzgebieten
Den typischen Freiwilligeneinsatz gibt es nicht, denn je nach Gebiet und Einsatz gibt es Unterschiedliches zu tun. In der Schweiz werden besonders viele Freiwilligeneinsätze zur Aufwertung und Pflege von Naturschutzgebieten angeboten. Wer hier mitanpackt, ist unter anderem mit Mähen und Rechen beschäftigt. Auch sollen vielerorts Jungbäume und Neophyten, gebietsfremde Pflanzen, aus der Natur entfernt werden. Ab und zu haben Freiwillige die Aufgabe, Asthaufen oder sonstige Strukturen aus natürlichen Materialien für die Tierwelt zu bauen oder neue Teiche anzulegen.
Im Wald werden hin und wieder Schlagräumungen vorgenommen, wobei Äste, Rinden und andere unverwertbare Baumteile eingesammelt werden. Zahlreiche Freiwilligeneinsätze haben zum Ziel, freistehende Trockenmauern zu erhalten oder wiederaufzubauen. Diese Landschaftselemente aus Naturstein stellen einen wichtigen Lebensraum für Insekten dar und werden auch als kostbares Kulturgut und Zeugen traditioneller Handwerkskunst unterhalten.
Gemeinsam für die Natur
Solche Freiwilligeneinsätze leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Indem deren Lebensräume geschützt werden, erhält die lokale Flora und Fauna die beste Unterstützung, die ihr von Menschenhand gewährleistet werden kann – und zwar wortwörtlich, denn in der Natur muss vieles in Handarbeit erledigt werden. Daher sind Freiwilligeneinsätze dieser Art körperlich oft sehr anstrengend, machen aber auch Spass.
Durch die sinnvolle Tätigkeit, die meist in kleinen Teams angegangen wird, werden im Handumdrehen neue Freundschaften geknüpft und bereits bestehende Verbindungen vertieft. Wer sich also aus seiner Komfortzone wagt, wird mit bereichernden Erfahrungen und Erinnerungen fürs Leben belohnt. Auch gewinnen Freiwillige beim Einsatz in der Natur oft tiefgründiges Wissen über die Entstehung, Bewohner und Pflege der Schutzgebiete aus erster Hand von Expertinnen, welche die Einsätze organisieren und leiten.
Bauernfamilien unter die Arme greifen
In der Landwirtschaft wird ebenfalls Aushilfe benötigt, zum Beispiel beim Heuen und beim Reinigen von Wasserläufen. Weitere Tätigkeiten wie die Pflege von Obstbäumen und Aufwertungsarbeiten bei Trockenwiesen und Weiden stehen hier auf der To-do-Liste. In der Landwirtschaft besteht eine grosse Nachfrage nach Freiwilligen, da der Landdienst nicht mehr zum Schulprogramm gehört. Zur Förderung des nationalen Zusammenhalts zwischen Stadt und Land mussten Schülerinnen und Schüler von 1933 bis 1946 Bauernfamilien aushelfen. In den letzten Jahren tendiert dank des Trends zu Nachhaltigkeit und naturnahem Leben die Anzahl an Freiwilligen jedoch ein wenig zu steigen.
Insbesondere wer im Alltag fast ausschliesslich am Schreibtisch arbeitet, schätzt die Abwechslung, welche die körperliche Arbeit in der Landwirtschaft mit sich bringt. So berichten viele Freiwillige, es sei schön, sich tagsüber statt mental körperlich anzustrengen und am Ende des Tages sehen zu können, was man geleistet hat. Auch kann das Aushelfen auf dem Land als Fitnesstraining angesehen werden, das durch eine ausgewogene Ernährung mit lokal produzierten Lebensmitteln ergänzt wird. Der Perspektivenwechsel, der mit diesem neuen Lebensrhythmus auf dem Land einhergeht, kann einen neuen Blickwinkel auf die Sorgen zu Hause und das Leben allgemein ermöglichen.
Ob im Nachbarskanton oder im Ausland
Einsätze in Naturschutzgebieten und in der Landwirtschaft stellen nur einen Teil des breiten Angebots an Freiwilligeneinsätzen dar. Im Ausland wie in der Schweiz suchen Organisatoren von Ferienlagern für Jugendliche und Hilfsprojekte regelmässig nach zuverlässigen Helferinnen. Wer die Unterwasserwelt auf eine neue Art kennenlernen möchte, kann bei der Säuberung von Meeren und Korallenriffen mithelfen oder auf die Jagd nach dem invasiven Rotfeuerfisch im Atlantischen Ozean gehen. Will man lieber trocken bleiben, kann man in Thailand Elefanten beobachten und den Familien, die für die Tiere sorgen, Englisch beibringen. Studenten, die sich auf dem Gebiet der Ernährung und Medizin auskennen, sind gesundheitliche Einsätze besonders empfohlen. Zum Beispiel werden auf Fidschi Freiwillige gesucht, die Gesundheitschecks durchführen, Sport- und Ernährungspläne erstellen und die lokale Bevölkerung für Gesundheitsthemen sensibilisieren. Die Inselstaaten im Pazifik kämpfen gegen eine Übergewichtskrise an, sowie gegen zahlreiche Krankheiten wie Diabetes, da hier fast ausschliesslich fettige, frittierte und überzuckerte Gerichte gegessen werden.
Ein Vorteil davon, Freiwilligenarbeit im Ausland zu leisten, ist die Gelegenheit, eine neue Sprache zu erlernen. Je nach Einsatz verbringt man mehr oder weniger Zeit mit Einheimischen. Unter Umständen lässt sich nach dem Volontariat ein Aufenthalt anhängen, um sich in die lokale Sprache und Kultur zu vertiefen.
Durch gemeinsame Arbeit wachsen
Viele Freiwilligeneinsätze werden speziell Unternehmen und Schulklassen angeboten, denn für Kinder wie für Erwachsene stellt gemeinsame körperliche Arbeit die perfekte Gelegenheit dar, etwas ganz Neues auszuprobieren und die eigenen Grenzen zu überwinden. Nebenbei fördern solche Einsätze nachhaltig das Umweltbewusstsein sowie das Verständnis für die harte Arbeit, welche Landwirte, Naturschützerinnen und humanitäre Arbeitskräfte leisten. An der eigenen Haut lassen diese Projekte die Freiwilligen erfahren, welch hohen Aufwand zum Beispiel der Naturschutz erfordert und wie viel einfacher es ist, den Planeten jeden Tag ein bisschen zu schützen, als die Folgen der Umweltverschmutzung und des Überkonsums bekämpfen zu müssen.
Zu den grössten Anbietern von Freiwilligeneinsätzen in der Schweiz gehört Pro Natura. Die älteste Naturschutzorganisation des Landes verlässt sich auch selbst auf zahlreiche freiwillig Engagierte, die sich für Pro Natura engagieren. Eine weitere bekannte Plattform ist Agriviva. Diese vermittelt Freiwillige an rund 500 Schweizer Bauernhöfe – hier finden sich Einsatzmöglichkeiten für wenige Wochen oder gleich den ganzen Sommer lang. Internationale Plattformen wie Volunteerworld und Volunteermatch bieten derweil eine breitere Auswahl an verschiedenen Projekten aus der ganzen Welt.